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Finanzkrise: Immobilienpreise sinken auf Niveau der Neunziger

Investmentberater Lasalle nennt Korrekturen "brutal", sieht aber Gelegenheiten zum Einstieg in England. Doch noch ist der "Teufelskreislauf" nicht durchbrochen.

Berlin - Die Finanzkrise hat die internationalen Immobilienmärkte wie eine „Schockwelle“ ergriffen. Doch wenn die Erschütterungen vorüber sind, dann „wird es so gute Kaufgelegenheiten geben wie nie zuvor“. Dieser Überzeugung ist Claus Thomas, Chef von Lasalle Investment Management. Die international tätigen Berater zählen namhafte Investoren zu ihren Kunden. Und einige steigen schon wieder ein in den krisengeschüttelten Immobilienmarkt – von England.

Denn dort sind die Preise Lasalle zufolge im Jahr 2008 um mehr als ein Drittel gefallen – und werden im Laufe dieses Jahres im Vergleich zum Boomjahr 2007 halbiert sein. Deutschland stünden Preiskorrekturen noch bevor. Die Krise werde „eine Reihe von Fondsinitiatoren in die Insolvenz treiben“, sagt Thomas. Wegen der Pleiten und Notverkäufe würden Büro- und Geschäftshäuser bald „zu so niedrigen Preisen gehandelt wie schon seit über zehn Jahren nicht mehr“, sagt Thomas – gute Gelegenheiten für Käufer.

Dieser Zeitpunkt ist aber noch lange nicht gekommen. Die Berater hüten sich auch vor einer Prognose, wann die Baisse endet und sprechen von einer „Risiko-Intoleranz“ unter Investoren. Das soll heißen, dass nur voll vermietete Immobilien mit solventen Nutzern und lang laufenden Mietverträgen Käufer finden – wenn die Mieteinnahmen nach Abzug der Kosten den Investoren eine Kapitalverzinsung von 5,5 Prozent einbringen. Das sind ein bis zwei Prozent mehr als vor Beginn der Finanzkrise.

Zurzeit sind solche Geschäfte selten, denn der „Teufelskreislauf“ ist noch nicht durchbrochen. Der geht so: Die Banken verleihen kein Geld, die Umsätze der Firmen schrumpfen, deshalb verkleinern sie ihre Büro- und Produktionsflächen. Daher sinkt die Immobilien-Nachfrage – und das macht Investitionen so riskant.

Der Lasalle-Geschäftsführer schreckt nicht vor klaren Worten zurück: „Abrupt und brutal“ löse sich die „größte Krediteausweitung, die die Welt jemals erlebt hat“, gegenwärtig auf. Doch Thomas ist auch davon überzeugt, dass sich das globale Finanzsystem über kurz oder lang stabilisieren wird. Wann dieser Zeitpunkt indes kommt, das „weiß zurzeit niemand“. Ralf Schönball

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