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Finanzkrise: J.P. Morgan Chase übernimmt Bear Stearns

An der Wall Street herrscht weiter Aufruhr: Die US-Handelsbank J.P. Morgan Chase kauft die angeschlagene Wall-Street-Bank Bear Stearns. Die US-Notenbank versucht unterdessen alles, um Panikreaktionen an den Finanzmärkten entgegenzuwirken.

Angesichts einer drohenden Verschärfung der Finanzkrise hat die US-Notenbank die Übernahme der ins Trudeln geratenen Investmentbank Bear Stearns durch die drittgrößte US-Bank J.P. Morgan Chase mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Milliarden Dollar (18,9 Milliarden Euro) abgesichert. Wie die Fed am Sonntagabend (Ortszeit) nach einer Krisensitzung mitteilte, wurde zugleich ein neues Kreditprogramm aufgelegt, mit dem sich große Wall-Street-Investmentbanken von Montag an Kurzzeitkredite sichern können. Zusätzlich wurde der Diskontsatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Satz, zu dem sich Banken bei der Fed Liquidität verschaffen können, liegt nunmehr bei 3,25 Prozent.

Die Maßnahmen der Notenbank, die in einer höchst ungewöhnlichen Wochenendsitzung beschlossen wurden, sollen befürchteten Panikreaktionen an den Finanzmärkten am Montag entgegenwirken. Mit dem neuen Kreditprogramm würden den 20 größten US-Investmentbanken kurzfristig Mittel zur Verfügung gestellt, teilte die Fed in Washington mit.

Übernahme durch Aktientausch

Zuvor hatte J.P. Morgan Chase den Kauf ihrer ins Straucheln geratenen Konkurrentin Bear Stearns angekündigt. Wie das Unternehmen in New York mitteilte, soll die Übernahme durch einen Aktientausch erfolgen. Man sei bereit, Bear-Stearns-Anteile gegen 0,05473 eigene Aktien zu tauschen. Auf Basis des Schlusskurses vom vergangenen Freitag ergibt dies einen Preis von rund zwei Dollar pro Aktie. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben dem Vorschlag zugestimmt. Bear Stearns war als bisher prominentestes Opfer der Finanzkrise in Not geraten.

Mit sofortiger Wirkung übernimmt J.P. Morgan Chase die Handelsverpflichtungen von Bear Stearns und ihrer Tochtergesellschaften sowie die Aufsicht über sämtliche Operationen des Managements, hieß es in der Mitteilung des Bankhauses. Die Transaktion soll bis Ende des zweiten Quartals 2008 abgeschlossen sein.

"Wir sind froh, ihr Partner zu sein"

"J.P. Morgan Chase steht hinter Bear Stearns", sagte Konzernchef Jamie Dimon. "Bear Stearns Kunden und Vertragspartner sollen sich sicher fühlen, dass J.P. Morgan für Bear Stearns Vertragsrisiken garantiert. Wir heißen ihre Kunden, Vertragspartner und Angestellten in unserer Firma willkommen, und wir sind froh, ihr Partner zu sein." J.P. Morgan beschäftigt rund 180.000 Menschen.

Bear Stearns war die Liquidität Ende vergangener Woche weitgehend ausgegangen und sie musste eilig von J.P. Morgan Chase und der regionalen Notenbank von New York gestützt werden. Die Aktien waren daraufhin am Freitag um 45,88 Prozent auf 30,85 Dollar eingebrochen. Bear Stearns ist die kleinste der fünf großen New Yorker Investmentbanken.

Einstieg des größten chinesischen Brokerhauses könnte platzen

Am Sonntag war zudem bekanntgeworden, dass ein erst im vergangenen Jahr vereinbarter milliardenschwerer Einstieg des größten chinesischen Brokerhauses CITIC Securities zu platzen droht. Wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtete, kann das Unternehmen ein Zustandekommen des Geschäfts "nicht garantieren". Es sei kein "formelles Abkommen" unterzeichnet worden. Der chinesische Broker, der zur staatlichen China International Trust & Investment Corp. gehört, hatte im Herbst seinen Einstieg mit sechs Prozent bei Bear Stearns für eine Milliarde Dollar angekündigt. Im Gegenzug wollte sich Bear Stearns an dem Geschäft der Chinesen beteiligen.

Offensichtlich wurde die Krise bei Bear Stearns erstmals im vergangenen Sommer, als zwei Hedge-Fonds der Bank im Zusammenhang mit dem Kollaps am US-Hypothekenmarkt zusammenbrachen. Für das vierte Quartal musste die Bank erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust ausweisen. Wegen fauler Kreditpapiere bereinigte Bear Stearns schließlich im gesamten Geschäftsjahr 2007 (30. November) Wertverluste von 1,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn brach auf 233 Millionen Dollar ein, nach 2,1 Milliarden Dollar im Vorjahr. (smz/dpa/AFP)

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