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Deutsche Banken: Staatsgeld wird populärer

Eine Beteiligung der großen deutschen Privatbanken am Rettungspaket wird immer wahrscheinlicher. Mit einem gemeinsamen Antrag auf staatliche Hilfe wollen die Kreditinstitute eine Abstrafung an der Börse vermeiden.

Unter Deutschlands Banken bröckelt der Widerstand gegen Staatsgeld als Ausweg aus der Finanzkrise. Nach Darstellung der Bundesregierung sind die Großbanken nun doch bereit, das 500-Milliarden-Euro Rettungspaket des Staates zu nutzen. "In den nächsten vier bis fünf Tagen wird es eine ganze Reihe von Instituten geben, die die Hilfe in Anspruch nehmen werden", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. In Frankfurt sagte der Minister am Donnerstag: "Wir haben es mit einem solchen Ausmaß an Vertrauensverlust zwischen Marktteilnehmern zu tun, dass sie inzwischen darauf angewiesen sind, sich Vertrauen vom Staat zu leihen."

In Berliner Regierungskreisen wird nach Informationen der "Financial Times Deutschland" damit gerechnet, dass die Großbanken nach Börsenschluss an diesem Freitag und vor Öffnung der Börsen am nächsten Montag gemeinsam einen Antrag auf Garantien stellen werden. Auch die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, führende Privatbanken wollten gemeinsam Kreditbürgschaften beantragen. Damit wäre die Sorge der Konzerne vom Tisch, dass einer vorpreschen muss und dafür an der Börse abgestraft wird. An den Verhandlungen sind alle großen Privatbanken - namentlich Deutsche Bank, Commerzbank, Dresdner Bank und Postbank - beteiligt.

Die Deutsche Bank beteuert weiterhin Unabhängigkeit

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, von dem die Aussage kolportiert worden war, er würde sich "schämen", wenn sein Institut in der Krise Staatsgeld annehmen würde, betonte bei der Vorlage der Quartalszahlen des Dax-Konzerns am Donnerstag: "Wir haben die abgestimmten Maßnahmen von Regierungen und internationalen Organisationen zur Stabilisierung des Finanzsystems von Anfang an begrüßt und werden sie weiter unterstützen." Der Finanzvorstand der größten deutschen Bank, Stefan Krause, bekräftigte: "Wir haben keinen Bedarf an frischem Kapital." Vor allem eine Lockerung der Bilanzregeln für kriselnde Wertpapiere bewahrte die Deutsche Bank im dritten Quartal vor einem erneuten Absturz in die roten Zahlen: Es wurden 414 Millionen Euro Überschuss ausgewiesen. Zur Frage, ob die Deutsche Bank Bürgschaften des Bundes in Anspruch nehmen werde, wollte sich Finanzchef Krause nicht äußern.

Mit den Bürgschaften will der Bund dazu beitragen, dass sich die Banken untereinander wieder Geld leihen. Der Geldmarkt, der sich nur allmählich von den Schocks der Krise erholte, war nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September erneut ausgetrocknet, weil sich die Banken untereinander misstrauen. Erster Antragsteller unter Deutschlands Privatbanken auf Hilfen aus dem Rettungspaket war am Mittwoch der Münchner Dax-Konzern Hypo Real Estate (HRE). Der Immobilienfinanzierer stand Ende September kurz vor dem Zusammenbruch, Bundesregierung und Finanzwirtschaft schnürten ein Rettungspaket mit 500 Milliarden Euro Volumen. Die Finanzaufsicht BaFin billigte die Beteiligung der Versicherer an der Rettungsaktion.

Im Landesbankenlager bekräftigte das Land Nordrhein-Westfalen als Miteigentümer der WestLB, das angeschlagene Düsseldorfer Institut plane eine Teilnahme an dem Rettungsfonds. WestLB-Chef Heinz Hilgert wolle dies den Eigentümern auf der Aufsichtsratssitzung am kommenden Montag empfehlen, sagte NRW-Finanzministers Helmut Linssen (CDU). Das Land NRW hält 38 Prozent an der WestLB. (kk/dpa)

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