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Ackermann

© dpa

Finanzmarktkrise: Zittern zum Jahresende

Die Krise an den Finanzmärkten ist noch längst nicht vorbei. Die Angst lässt die Aktienkurse fallen.

Frankfurt am Main/Berlin - Nach neuen Milliardenabschreibungen bei Banken und Versicherungen wächst die Unruhe an den Finanzmärkten. „Die Nervosität hat sich merklich erhöht“, sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am Montag bei einer Finanzkonferenz in Frankfurt am Main. Umso mehr sei es geboten, „größere Transparenz über eingetretene Verluste und noch gehaltene Positionen herzustellen“, forderte Ackermann die Konkurrenz auf. Auch Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller und Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis wollten noch keine Entwarnung geben. Die Börsen gingen am Montag erneut auf Talfahrt. Der Dax verlor 1,3 Prozent auf 7511 Punkte. Der M-Dax gab sogar um 4,1 Prozent auf 9276 Punkte nach.

Die Krise, die im Sommer auf dem US-Immobilienmarkt begonnen hatte, zieht sich deutlich länger hin als noch vor einigen Wochen erwartet. Ursprünglich wollten die Großbanken die Verluste durch geplatzte Immobilienkredite nach dem dritten Quartal abhaken. Doch US-Institute wie die Bank of America, JP Morgan Chase und Morgan Stanley mussten in den vergangenen Tagen weitere Wertberichtigungen für das vierte Quartal ankündigen. Am Montag veröffentlichte Goldman Sachs eine Analysten-Studie, wonach die größte amerikanische Bank, die Citigroup, in den kommenden Monaten mit Abschreibungen in Höhe von 15 Milliarden Dollar (rund zehn Milliarden Euro) rechnen muss. Neben den von der Citigroup bereits angekündigten Wertberichtigungen von elf Milliarden Dollar im vierten Quartal erwarten die Goldman-Analysten zusätzlich im ersten Quartal 2008 Abschreibungen in Höhe von vier Milliarden Dollar. Auch in Europa greift die Krise weiter um sich. Am Montag kündigte der Schweizer Rückversicherer Swiss Re unerwartet hohe Abschreibungen an.

Diese Meldungen zogen vor allem die Finanzwerte an den Aktienmärkten weiter ins Minus. In New York gaben Aktien der Citigroup um mehr als fünf Prozent nach. In Deutschland verloren vor allem die Papiere von Allianz, Commerzbank und Hypo Real Estate.

„Es ist noch viel zu früh, um bei diesem Thema Entwarnung zu geben“, sagte Commerzbank-Chef Müller, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken ist, in Frankfurt. Völlige Klarheit über das Ausmaß der Verluste herrsche wohl erst im Frühjahr, wenn die Jahresabschlüsse für 2007 vorlägen. „Das deutsche Bankensystem hat sich bislang als robust und stabil erwiesen“, sagte Müller.

Bisher haben die Turbulenzen zu Wertberichtigungen bei Banken in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar geführt. Experten schätzen, dass sich die Gesamtbelastungen am Ende auf bis zu 250 Milliarden Dollar belaufen dürften. Sparkassenpräsident Haasis sagte am Montag, kaum ein Institut werde wohl letztlich von der Krise völlig verschont bleiben. Dennoch sind die deutschen Großbanken bisher eher glimpflich davongekommen. Die höchsten Verluste meldete die Deutsche Bank mit 2,2 Milliarden Euro im dritten Quartal. Das soll es dann aber auch gewesen sein. Bei der Dresdner Bank, einer Tochter des Allianz-Konzerns, sollen dagegen zu den bisher knapp 600 Millionen Euro noch weitere Abschreibungen hinzukommen.

Die Auswirkungen der Krise auf die Konjunktur sind umstritten. Deutsche- Bank-Chef Ackermann erwartet zwar ein schwächeres Wachstum auch in Deutschland. Ein ernster Abschwung oder gar eine Rezession seien aber weder hierzulande noch weltweit wahrscheinlich, sagte er. Allerdings dürfte der Staat die Krise wohl bei den Steuereinnahmen spüren. Davor warnt jedenfalls die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Die Höhe der Mindereinnahmen ließe sich aber noch nicht genau abschätzen.

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