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© dpa

Finanzkrise: Sorge um die Autozulieferer

Wirtschaftsminister Glos trifft die Branche zum Krisengipfel. Kritik übte er an Banken und Kreditversicherern.

Berlin - Die Lage der deutschen Autoindustrie und ihrer Zulieferer ist nach den Worten des Bundeswirtschaftsministers Michael Glos (CSU) „besorgniserregend“. Nach einem mehrstündigen Gespräch mit Vertretern der Branche in Berlin sagte Glos am Montag, die Nachfrage- und Auftragseinbrüche würden von Quartal zu Quartal größer. „Am deutlichsten merkt es der Autohandel“, sagte der Minister. Es sei zu befürchten, dass sich die Entwicklung in Kürze auch bei der Beschäftigung bemerkbar mache.

Zusätzliche Hilfen über die beschlossenen Schritte hinaus seien aber nicht geplant. Zunächst müsse die Wirkung der Maßnahmen abgewartet werden – etwa die Kfz-Steuerbefreiung für abgasarme Neuwagen oder die Bereitstellung zinsgünstiger KfW-Darlehen.

Nach Schätzungen des Importeurverbandes VDIK sind die Pkw-Neuzulassungen im November um einen zweistelligen Prozentsatz gesunken. Offen sei, ob der Rückgang höher ausgefallen sei als im März 2007. Damals waren die Neuzulassungen um 14 Prozent zurückgegangen.

Glos und der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, zeigten sich vor allem besorgt über den Rückzug von Kreditversicherern. Auch sei die Kreditvergabe durch Banken zögerlicher als erforderlich. „Es besteht die wachsende Sorge, dass sich die Kreditversicherer und einige Banken aus der deutschen Automobilbranche zurückziehen“, sagte Wissmann. Wenn dies nicht gestoppt werde, drohe die gesamte Lieferkette zusammenzubrechen. „Wir appellieren an alle Banken, sich ihrer Verantwortung für die Realwirtschaft bewusst zu werden“, sagte Wissmann.

Nach einer Studie der Mittelstandsbank IKB, die dem „Handelsblatt“ vorliegt, steht den Zulieferern das Schlimmste noch bevor. Danach wird die Branche ihren konjunkturellen Tiefpunkt frühestens Ende 2009 durchlaufen. 2011, eher aber 2012 oder später dürfte die Branche nach Meinung des Autors der Studie, Karsten Gebhardt, wieder auf das hohe Output-Niveau von 2007 zurückkehren. Die Autoteile-Hersteller stehen damit vor dem schwierigsten Jahr seit 1993. „Besonders hart wird der Abschwung die kunststoffverarbeitenden Lieferanten sowie diejenigen unter den Zulieferern treffen, die in größerem Umfang an Hersteller schwerer Nutzfahrzeuge liefern“, sagte Gebhardt. Die meisten deutschen Zulieferfirmen gingen allerdings in relativ guter Verfassung in die Krise.

Bosch und Continental haben sich wegen der Flaute Kurzarbeit verordnet. Continental will am Donnerstag die ersten Beschäftigten in Kurzarbeit schicken. Die Produktion von Lkw-Reifen in Hannover werde aus Mangel an Aufträgen vom 4. Dezember bis 4. Januar ruhen, sagte eine Sprecherin. Betroffen sind 600 der 2700 Beschäftigten. Bei Bosch gilt Kurzarbeit schon für fast 4000 Beschäftigte. Am Wochenende hatte die Schaeffler-Gruppe, die Conti übernehmen will, Berichte bestätigt, sie schließe Kurzarbeit nicht aus. Die 1700 Leiharbeiter in Deutschland würden „weitestgehend nicht mehr abgefragt“, sagte ein Sprecher. mit HB

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