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New York

© dpa

Finanzkrise: Weltweite Zinssenkung kann Börsen nicht helfen

Der Internationale Währungsfond warnt vor einer globalen Rezession. Die Wachstumsprognose in Deutschland wird für das kommende Jahr deutlich geringer ausfallen. Indes spüren bereits die Unternehmen die Finanzkrise bei der Kreditvergabe. Die Banken handelten deutlich restriktiver.

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Angst vor einer Rezession und weiteren Bankenpleiten hat am Mittwoch die Panik an den weltweiten Aktienmärkten verschärft. An den Börsen in Europa, Asien und Amerika brachen die Leitindizes angesichts der Finanzkrise erneut dramatisch ein. Eine überraschende, gemeinsame Leitzinssenkung der sieben wichtigsten Notenbanken der Welt sorgte nur kurz für Entspannung.

Großbritannien, Spanien, Italien und Österreich planen, mit Milliardensummen und staatlichen Garantien für Sparer ihre Finanzindustrie zu stabilisieren. US-Präsident George W. Bush rief gestern in einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur internationalen Zusammenarbeit auf. Zu diesem Zweck schlug US-Finanzminister Henry Paulson eine Sonderkonferenz der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) vor. Ein baldiges Ende der Finanzkrise sei nicht absehbar, sagte Paulson.

Massives Einbrechen der Konjunktur erwartet

Derweil verdichten sich die Anzeichen für ein massives Einbrechen auch der deutschen Konjunktur. Wie Regierungskreise am Mittwoch bestätigten, werde die Bundesregierung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr von 1,2 Prozent auf "nahe null" senken.

Das würde auch für die Etatplanungen der großen Koalition nicht folgenlos bleiben. Bei einem Nullwachstum erwartet der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestages, Otto Fricke (FDP), ein Einnahmeloch von sechs Milliarden Euro. "Damit ist das Ziel der Bundesregierung, den Etat 2011 auszugleichen, ohne Sparprogramm nicht mehr zu erreichen", sagte Fricke am Mittwoch dem Tagesspiegel.

Restriktivere Kreditvergabe

Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Finanzkrise die Welt 2009 an den Rande einer Rezession bringen. Die Wirtschaftsleistung werde mit drei Prozent so schwach wachsen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Für Deutschland erwartet der IWF nach einem Plus von 1,8 Prozent in diesem Jahr nur noch eine Stagnation.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung zeigte sich mit einer Wachstumsprognose von einem Prozent optimistischer. Zwar befänden sich die Finanzmärkte in der heftigsten Krise seit Jahrzehnten – die reale Wirtschaft jenseits der Bankenbranche funktioniere aber weiter. Dennoch berichtet bereits ein Viertel der deutschen Unternehmen, die Banken seien bei der Kreditvergabe restriktiver.

Wertpapierhandel zeitweise ausgesetzt

Der deutsche Leitindex Dax verlor zeitweise 8,6 Prozent und rutschte deutlich unter die 5000-Punkte-Marke. Am Ende des Börsentages lag der Index für die 30 wichtigsten deutschen Konzerne noch immer mit 5,9 Prozent bei 5013 Punkten im Minus. Zuvor hatte der Markt in Tokio gut neun Prozent verloren. In Frankreich, Ungarn, Rumänien und Indonesien wurde der Aktienhandel zeitweise gestoppt, in Russland ist er noch immer eingestellt. Auch an den US-Börsen verpuffte die Zinssenkung schnell. Der Dow-Jones-Index schloss nach nervöser Berg- und Talfahrt zwei Prozent im Minus.

Die Notenbanken der Euro-Zone, der USA, und Großbritanniens senkten ihre Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt, genau so wie die Währungshüter in Schweden, der Schweiz, Kanada und China. Es war die erste derartige Aktion seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Bei niedrigeren Leitzinsen können sich Banken billiger Geld bei der Zentralbank leihen. Dies soll durch billigere Kredite für Firmen und Verbraucher die Wirtschaft ankurbeln.

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