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Gericht: Nächstes Lehman-Opfer erhält Entschädigung

Zum zweiten Mal hat das Hamburger Landgericht einem Kleinanleger Schadenersatz für ein Zertifikat der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers zugesprochen.

Geklagt hatte eine 61 Jahre alte Kundin der Hamburger Sparkasse (Haspa). Sie hatte im Oktober 2007 eine Lehman-Anleihe im Wert von 10.000 Euro erworben, die nach der spektakulären Pleite der US-Bank im vergangenen September mittlerweile faktisch wertlos ist.

Die Bank habe die Frau bei dem Verkauf nicht hinreichend darüber aufgeklärt, ob und gegebenenfalls in welcher Höhe sie selbst an dem Verkauf verdiene, entschied die zuständige Zivilkammer. Damit sei sie ihrer Verpflichtung zur "anlegergerechten Aufklärung" nicht hinreichend nachgekommen.

Die Bank habe ihre Kundin nicht über "die Erwartung einer Handelsspanne und deren Höhe" aufgeklärt, sagte der Vorsitzende Richter. Zwar habe die Haspa ihr allgemeines Informationsmaterial überreicht, in der auch auf die Möglichkeit einer Gewinnmarge für die Sparkasse hingewiesen wurde. Das allein sei aber nicht ausreichend gewesen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte eine andere Kammer des Hamburger Landgerichts einem Haspa-Kunden 10.000 Euro Schadenersatz für ein Lehman-Zertifikat zugesprochen. Auch bei diesem Urteil hatte der zuständige Richter die fehlende Aufklärung über die Marge kritisiert.

Die Haspa kündigte an, auch gegen das neue Urteil Berufung beim Oberlandesgericht (OLG) einzulegen. Gerichte verlagerten nachträglich das gesamte Anlagerisiko auf die Banken und kreierten rückwirkend "neue Aufklärungspflichten", sagte Unternehmenssprecherin Stefanie von Carlsburg.

Verbraucherschützer begrüßten das Urteil. Man gehe nun davon aus, dass zumindest vor Landgerichten weitere Entscheidungen zugunsten von Geschädigten fielen, sagte Gabriele Schmitz, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg.

Allein in der Hansestadt sind derzeit Dutzende Klagen geschädigter Lehman-Anleger anhängig, die bei ihren Banken und Sparkassen Lehman-Zertifikate gekauft hatten. Bundesweit schätzen Experten die Zahl der Betroffenen auf 30.000 bis 50.000.

ZEIT ONLINE, dpa, sp

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