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WaMu

© AFP

Finanzkrise: Zweitgrößte US-Sparkasse ist pleite

Nächster Finanzschock für die USA: Während die Verhandlungen zwischen der Regierung und dem Kongress über ein Milliarden-Rettungspaket für den Finanzsektor in einer Sackgasse stecken, muss nun auch Washington Mutual, die zweitgrößte Sparkasse der USA, ihre Geschäfte einstellen - die größte Bankenpleite in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

In der bislang größten Bankenpleite der Finanzkrise in den USA hat die Washington Mutual ihre Geschäfte einstellen müssen. Die US-Behörden schlossen am Donnerstagabend (Ortszeit) die zweitgrößte Sparkasse des Landes mit Sitz in Seattle. Wie die Bankenaufsicht FDIC bekannt gab, übernimmt die Bank JPMorgan Chase für 1,9 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) große Teile der Konkurrentin. Die Übernahme kam auf Drängen der Behörden zustande, weil die FDIC wegen der zwölf Bankenpleiten der vergangenen Monate ein Einspringen auch in diesem Fall nicht verkraftet hätte.

Den Angaben zufolge übernimmt JPMorgan Chase die Banken der Washington Mutual-Gruppe (WaMu), die Washington Mutual Bank und die Washington Mutual FSB, sowie deren Einlagen, Aktiva und einige Verpflichtungen. Das Grundkapital und die Gesamtschulden der WaMu sind von der Transaktion ausgeschlossen. Aktionäre und Gläubiger der Gruppe dürften also leer ausgehen. Die WaMu verfügt über Aktivposten in Höhe von 309 Milliarden Dollar und ist damit die größte der 13 Banken, die bislang der Krise an den Finanzmärkten zum Opfer fällt.

Regierung drängt J. P. Morgan zur Übernahme

J. P. Morgan Chase will nun nach eigenen Angaben die Integration der Unternehmen und die Umbenennung bis Ende 2010 abschließen. Durch die Übernahme entstehe die größte US-Sparkasse mit Kundeneinlagen von mehr als 900 Milliarden Dollar, erklärte die FDIC. Außerdem entstehe dadurch ein Filialnetz, das 42 Prozent der US-Bevölkerung erreiche. Die Bank wird damit ihre Präsenz an der US-Westküste verstärken und die Zahl ihrer Filialen auf 5400 erhöhen können. Im Zuge der Übernahme sollten weniger als zehn Prozent der Zweigstellen geschlossen werden, teilte das Unternehmen mit. Die Kosten für die Fusion will die Bank nach eigenen Angaben in einer Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Dollar steuerlich geltend machen.

Washington Mutual mit Hauptsitz in Seattle hatte als einfache Sparkasse begonnen, mit dem Immobilienboom der vergangenen Jahre ihre Aktivitäten aber besonders auf den Hypothekenmarkt ausgerichtet. Im Zuge der Krise um faule Immobilienkredite verlor die Aktie des Konzerns seit Jahresanfang etwa 80 Prozent seines Werts. Die angeschlagene Bank hatte Berichten zufolge auch bei Investmentfonds wie Carlyle und Blackstone wegen einer möglichen Übernahme vorgefühlt.

Berichten zufolge drängten die Behörden JPMorgan Chase zur Übernahme der Washington Mutual. Die US-Regierung habe einen Käufer für die angeschlagene Bank finden müssen, weil eine Übernahme durch die FDIC deren Einlagensicherungsfonds ernsthaft gefährdet hätte, berichtete die "New York Times". Die 1933 im Zuge der Weltwirtschaftskrise gegründete FDIC sichert bei ihren Mitgliedsbanken individuelle Spareinlagen von bis zu 100.000 Dollar ab.

Zwiespältige Reaktionen an der Wall Street

Die Sparkasse beschäftigte zur Jahresmitte mehr als 43.000 Mitarbeiter in über 2200 Zweigstellen verteilt auf 15 US- Bundesstaaten. Zuletzt strich WaMu tausende Stellen und kürzte das Geschäft mit Hauskrediten radikal. Wegen ihrer Probleme stand die Sparkasse bereits unter verschärfter staatlicher Aufsicht und hatte ihren Chef ausgewechselt. Erst vergangene Woche stellte sie sich selbst zum Verkauf. Mehrere Banken winkten aber Medienberichten zufolge ab.

J.P. Morgan Chase übernahm im Zuge der Finanzkrise in diesem Jahr bereits die notleidende US-Investmentbank Bear Stearns. Auch damals war der Staat am Zustandekommen des Geschäfts beteiligt. Der Finanzkonzern gab zudem bereits vor einigen Monaten ein Angebot für WaMu ab, blieb damals aber erfolglos.

Allein seit Anfang vergangener Woche fielen der Kreditkrise  damit reihenweise große US-Finanzhäuser zum Opfer. Die Investmentbank Lehman Brothers meldete Teilinsolvenz an und wird zerschlagen. Wettbewerber Merrill Lynch rettet sich in die Arme der Bank of America. Der Versicherungsriese AIG musste vom Staat durch einen Mega-Kredit vor dem Aus bewahrt werden und steht vor dem Verkauf weiter Konzernteile. Im laufenden Jahr war in den USA vor WaMu zudem bereits ein Dutzend kleinerer und mittelgroßer Banken zusammengebrochen.

Die Rettungsaktion für WaMu wurde an der Wall Street in ersten Reaktion noch in der Nacht zwiespältig aufgenommen. Der Kauf sei ein Zeichen der Stärke von J.P. Morgan Chase und damit positiv für den Finanzmarkt. Zugleich zeige die jüngste Notübernahme aber auch, dass die Kreditkrise noch lange nicht ausgestanden sei, so Experten. (iba/dpa/AFP)

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