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Dividenden: Geldsegen für Aktionäre

Frühlingszeit ist Dividendenzeit – das gilt sogar in Krisen wie diesen. Bis Ende Mai schütten 25 der 30 Dax-Konzerne rund 20 Milliarden Euro an die Aktionäre aus.

Frühlingszeit ist Dividendenzeit – das gilt sogar in Krisen wie diesen. Bis Ende Mai schütten 25 der 30 Dax-Konzerne rund 20 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. Zusammen mit Siemens und Thyssen-Krupp, die bereits im Januar gezahlt hatten, fließen in diesem Jahr nach Berechnungen der Commerzbank rund 22,6 Milliarden Euro Dividenden aus den Dax-Unternehmen an die Aktionäre. 22,1 Milliarden Euro gehen dabei an Stammaktien, etwa 500 Millionen Euro an Vorzugsaktien. Damit sinkt das Ausschüttungsvolumen im Vergleich zum Vorjahr zwar um rund 20 Prozent, ist aber immer noch gut doppelt so hoch wie etwa in den Jahren 2003 und 2004.

Weil die Aktienkurse seit dem vergangenen Jahr deutlich stärker gesunken sind als die Dividenden, liegt die Dividendenrendite des Dax mit rund fünf Prozent so hoch wie selten zuvor. Bei einigen Aktien wie Thyssen-Krupp, BASF oder RWE bekommen die Aktionäre sogar neun Prozent oder mehr (siehe Grafik). Im Schnitt schütten die Dax-Unternehmen rund 46 Prozent ihrer Gewinne an die Aktionäre aus – so viel wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Die Politik ist empört über das hohe Ausschüttungsvolumen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) fordert von den Unternehmen, auf Dividendenzahlungen zu verzichten und stattdessen in Arbeitsplätze zu investieren. Und auch die Gewerkschaften appellieren an die Verantwortung der Unternehmen für ihre Beschäftigten. Für die zuletzt arg gebeutelten Aktionäre ist der Dividendenregen dagegen ein Trostpflaster. Wenn schon die Kurse immer weiter sinken, dann bieten die Dividendenausschüttungen wenigstens eine kleine Kompensation.

Doch allein auf die Dividenden zu schauen, sei gefährlich, warnen Experten: „Dividenden sind in den Aktienmärkten immer nachlaufende Indikatoren – ein Blick in den Rückspiegel“, sagt Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank. „Der richtige Einbruch wird sich sicher erst 2010 zeigen.“ Bis dahin würden sich die sinkenden Unternehmensgewinne auch in sinkenden Dividenden niederschlagen. Die Autobauer zum Beispiel, die ihren Aktionären für das abgelaufene Jahr noch teilweise ordentliche Dividendenrendite bieten, dürften im kommenden Jahr gar nichts mehr ausschütten, erwarten die Analysten. In anderen Branchen, wie etwa bei den Energieversorgern oder Versicherungen, rechnet die Commerzbank dagegen auch für 2009 mit hohen Dividenden.

Die Strategie, auf dividendenstarke Aktien zu setzen, ist seit Anfang der 90er Jahre populär. Damals fand der US-Vermögensverwalter Michael O’Higgings heraus, dass Aktien mit einer hohen Dividendenrendite (Dividende je Aktie durch Aktienkurs, mal 100) in der Vergangenheit deutlich besser abschnitten als Aktien mit einer geringeren Ausschüttung. Mittlerweile weiß man jedoch, dass dieses Gesetz nicht immer gilt. „Es gibt auch immer wieder Phasen, in denen Aktien mit hoher Dividendenrendite vergleichsweise schlecht abschneiden“, sagt Aktienstratege Hürkamp. Eine solche Phase dauert seit etwa einem Jahr an. Wer Anfang 2008 auf Aktien mit besonders hoher Dividendenrendite gesetzt hat, musste zum Teil herbe Kursverluste hinnehmen. Damals lockten etwa die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank mit Dividendenrenditen von 5,5 beziehungsweise 4,5 Prozent. Heute gehören die Titel zu den größten Verlierern der zurückliegenden Monate. Auch in den USA galten vor einem Jahr noch Werte wie General Motors oder Citigroup als besonders dividendenstark – Unternehmen, die heute nur noch durch massive Staatshilfe überleben können.

Ablesen lässt sich die aktuelle Misere der Dividendentitel auch am Div-Dax, dem Index, der die 15 Dax-Werte mit der höchsten Dividendenrendite zusammenfasst. Jahrelang entwickelte sich der Div-Dax im Gleichschritt zum Dax, in guten Börsenzeiten sogar etwas besser. Doch seit Mai 2008 haben sich die beiden Indizes deutlich auseinanderentwickelt. Während der Dax um rund 46 Prozent einbrach, verlor der Div-Dax fast 55 Prozent. Ähnlich sieht es bei Dividendenfonds aus. Der größte deutsche Fonds, der DWS Top Dividende, glänzte zwischen 2004 und Anfang 2007 mit einer besseren Performance als Vergleichsindizes wie Dax oder Dow Jones. Seitdem hat der Fonds jedoch Schwierigkeiten, sich abzusetzen. Commerzbank-Stratege Hürkamp rät Anlegern deshalb genau zu differenzieren. „Man sollte schon im Auge haben, ob ein Unternehmen Dividende ausschüttet“, rät der Experte. Das einzige Kriterium dürfe dies aber nicht sein.

Stefan Kaiser

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