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Trichet

© dpa

EZB: Notenbank lässt sich nicht erweichen

Trotz des gesunkenen Ölpreises und der unsicheren Konjunkturaussichten hegt die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit keine Absichten, den Leitzins zu senken.

Der Rat des Instituts ließ den Satz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld beschaffen können, am Donnerstag mit 4,25 Prozent unverändert. „Wir haben derzeit keine Tendenz in irgendeine Richtung, wir haben die Zinsen ja erst Anfang Juli angehoben“, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.

Die Risiken für die Preisstabilität zeigten nach oben, sagte Trichet. Er warnte erneut vor Zweitrunden-Effekten in Form von starken Lohnsteigerungen oder Abgaben- und Steueranhebungen. Erst im Laufe des Jahres 2010 werde die Inflationsrate in Europa auf etwa zwei Prozent sinken, sagte Trichet. Bei dieser Marke sind für die EZB die Preise stabil. Für das laufende Jahr erwartet sie eine Inflationsrate von 3,5 Prozent, wie Trichet in einer neuen Projektion erklärte. Für 2009 rechnet die Notenbank mit einem deutlichen Rückgang der Preissteigerungsrate auf 2,6 Prozent.

Dem Rückgang des Ölpreises schenkt Trichet aber noch wenig Vertrauen. „Wir leben in einer Welt hoher Volatilität. Die Märkte gehen hoch und runter.“ Die Hauptsorge der Währungshüter gilt aber offenbar den Tarifrunden, etwa in der deutschen Metallindustrie. Die hohen Öl- und Lebensmittelpreise dürften nicht automatisch auf die Abschlüsse durchschlagen, warnte der EZB-Chef.

Volkswirte halten die Furcht der EZB vor einer anhaltend hohen Inflation für übertrieben. Der Höhepunkt sei überschritten, sagt Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Angesichts der Wirtschaftsschwäche hätten die Firmen kaum die Möglichkeit, ihre Produkte zu verteuern. Schon 2009 werde sich die Inflationsrate wieder der Zwei-Prozent-Marke nähern. Die Zinserhöhung von Anfang Juli war für Mayer ein Fehler. Die EZB hätte eher die Zinsen senken sollen, sagte er.

Derweil macht sich der Abschwung immer stärker in der deutschen Industrie bemerkbar. Die Auftragseingänge sind im Juli im achten Monat in Folge gesunken, wie aus den Zahlen des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Dies ist seit Beginn der Aufzeichnungen noch nicht vorgekommen. Preis- und saisonbereinigt sind die Bestellungen zum Vormonat um 1,7 Prozent zurückgegangen. Auch in den kommenden Monaten werde die Schwächephase anhalten. 

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