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Bankenkrise

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Bankenkrise: Das Vertrauen ist weg

Die britische HBOS-Bank hat sich mit Lloyds TSB auf eine Notfusion geeinigt. Auch die US-Investmentbank Morgan Stanley kämpft ums Überleben und sucht einen Retter. Die Notenbanken pumpen nun gemeinsam Geld in die Märkte.

Vertrauen ist an den Finanzmärkten alles - und das Vertrauen ist weg. Zwar ließ die britische Finanzaufsicht FSA wissen, dass die Hypothekenbank Halifax Bank of Scotland (HBOS) genug Kapital habe und auch nicht unter Liquiditätsnot leide, doch die Investoren scherte das wenig: Der Kurs von HBOS stürzte am Mittwoch ins Bodenlose.

Nun übernimmt die britische Großbank Lloyds TSB ihren Konkurrenten HBOS für 12,2 Milliarden Pfund (rund 15,47 Milliarden Euro). Die HBOS-Aktionäre erhalten 0,83 Lloyds-Aktien für eine Aktie ihrer Bank, womit der Wert bei 232 Pence (2,92 Euro) je Aktie liegt. Wirtschaftsminister John Hutton bestätigt, dass sich die Regierung für die Fusion einsetzt, um die "Stabilität des britischen Finanzsystems" zu gewährleisten.

Neuer Bankengigant in Großbritannien

Mit dem Zusammenschluss entsteht ein neuer Bankengigant in Großbritannien. Die neue Gruppe hält einen 30-prozentigen Anteil am britischen Hypothekenmarkt. Es wird erwartet, dass die Wettbewerbsbehörden die Fusion nicht blockieren, weil die Regierung dahinter steht. Dennoch müssen ihr die Anteilseigner beider Banken sowie die Finanzaufsicht zustimmen.

Die Papiere von HBOS hatten nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers rund 70 Prozent ihres Wertes verloren. Experten hatten einen Ansturm der Kunden auf Großbritanniens größte Hypothekenbank zwecks Auflösung der Einlagen befürchtet, nachdem seit Monaten über deren Finanzzustand spekuliert worden war. Beide Unternehmen beschäftigen zusammen rund 145.000 Mitarbeiter. Medien berichteten, dass durch die Fusion 40.000 Jobs auf dem Spiel stehen.

Morgan Stanley sucht Partner

Während auf der britischen Insel kräftig fusioniert wird, wird diese Option auch für Morgan Stanley immer wahrscheinlicher. Trotz zufriedenstellender Quartalszahlen stürzte der Aktienkurs der US-Investmentbank am Mittwoch ab. Morgan Stanley ist neben Goldman Sachs eine der zwei verbliebenen von einst fünf großen US-Investmentbanken.

Medienberichten zufolge prüft Morgan Stanley nun eine Fusion mit der US-Bank Wachovia. Zudem habe sich auch die größte US-Sparkasse Washington Mutual selbst zum Verkauf gestellt. Wachovia, die viertgrößte Bank der USA, habe Morgan Stanley gegenüber selbst Interesse an einem Zusammenschluss geäußert, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Insider. Auch andere Banken hätten bereits angeklopft.

Bei Washington Mutual sollen Verkaufsgespräche laufen. Zu den möglichen Käufern zählen die britische Bank HSBC sowie die US-Häuser J.P. Morgan Chase und Wells Fargo. Auch der US-Finanzkonzern Citigroup habe erstes Interesse an Washington Mutual angemeldet, berichtete das "Wall Street Journal".

Notenbanken handeln, Brösen bleiben unruhig

Angesichts der anhaltenden Turbulenzen im internationalen Finanzsystem haben Notenbanken weltweit in einer gemeinsamen Aktion erneut frisches Geld in die Märkte gepumpt. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellte den Finanzmärkten insgesamt 40 Milliarden US-Dollar (knapp 28 Milliarden Euro) zur Verfügung. Die US-Zentralbank Federal Reserve pumpte insgesamt 180 Milliarden Dollar in das internationale Finanzsystem. Die Bank of England kündigte eine Finanzspritze von 40 Milliarden Dollar an. Beteiligt an der gemeinsamen Aktion waren auch die Zentralbanken Kanadas und Japans.

An den Börsen bleibt es derweil unruhig: Die Aktion der Notenbanken hat den deutschen Aktien am Donnerstag einen freundlichen Start ermöglicht - der Deutsche Aktienindex (Dax) unterliegt aber großen Schwankungen. Auch an der asiatischen Leitbörse in Tokio bleibt die Stimmung nervös. Der Index Nikkei fiel am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren. (ck/dpa/AFP)

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