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Finanzkrise: Anlegerschützer fordern Umkehr der Beweislast bei Bankgeschäften

Rund 30.000 Anleger sollen Zertifikate der Bank Lehman Brothers gekauft haben. Sie alle sind schlecht beraten worden. Ihr Geld bekommen sie dennoch nicht zurück - sie müssen ein Verschulden bei der Beratung nachweisen. Nun fordern Anlegerschützer eine Umkehr der Beweislast.

Angesichts von tausenden von der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers betroffenen Anlegern fordern Anlegerschützer die Umkehr der Beweislast. Bislang sei es so gut wie unmöglich, ein Verschulden bei der Beratung nachzuweisen, erklärte der Vorsitzende des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (Dias), Volker Pietsch.

Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) erklärte Dias zufolge anlässlich des Anlegerschutztages in Berlin, ein Geschädigter müsse, um Ansprüche gegen eine Bank geltend zu machen, arglistiges Verhalten nachweisen. Dafür brauche er aber meist Einblicke in interne Unterlagen der Bank. Und die Bank gebe Wissen und Beweismittel nicht freiwillig heraus. Eine Umkehr der Darlegungs- und Beweislast sei "längst überfällig". Der Gesetzgeber müsse "Waffengleichheit" zwischen Anlegern und Banken herstellen.

Pietsch erklärte, Verbraucherverbände und Dias hätten mittlerweile einen "recht guten Überblick" darüber, wie und in welcher Form Beratungen in den Banken abliefen und immer noch ablaufen. Bankberater stünden nach wie vor unter einem "immensen Verkaufsdruck" und würden nach Dias-Erkenntnissen häufig gegen den Grundsatz der anlage- und anlegergerechten Beratung verstoßen, erklärte Pietsch.

Fonds für Geschädigte der Finanzkrise gefordert

Bereits am Samstag hatte die Initiative geschädigter Lehman-Anleger in Frankfurt eine Petition vorgestellt und verteilte sie an Passanten in der Innenstadt. Sie fordert die Bundesregierung auf, einen Prozesskosten- und Beweissicherungsfonds für Geschädigte der Finanzkrise, vor allem für Geschädigte des Bankhauses Lehman, einzurichten. Es sei eine "ruhige Aktion" gewesen, in deren Verlauf rund 50 Helfer die Menschen auf der Straße informierten, berichtete Marek Brükner, Gründer der Frankfurter Arbeitsgruppe der Initiative.

Der Fonds solle dazu beitragen, Beweise für Fehlberatungen im In- und Ausland zu ermitteln und sicherzustellen sowie bei Verfahren gegen Banken alle Geschädigten zu ermitteln und durch eine Hotline zu betreuen.

Mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September wurden zahlreiche Inhaberschuldverschreibungen des Instituts wertlos. Nach Schätzungen haben über 30.000 Anleger in Deutschland diese Zertifikate gekauft. Am Freitag hatte ein erster Kläger einen Zivilprozess um Schadensersatz gegen seine Sparkasse verloren. Diese habe keine Beratungsfehler begangen, befand das Landgericht Frankfurt. (nis/dpa/AFP)

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