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Finanzkrise: US-Banken: Ausverkauf bei Citigroup

Suche nach Wegen aus der Krise: Unter dem Druck neuer Milliardenverluste verschärft der US-Finanzkonzern Citigroup seinen Ausverkauf. Auch eine Aufspaltung ist möglich.

Mit dem Kurswechsel verabschiedet sich die zu den größten Opfern der Finanzkrise zählende Citigroup vom Modell eines überall tätigen Finanz-Supermarkts. Im ersten Schritt gibt sie ihr Handelsgeschäft mehrheitlich an die Investmentbank Morgan Stanley ab. Der Finanzkonzern wolle zudem künftig das Kerngeschäft strikt von nicht erfolgreichen Geschäftsfeldern abtrennen, berichtete die "New York Times" am Mittwoch. So würde eine Art "bad bank" für Altlasten entstehen. Später sei eine völlige Zerlegung der Bank in zwei eigenständige Unternehmen möglich.

Auf der Verkaufsliste steht laut "Wall Street Journal" nun ein Drittel des Konzerns - weit mehr als bisher. Im vergangenen Jahr gab die Citigroup unter anderem bereits das deutsche Citibank-Privatkundengeschäft ab. Der seit gut einem Jahr amtierende Konzernchef Vikram Pandit kündigte auch schon den Abbau zehntausender Stellen auf rund 300.000 Mitarbeiter an. Der heutige Finanzriese Citigroup entstand im Kern vor gut zehn Jahren aus der Fusion der Häuser Citicorp und Travelers sowie durch zahlreiche Zukäufe. Die Wurzeln reichen fast 200 Jahre zurück.

Neues Broker-Unternehmen steigt zum Branchenführer auf

Das neue kombinierte Broker-Unternehmen von Citigroup und Morgan Stanley steige zum weltweiten Branchenführer auf, teilten die Häuser am Dienstagabend mit. Es verwalte Kundengelder von 1,7 Billionen Dollar (1,3 Billionen Euro) und beschäftige mehr als 20.000 Händler und Finanzberater. Pandit war einst selbst bei Morgan Stanley. Die Citigroup bringt für einen 49-Prozent-Anteil an dem neuen Unternehmen ihr bisher unter dem Namen Smith Barney laufendes Handelsgeschäft ein und bekommt in bar 2,7 Milliarden Dollar. Durch Buchgewinne verdient sie an dem Geschäft 5,8 Milliarden Dollar nach Steuern, eine willkommene Geldspritze für die angeschlagene Bank.

Nach bereits vier tiefroten Quartalen in Folge wird bei der Citigroup auch für das Schlussquartal 2008 ein Milliardenverlust erwartet. Im Gesamtjahr könnte sich das Minus damit auf mehr als 20 Milliarden Dollar belaufen. Der Staat stützte die Citigroup kürzlich mit 45 Milliarden Dollar und ist nun größter Anteilseigner. Allein im vergangenen Jahr verlor die Bank fast 80 Prozent ihres Börsenwerts. Zum Handelsstart am Mittwoch stürzte die Aktie um fast 15 Prozent auf rund fünf Dollar ab.

Überraschend will die Citigroup ihre Bilanz 2008 nun schon an diesem Freitag vorlegen, knapp eine Woche früher als geplant. Dabei wird Pandit US-Medien zufolge den Konzernumbau verkünden. Die Bank konzentriere sich künftig auf das Geschäft mit großen Firmen und reichen Privatkunden sowie auf ein Zweigstellennetz für Jedermann in ausgewählten Ländern. Pandits Zukunft an der Konzernspitze ist Berichten zufolge ungewiss. An den heutigen Problemen sind laut Kritikern zwar seine Vorgänger Schuld. Er selbst habe aber nicht schnell genug gehandelt und das Modell des Allfinanz-Konzerns zu lange verteidigt. Wegen der Schieflage müsse bereits der deutschstämmige Verwaltungsratschef Sir Winfried Bischoff seinen Posten bald räumen, hieß es. (mfa/dpa)

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