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Finanzkrise: KfW verliert 300 Millionen Euro in Island

Die Negativnachrichten bei der KfW reißen nicht ab: Erst hatte die Staatsbank Probleme mit der inzwischen verkauften IKB, dann überwies sie 320 Millionen Euro an die insolvente Investmentbank Lehman. Nun bringen Geschäfte in Island das Institut in Schwierigkeiten.

Nach dem Desaster bei Lehman Brothers steht die KfW erneut in der Kritik: Die staatliche Förderbank räumte ein, im Strudel des isländischen Bankencrashs einige Millionen verloren zu haben. Die KfW war im Fördergeschäft und bei der Geldanlage mit insgesamt 288 Millionen Euro in Island engagiert, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Frankfurt. "Wir gehen davon aus, dass wir einen Teil der Gelder zurückbekommen." Zusammen mit einer Staatsanleihe, Schuldscheinen und weiteren Geschäften beträgt das gesamte Island-Volumen der KfW sogar über 500 Millionen Euro.

Nach eigenen Angaben hat die KfW bereits vor Gericht auf die Rückzahlung von 150 Millionen Euro Darlehen geklagt, die an die Glitnir-Bank ging und an norwegische Mittelständler gezahlt werden sollten. Rund 138 Millionen Euro seien in Wertpapieren (Bankbonds) - unter anderem bei der angeschlagenen und inzwischen verstaatlichten Kaupthing-Bank - angelegt gewesen. Es handelt sich nach KfW-Angaben um branchenübliche Geschäfte. Als Risikovorsorge hat die Staatsbank rund 100 Millionen Euro zurückgestellt, falls es zu Ausfällen kommt.

Die Gelder hängen fest

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums hat die KfW zusätzlich über die dänische Tochter einer isländischen Bank Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro sowie 45 Millionen Wertpapierinvestments getätigt. "Diese unterliegen jedoch einer dänischen Staatsgarantie, so dass derzeit kein Abschreibungsbedarf besteht", schrieb das Ministerium in einer Antwort auf eine FDP-Anfrage.

Weiterhin hält die KfW Wertpapiere der Republik Island in Höhe von 52 Millionen Euro. Deren Verkauf sei im derzeitigen Marktumfeld nicht sinnvoll. Zudem besitzt die KfW-Tochter IPEX-Bank Schuldscheine von 100 Millionen US-Dollar eines isländischen Versorgungsunternehmens. Hier werde derzeit kein Abschreibungsbedarf gesehen, berichtete das Ministerium. Die Darlehen an die isländischen Banken dienten der Förderung des Mittelstands. Die KfW bewege sich damit im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Auch der Wertpapierkauf ausländischer Institute gehört laut Ministerium zum normalen Liquiditätsmanagement.

Der FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler forderte in Berlin: "Die Bundesregierung muss nach den Skandalen um die IKB, um die Lehman-Brothers-Überweisung und nun um das Island-Geschäft endlich bei der KfW aufräumen." Die KfW müsse ihr Risikomanagement verbessern und der Bankenaufsicht unterstellt werden. "Die KfW ist dabei, buchstäblich den letzten Kredit zu verspielen." Der CDU-Haushaltsexperte Steffen Kampeter mahnte, nicht jedes KfW-Geschäft nachträglich zu skandalisieren. Er erinnerte daran, dass sich dort deutsche Banken insgesamt mit über 21 Milliarden US-Dollar engagiert hätten.

KfW macht überwiegend Negativschlagzeilen

In den vergangenen Monaten war die KfW mehrfach wegen Geldverlusten in die Schlagzeilen geraten. Mitte September hatte die staatliche Förderbank eine Überweisungspanne von knapp 320 Millionen Euro an die bereits insolvente US-Investmentbank Lehman Brothers eingestanden. Bei ihrer einstigen Düsseldorfer Beteiligung IKB musste die KfW Milliarden zuschießen. Die IKB hatte sich am Markt für faule US-Kredite verspekuliert und war in Existenznot geraten. Nur Hilfen von KfW, Bund und Bankenwirtschaft in Höhe von 9,8 Milliarden Euro retteten die Bank. Die Hauptlast schulterte die KfW.

Unterdessen verhandelt die Bundesregierung weiter mit der isländischen Regierung über die Entschädigung von 30.000 deutschen Kunden der Kaupthing-Bank. "Wir gehen davon aus, dass die isländische Einlagensicherung greift und Island seinen rechtlichen Verpflichtungen gegenüber den deutschen Sparern nachkommen wird", teilte das Finanzministerium mit. Konkrete Verhandlungsergebnisse gebe es derzeit noch nicht zu vermelden. (saw/dpa)

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