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Finanzkrise: Staat bringt Citigroup unter Kontrolle

Mit einer gigantischen Rettungsaktion stützt die US-Regeirung die ehemals größte Bank der Welt – und die Börsen atmen auf. Die Unterstützung ist an strenge Auflagen gekoppelt.

Die Aktienmärkte haben am Montag mit einem Kurssprung auf die staatliche Rettung der US-Bank Citigroup reagiert. Die Aktie, die seit Jahresanfang 80 Prozent verloren hat, stieg zeitweise um knapp 60 Prozent und zog Finanzpapiere weltweit nach oben. Der Dax gewann 10,3 Prozent, der Dow Jones 4,9 Prozent. "Die US-Regierung unternimmt die nötigen Schritte, um das Finanzsystem zu stärken und US-Steuerzahler sowie die US-Wirtschaft zu schützen", hieß es in einer Erklärung des Finanzministeriums, der Einlagensicherung und der Notenbank.

Branchenbeobachter reagierten mit gemischten Gefühlen. Das Ausmaß der Finanzhilfen wirkte beruhigend, warf aber zugleich die Frage nach den möglichen Risiken in anderen Bilanzen auf. "Die Folgen eines Zusammenbruchs von Citi wage ich mir gar nicht auszumalen", sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Klaus Peter Müller, erleichtert in einer ersten Reaktion. "Das wäre Lehman hoch zehn."

Die einst größte Bank der Welt musste in einer beispiellosen Stützungsaktion vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Das schwer angeschlagene Institut bekommt eine staatliche Bürgschaft für riskante Kreditpapiere über bis zu 306 Milliarden Dollar (241 Milliarden Euro) und eine erneute Kapitalspritze von 20 Milliarden Dollar. 25 Milliarden Dollar hatte die Citigroup bereits früher erhalten - bei einem Börsenwert von zuletzt gerade einmal 20 Milliarden Dollar. Der Staat übernimmt im Gegenzug weitere Vorzugsaktien im Wert von 27 Milliarden Dollar, die mit acht Prozent verzinst werden. 7,8 Prozent der Citigroup-Aktien sind nun in Staatsbesitz. Außerdem muss die Bank Einschränkungen im Geschäftsbetrieb hinnehmen. Die Dividende wird massiv reduziert. Außerdem werden die Einkommen der Bankmanager einschließlich ihrer Boni begrenzt. Die Regierung gab der Bank zudem auf, in die Klemme geratenen Hausbesitzern zu helfen.

Auch die deutschen Banken profitieren

"Der Staat wird Einfluss auf die Geschäftspolitik der Citigroup nehmen", sagte Analyst Dieter Hein von Faire search. Die Expansion in riskante Geschäftsfelder sei untersagt oder nur unter strengen Auflagen möglich. Folgen für den Wettbewerb auf dem globalen Bankenmarkt und insbesondere für die deutschen Banken werde dies aber kurzfristig nicht haben. "Alle Banken in den Industrieländern profitieren direkt oder indirekt von staatlichen Rettungspaketen", sagte Hein, also auch die deutschen Banken. Die privaten Geschäftsbanken seien hierzulande außerdem an öffentlich- rechtliche Konkurrenten wie Sparkassen sowie Landes- und Genossenschaftsbanken gewöhnt. Am Wettbewerbsumfeld habe sich deshalb wenig geändert, zumal die Citigroup ihr Deutschlandgeschäft an die französische Crédit Mutuel für 4,9 Milliarden Euro verkauft habe.

Die Citigroup-Finanzspritze beansprucht den Rettungsfonds der US-Regierung so stark, dass Finanzminister Henry Paulson offenbar über noch höhere Ausschüttungen an die notleidenden Banken nachdenkt. Insgesamt waren in seiner Amtszeit 250 Milliarden der insgesamt 700 Milliarden Dollar für die Finanzbranche gedacht. Den Rest wollte Paulson seinem Nachfolger zur Disposition überlassen. Allein 90 Milliarden Dollar direkter Hilfe sind aber schon an die Citigroup sowie den weltgrößten Versicherer AIG geflossen. Mittlerweile hat die US-Regierung weit über eine Billion Dollar zur Überwindung der Krise eingesetzt.

Glück im Unglück hat der seit einem Jahr amtierende Citigroup-Chef Vikram Pandit. Der 51-Jährige darf im Amt bleiben. Er streicht derzeit die Arbeitsplätze um 75 000 auf weltweit 300 000 zusammen und verkauft Konzernteile. Doch auf der Bank lasten nach wie vor große Risiken: Allein die hypothekenbasierten Wertpapiere, die Citi außerhalb seiner Bilanz führt, betragen bereits 667 Milliarden Dollar. Alle Vermögenswerte innerhalb und außerhalb der Bilanz addiert, segelt der Bankenkoloss mit Vermögenswerten von mehr als drei Billionen Dollar durch die schwere Wirtschaftskrise. (mit HB)

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