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Börse: Der Dax im Juni: Die Euphorie kühlt ab

30 Standardwerte steigen um 1,6 Prozent. Analysten sprechen zum ersten Mal seit 1999/2000 wieder von „Übertreibungen“.

Der Sommer hat meteorologisch und an der Börse mit Gewitterwolken begonnen. Dabei hielt der in Turbulenzen geratene Dax die Anleger in Atem. Zunächst rutschte er bis auf 7590 Punkte ab und rief die Pessimisten auf den Plan, die einen Crash voraussagten. Anschließend jedoch erholte sich der Leitindex überraschend schnell – am 20. Juni kam er bis auf fünf Zähler an sein sieben Jahre altes Allzeithoch von 8136 Punkte heran.

Doch die Nervosität hat verglichen mit den Vormonaten zugenommen. Nach einem erneuten Rücksetzer bis auf 7800 Zähler notierte der Dax am Freitag 1,6 Prozent höher als Anfang Juni. Immerhin schaffte er es im späten Handel noch über die Marke von 8000 Punkten und schloss bei 8007. Analysten sprechen zum ersten Mal seit 1999/2000 wieder von „Übertreibungen“. Und sie erinnern an mögliche Gefahren für den Aktienmarkt: Preisdruck, steigende Zinsen, langsameres Wachstum in den USA, nachlassende Gewinndynamik bei den Unternehmen – auch in Deutschland.

Verglichen mit dem Jahresanfang sieht die Dax-Bilanz allerdings immer noch sehr positiv aus: rund 21 Prozent legten die 30 größten börsennotierten Konzerne Deutschlands im Schnitt an der Börse zu. Dass es so stürmisch nicht weitergehen kann, ahnen Analysten und Investoren. Die Experten warnen vor Gewinnmitnahmen nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr.

12 von 30 Dax-Werten notieren in der Juni-Bilanz in der Gewinnzone. Allen voran: Linde. Der Industriegase-Spezialist zeigte in der vergangenen Woche einen beeindruckenden Höhenflug, für den es allerdings kaum fundamentale Gründe gab. Das scheint symptomatisch für diese Phase des Aktienbooms zu sein: wenig Nachrichten, glänzende Stimmung, technische Argumente. „Die Aktie ist charttechnisch ausgebrochen, das scheint mir noch die plausibelste Erklärung zu sein“, kommentierte ein Händler die gute Entwicklung von Linde.

Platz zwei und drei im Monats-Ranking nimmt die Siemens-Familie ein. Siemens selbst kam um acht Prozent voran, die abgespaltene Chip-Tochter Infineon stieg um 6,3 Prozent. Nach dem enttäuschenden Jahr 2006 dürften sich Infineon-Aktionäre über das gute Abschneiden freuen. Hier wirkt sich auch die gute Marktposition der Speicherchiptochter Quimonda aus. Der Preisdruck für Speicher wird in der zweiten Jahreshälfte Experten zufolge freilich weiter zunehmen.

Schlusslicht im Dax war der Versorger RWE, der nach dem unerwartet frühen Rückzug von Vorstandschef Harry Roels und angesichts der anhaltenden Klimadebatte unsicheren Zeiten entgegengeht. Das meinen zumindest Investoren: die Aktie verlor im Juni 7,8 Prozent.

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