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Finanzkrise im Internet: "Kapitalismus funktioniert nicht“

Das hat Greenspan gesagt. Was das Web an Expertenmeinungen, Börsenprognosen, Debatten, Nachrichten und Hilfen zur Finanzkrise zu bieten hat.

Von Andreas Oswald

Soll man jetzt einsteigen? Oder verkaufen? Das Auf und Nieder der Börsen, die dramatische Rettung der Welt vor dem Untergang wäre auch Stoff für Krimis und erhöht bei Anlegern, Riestersparern aber auch allen, die den Untergang des Kapitalismus fürchten oder herbeisehnen, das Informationsbedürfnis. Hier ein Überblick über interessante Webseiten.

Dramatik und Hintergründe
Die aktuellen Nachrichten, die das spannende Geschehen zwischen Börsen, Politik und Banken wiedergeben, erfährt der Leser am besten in journalistisch aufbereiteter Form wie in der Online-Ausgabe des „Wall Street Journals“, der „New York Times“, oder bei „Cnn.money“, „Bloomberg“ oder auf deutsch beim Online-Auftritt des „Handelsblatts“. Alle diese Auftritte bringen auch zeitnah kursrelevante Nachrichten. Bisweilen finden sich Perlen, wie bei der „New York Times“, die kürzlich Alan Greenspan mit einem historischen Ausspruch zitierte, der auch heute wieder aktuell ist. Am 22. Februar 2002, da waren gerade Enron und andere Konzerne pleitegegangen und Vorstände vor laufenden Kameras in Handschellen abgeführt worden, forderte der damalige Chef der US-Notenbank in einer Krisenrunde massive staatliche Maßnahmen. Als die Anwesenden Skepsis zeigten, rief er aus: „Capitalism is not working“ – Kapitalismus funktioniert nicht, eine Ansicht, die sich die US-Regierung mit ihren Verstaatlichungen und massiven Interventionen inzwischen zu eigen gemacht hat.
www.nytimes.com
www.wsj.com
www.cnnmoney.com
www.bloomberg.com
www.handelsblatt.de

Debatten in den USA
Wer wissen will, was Star-Ökonomen über die Märkte und die Finanzkrise sagen, wird in zahlreichen US-Blogs fündig. Da warnt Nobelpreisträger Gary Becker vor der Verstaatlichungswut der US-Regierung. Becker veröffentlicht zusammen mit seinem Partner, dem Star-Juristen Richard Posner, becker-posner-blog.com. In dem stark debattierten Blog „The Big Picture“ meldet sich der Analyst und ehemalige Wertpapierhändler Barry L. Ritholtz mit harscher Kritik an der US-Regierung zu Wort. Oder der Ökonom Robert Shiller von der Yale-University, der Anfang der 80er Jahre als einer der Ersten die Theorie von der Effizienz der Märkte in Frage stellte. Auch er lässt kaum etwas Gutes an der US-Regierung mit ihrem staatsdominierten Kapitalismus. Eine Ausnahme ist der Harvard-Ökonom Greg Mankiw, der in seinem Blog die Rettungspläne gutheißt. Das Londoner Centre of Economic Policy Research versammelt auf dem Blog VoxEU hochkarätige Wissenschaftler, die sich zu aktuellen und grundlegenden Themen äußern. Originell und kompetent ist der Freakonomiks- Blog des Chicagoer Wirtschaftsprofessors Steven D. Levitt und des Journalisten Stephen J. Dubner, die den Erfolgstitel „Freakonomics“ geschrieben haben.
www.bigpicture.typepad.com
www.freakonomics.com
www.voxEu.com
www.greg-mankiw.blogspot.com
www.becker-posner-blog.com

Charts, Fakten, Tipps, Vorhersagen
Was tun in schwierigen Börsenzeiten? Mancher überlegt, seine Aktien zu verkaufen, manchen packt das Fieber. Ist jetzt ein günstiger Einstiegspunkt? Viele Anleger wollen jetzt Kurse beobachten oder suchen nach Tipps, wo man einsteigen könnte. Das ist zwar eher keine gute Idee, aber Neugier und Abenteuerlust sind oft stärker als die Vernunft. Die am meisten von Entscheidern in Banken und Unternehmen genutzte Webseite für zuverlässige Kurs- und andere Informationen ist onvista.de. Weitere vielgenutzte und sehr ausführliche Informationsquellen sind wallstreet-online.de, finanztreff.de oder godmode-trader.de. Jeder fühlt sich von einer anderen Webseite besser angesprochen, das kann an der Aufmachung liegen, oder an der Tonlage, in der Autorenbeiträge geschrieben sind. Da ist manche Webseite nicht ganz frei von angeberischem Habitus und Besserwisserei, beides kann Gift für rationale Anlageentscheidungen sein. Aber die meisten der Angebote sind in sich heterogen. Die verschiedensten Schulen der Marktanalyse sind vertreten, da kann sich der Leser gut eine eigene Meinung bilden, was er für nachvollziehbar und wen er für seriös hält. Vorsicht ist bei Analysten geboten, die glauben, sie könnten sichere Vorhersagen treffen. Bekanntlich kann das keiner, aber da es dafür ein Publikum gibt, gibt es immer wieder Leute, die entsprechende Prognosen abgeben – und damit gewaltig daneben liegen können.
Sieht man von diesen Wahrsagern ab, dann bieten die Webseiten zahlreiche fundierte Analysen, die als Grundlage für eine eigene Handelssystematik dienen können. Vor allem kann sich der Anleger anhand der Charts ein eigenes Bild von den Märkten machen. Er kann Indikatoren eingeben, die ihm zeigen, ob ein neuer Trend vorliegt. Auch kann er sich über Finanzinstrumente informieren. Zum Beispiel ETFs, mit denen er auf einen Index setzen kann, um sein Risiko zu streuen und Fondsgebühren zu sparen. Nicht zuletzt gibt es hier aktuelle kursrelevante Nachrichten. Das alles hat natürlich auch einen Animationseffekt. Wer partout das Spekulieren nicht lassen kann, für den hat manche Webseite aber auch richtigen Rat parat: Nie mehr Geld riskieren, als man maximal verlieren will. Und nie die Stopploss-Order vergessen, die den Verlust begrenzt und bei stetigem Nachziehen nach oben den Gewinn sichert.
www.onvista.de
www. wallstreet-online.de
finanztreff.de
godemode-trader.de
boerse-go.de

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