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Bankencrash: Merkel kritisiert Regierungen in Washington und London

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlangte strengere Regeln für die internationalen Finanzmärkte. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) untersagte vorübergehend Leerverkäufe der Aktien von im DAX- und MDAX gelisteten Unternehmen der Finanzbranche.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlangte strengere Regeln für die internationalen Finanzmärkte. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) untersagte vorübergehend Leerverkäufe der Aktien von im DAX- und MDAX gelisteten Unternehmen der Finanzbranche. Wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten und der schwächeren Konjunktur wird der Bund seine Wachstumsprognose für 2009 vermutlich senken müssen. Dem "Spiegel" zufolge erwartet die Regierung nur noch ein Plus von 0,5 Prozent (bislang 1,2 Prozent).

Dem "Münchner Merkur" (Montag) sagte Merkel: "Ich kritisiere das Selbstverständnis der Finanzmärkte. Leider haben sie sich freiwilligen Regelungen zu lange widersetzt, unterstützt von den Regierungen in Großbritannien und den USA." Sie habe schon während der deutschen G8-Präsidentschaft im vergangenen Jahr auf mehr Transparenz bei Geldgeschäften, Rating-Agenturen und Hedge-Fonds gedrängt. Die angelsächsischen Länder hätten diese Vorschläge aber nicht ausreichend unterstützt.

Bush: "Dies ist ein großes Paket, weil es ein großes Problem war"

Die US-Regierung will ihr Rettungspaket zur Bekämpfung einer der größten Finanzkrisen der Geschichte mit 700 Milliarden Dollar zum Aufkauf fauler Kredite ausstatten. Ein unter Hochdruck am Wochenende in Washington verhandeltes Gesetz zu der historischen Auffanglösung soll noch diese Woche verabschiedet werden.

US-Präsident George W. Bush bekräftigte, dass das Rettungsprogramm trotz aller Risiken für die Steuerzahler "unerlässlich" sei. "Dies ist ein großes Paket, weil es ein großes Problem war", sagte Busch am Samstag in Washington. Die US-Demokraten sagten grundsätzlich ihre Unterstützung zu, verlangten aber "starke Aufsichtsmechanismen". Finanzminister Henry Paulson, Abgeordnete und Experten des Weißen Hauses sowie des Kongresses berieten das ganze Wochenende lang.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat das short selling der Aktien von elf im DAX- und MDAX gelisteten Unternehmen der Finanzbranche vorübergehend untersagt. Das Verbot gelte bis zum Jahresende, werde aber laufend überprüft, teilte die BaFin am Freitagabend mit. Betroffen sind Papiere von Aareal Bank, Allianz, AMB Generali Holding, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Postbank, Hannover Rückversicherung, Hypo Real Estate, MLP und Münchener Rück. Beim short selling setzen Investoren auf fallende Kurse. Geliehene Aktien werden verkauft und später zu einem niedrigeren Kurs wieder zurückgekauft. Die Differenz abzüglich der Leihgebühr ist der Gewinn.

Die Bundesregierung wird nach dem "Spiegel"-Bericht ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr deutlich nach unten
korrigieren. "Im Moment sind das alles noch Spekulationen", kommentierte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums den Bericht. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht Deutschland trotz der internationalen Finanzkrise weiter auf Wachstumskurs. "Die
Lage ist weit besser, als sie von vielen 'Möchtegern-Experten' beurteilt wird. Ich halte weiterhin ein Wachstum von bis zu zwei Prozent in diesem Jahr für möglich", sagte BDI-Präsident JürgenThumann der "Bild am Sonntag". (ml/dpa)

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