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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Börse: Schäuble streitet mit der EU - Dax vorbörslich etwas im Minus

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble streitet mit den Finanzministern der EU bei ihrem Treffen an diesem Montag und Dienstag über die Gläubigerbeteiligung bei direkten Bankenhilfen. Der Dax liegt vorbörslich leicht im Minus.

Von Andreas Oswald

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) rechnet nicht mit einer schnellen Einigung im Streit um direkte Bankenhilfen aus dem Euro-Rettungsschirm ESM, berichtet exklusiv das "Handelsblatt". Beim Treffen der europäischen Finanzminister an diesem Montag und Dienstag in Brüssel sei „noch nicht mit einer politischen Verständigung der Euro-Gruppe zu rechnen“, heißt es in einem Papier des Bundesfinanzministeriums, das dem Handelsblatt (Montagausgabe) vorliegt. „Strittig ist unter anderem, in welchem Umfang zunächst die Anteilseigner und Gläubiger der Banken einen Beitrag geleistet haben müssen, bevor eine direkte Rekapitalisierung durch den ESM überhaupt in Betracht käme“, schreiben die Beamten von Wolfgang Schäuble in dem Vorbericht für das Treffen. „Aus Sicht der Bundesregierung wäre ein umfassendes sogenanntes Bail-in eine wesentliche Bedingung für die eventuelle Übernahme direkter Bankenrisiken durch den ESM.“ Darüber werde noch „in den kommenden Wochen intensiv diskutiert“. Das „Bail-in“ bezeichnet die Beteiligung von Eignern und Gläubigern einer Bank an einer Rettung.

Der Dax hält sich vorbörslich bei leichtem Minus auf hohem Niveau

Der Dax hält sich auf hohem Niveau. Vorbörslich pendelt das Marktbarometer leicht unter dem Vorwochenschluss. Am Freitag hatte sich der Aufschwung am deutschen Aktienmarkt fortgesetzt. Der Dax schloss 0,7 Prozent fester bei 9662 Punkten.

Damit beendete der deutsche Leitindex sieben der letzten acht Handelstage mit einem Plus. Gegenüber dem jüngsten Korrekturtief hat er knapp sechseinhalb Prozent gut gemacht. Damit liegt nun auch das Allzeithoch bei 9794 Punkten wieder in Reichweite.

In den USA bleiben die Börsen an diesem Montag geschlossen

Die Vorgaben aus Asien sind positiv. An der Börse in Tokio stiegen die Kurse. Wenig Impulse kommen heute dagegen aus Amerika. Die US-Börsen bleiben geschlossen, weil Amerika den Geburtstag des ersten US-Präsidenten, George Washington, in diesem Jahr am 17. Februar feiert. Tatsächlich wurde Washington am 22. Februar 1732 geboren.

Der Dax könnte die 10.000 Punkte in Angriff nehmen

Der Dax könnte in dieser Woche die Marke von 10 000 Punkten ins Visier nehmen. Nach dem Rücksetzer zu Jahresbeginn trauen Experten dem deutschen Leitindex den Sprung über diese symbolische Marke zu. Zugleich werden mit dem rasanten Anstieg der vergangenen Tage aber auch die vorsichtige Stimmen am Markt wieder lauter. Die laufende Berichtssaison versetze Anleger nicht gerade in einen Kaufrausch, lautet das Credo.

Größere Korrektur?

Die Frage lautet, ob die jüngste kleinere Korrektur nur ein Zwischenspiel war, oder ob sie der Beginn eine größeren Korrektur markiert, die mehrere Monate anhalten könnte. Der grundlegende Aufwärtstrend ist gemäß der Trendbestimmung nach der Dow-Theorie weiter intakt.

US-Notenbank unter Janet Yellen bestimmt weiter den Kurs

"Die US-Notenbank sorgt weiter dafür, dass Aktien praktisch alternativlos bleiben", sagt Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Hintergrund ist, dass die neue Fed-Chefin Janet Yellen in der vergangenen Woche weitgehend Kontinuität in der lockeren US-Geldpolitik versprach. "Nun sind alle Investoren erleichtert, dass Yellen den Kurs von Vorgänger Bernanke nahtlos fortsetzt." Der Dax sei entsprechend wieder auf Rekordkurs eingeschwenkt.

Auf der anderen Seite wächst bei Experten auch die Skepsis, ob das so schnell zurückeroberte Niveau dem Index auch gut bekommt. "Fundamental betrachtet bewegen sich Dividendentitel weiterhin in dünner Höhenluft", schreibt Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in seinem Wochenausblick. Die Stimmung unter Anlegern sei derzeit ohnehin wechselhaft "wie sonst nur das Wetter im April". In der laufenden Berichtssaison blieben die Gewinnperspektiven deutscher und europäischer Unternehmen hinter dem zurück, was die Erholung der konjunkturellen Frühindikatoren in den Industrieländern seit geraumer Zeit erwarten ließe, so der Experte.

Auch Markus Wallner von der Commerzbank macht bislang allenfalls gemischte Ergebnisse bei Dax- und MDAX (MDAX)-Unternehmen (MDAX) aus. Im größten deutschen Index habe die Hälfte der bislang berichtenden Konzerne die Schätzungen der Commerzbank-Experten verfehlt - insgesamt hätten die börsennotierten Gesellschaften damit schlechter abgeschnitten als vor einem Jahr und im Schnitt der vergangenen fünf Quartale.

Und Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg: "Die Schwellenländer-Thematik hinterlässt inzwischen spürbare Auswirkungen in den Bilanzen unserer Großkonzerne." Der starke Euro im Vergleich zu vielen anderen Währungen - insbesondere denen von aufstrebenden Volkswirtschaften - verteuert die Exporte deutscher Firmen. Zudem sind entstandene Gewinne im Ausland in Euro weniger wert. Die Aktienindizes seien wieder in die Nähe ihrer Höchststände vorgedrungen, so Fernow. "Deren nachhaltiges Überschreiten erwarten wir jedoch vorerst nicht." Fernow empfiehlt Anlegern, Gewinne mitzunehmen.

Die Experten der DZ Bank raten mit Blick auf die kommenden Wochen zum geduldigen Abwarten. Eine systemische Krise an den Kapitalmärkten stehe in diesem Jahr nicht ins Haus. Die Risiken seien jedoch gestiegen: Die Aktien an den Weltbörsen seien im historischen Vergleich gesehen zu teuer.

Was für den Dax in dieser Woche wichtig wird

In dieser Woche legen neben den Dax-Unternehmen Deutsche Börse (Deutsche Boerse) und Henkel (Henkel vz) auch MTU (MTU Aero Engines), Norma , Rheinmetall und die Aareal Bank aus dem MDax Zahlen vor. Auf der Konjunkturagenda steht zudem der ZEW-Index am Dienstag. Am Donnerstag dürften Anleger ein Auge auf die Einkaufsmanagerdaten aus der Eurozone und Deutschland werfen. Wichtig sind an diesem Tag auch aus den USA die Verbraucherpreise, der Philly-Fed-Index und die Frühindikatoren - Investoren ziehen aus ihnen Rückschlüsse auf die Geldpolitik und die Wirtschaftskraft der USA. (mit Reuters und dpa)

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