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Finanzkrise: Straßen flicken statt neue bauen

Handwerk hofft auf schnelle Impulse durch Hilfsprogramm der Bundesregierung. 2008 blieb die Beschäftigung stabil.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH sieht das Land auf dem richtigen Weg im Kampf gegen die Rezession. Die Betriebe könnten vom Maßnahmenpaket der Bundesregierung profitieren, wenn die öffentliche Hand, wie geplant, zügig ihre vergabereifen Infrastrukturinvestitionen auf den Weg bringe, sagte ZDH-Präsident Otto Kentzler. Zusätzliche Mittel seien erforderlich „zum Stadtumbau und für Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen, die vielerorts dringend modernisiert und energetisch saniert werden müssen.“ Der private Konsum könne durch eine Senkung des Solidaritätszuschlages von 5,5 auf 3,3 Prozent gesenkt werden, „ohne den Solidarpakt zu gefährden“, sagte Kentzler.

Das Handwerk dürfte stärker als andere Wirtschaftszweige vom 23-Milliarden-Paket gegen die Krise profitieren. Zum einen werden die Programme zur energieeffizienten Gebäudesanierung um insgesamt drei Milliarden Euro bis 2011 aufgestockt. Zudem wird der 20-prozentige Steuerbonus für Handwerkerleistungen in Privathaushalten ab 1. Januar verdoppelt. Von Rechnungen über insgesamt maximal 6000 Euro können dann bis zu 1200 Euro steuerlich abgesetzt werden. Die Regelungen für Handwerksarbeiten sollten aber denen für handwerksnahe Dienstleistungen angeglichen werden, forderte Kentzler. Dort können 20 Prozent von bis zu 20 000 Euro abgesetzt werden. „Ziel ist es doch, die privaten Haushalte als Auftrag- und Arbeitgeber zu stärken und die Schwarzarbeit einzudämmen“, sagte Kentzler. Es gebe keinen Grund, Unterschiede zu machen.

"Löcherflicken würde Betrieben und Mitarbeitern helfen"

Obwohl die Rezession nun auch im Handwerk zu spüren sei, erwartet der ZDH noch eine positive Bilanz für das Gesamtjahr 2008. Die Betriebe seien sehr gut in das Jahr gestartet, sagte Kentzler. Zur Jahresmitte habe die Dynamik nachgelassen, „bis heute hält sich die Abschwächung der Realwirtschaft aber in Grenzen“, betonte der ZDH-Präsident. Der Umsatz der Betriebe werde 2008 wohl um ein Prozent auf 495 Milliarden Euro steigen. Die Beschäftigung bleibe stabil bei 4,84 Millionen Mitarbeitern. Ziel für 2009 sei es, im Handwerk das Umsatzniveau und auch die Beschäftigung zu halten.

Dazu seien allerdings weitere Maßnahmen der Politik erforderlich, etwa eine Vergaberechtsreform, die kleinen und mittleren Betrieben bessere Chancen eröffne. Auch müsse sichergestellt werden, dass Mittelständler weiterhin Kredite bekämen. „Gerade Privatbanken, die staatliche Hilfen in Anspruch nehmen, müssen nachprüfbar ihrer Verpflichtung nachkommen, ein angemessenes und ausreichendes Finanzierungsangebot für den Mittelstand bereitzustellen“, sagte Kentzler.

Besonders stark von der Krise betroffen sind das Kfz-Gewerbe und der Bau. „Es wird kaum noch neu gebaut und von der energetischen Sanierung bleiben nur fünf bis zehn Prozent bei den Baubetrieben hängen“, sagte Kaspar-Dietrich Freymuth, Präsident der Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg dem Tagesspiegel. Um Entlassungen zu vermeiden, müsse der Staat schnell handeln. „Große Investitionen wie neue Bundesstraßen nützen uns jetzt wenig, die haben vier bis fünf Jahre Vorlauf. Wenn die Löcher in Berlins Straßen geflickt würden, wäre den Betrieben und ihren Mitarbeitern schneller geholfen.“

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