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Goldbarren

© dpa

Klassische Geldanlage: Alles drängt zum Gold

Vor allem Privatleute kaufen die Lager leer. Anlage-Experten raten bei Investitionen in das Edelmetall aber zur Vorsicht. Die individuelle Beratung ist vor einem Ankauf angebracht.

Sparbuch auflösen, Aktien verkaufen, das Vermögen in Gold anlegen. Vor allem Kleinanleger suchen in Krisenzeiten reflexartig Zuflucht in dem Edelmetall – auch dieser Tage wieder: Goldhändler sprechen von einer Verdreifachung der Nachfrage gegenüber dem Vorjahr. Das treibt auch den Preis. Am Mittwoch stieg er für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) an der Londoner Börse um vier Prozent auf rund 913 US-Dollar (670 Euro). Damit nähert sich der Preis weiter seinem Allzeithoch vom März dieses Jahres, als die Feinunze 1030 Dollar kostete.

Gold ist physisch greifbar, die Menge ist weltweit begrenzt. Daher gilt es als besonders stabile Anlageform. Doch stimmt das wirklich? Sein Preis erlebte historisch ähnlich große Schwankungen wie andere Anlagen. Auf Gold gibt es keine Zinsen, die Lagerung größerer Mengen zu Hause ist riskant. Wer Barren zur Sicherheit in einem Bankschließfach deponiert, zahlt auch noch Gebühren.

Renomierte Goldhändler lahmgelegt

Alles Gründe, die dagegen sprechen, Geld in barem Gold anzulegen. Und doch: Einer der größten Edelmetallhändler, Pro Aurum, teilte mit, es würden keine Goldbestellungen mehr angenommen. Ein Mitarbeiter sagte am Mittwoch, sein Haus sei bereits "lahmgelegt" durch die vielen Anrufer, und die Lager seien weitgehend leer. Auch ein Sprecher des Goldhändlers Westgold aus dem niedersächsischen Lindhorst sagte: "Wir werden totgeschlagen mit Aufträgen." Bei Großbanken ist die Lage entspannter: Hypovereinsbank, Postbank und Commerzbank teilten mit, dass die Nachfrage "in geregelten Bahnen" verläuft.

Woher kommt der Run aufs Gold? "Die Anleger handeln stets entweder aus Gier oder aus Angst. Derzeit aus Angst", sagte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, dem Tagesspiegel. "Goldkäufer sind nicht auf hohe Renditen aus, sondern suchen Sicherheit." Diese könne man allerdings nur bedingt im Gold finden, sagt er.

Gold federt Inflationsrisiken ab

Die Volatilität, also das Ausmaß der Preisschwankung, sei gerade in Krisenzeiten extrem hoch. Man brauche gute Nerven oder eben viel Geduld, um auch Flauten auszusitzen. Der Vorteil an Gold sei aber, dass man damit die Inflationsrisiken abfedern könne. "Goldanlagen lohnen sich theoretisch für jeden, auch für den Kleinstsparer, aber ich würde dringend davon abraten, das gesamte Ersparte in Gold anzulegen", sagte Weinberg. Ein Anteil von fünf bis zehn Prozent sei vernünftig, mehr nicht.

Auch bei der Berliner Sparkasse fragen derzeit viele Kunden nach – vor allem ältere Menschen, wie eine Sprecherin sagt. "Aber meistens sehen die nach einen Beratungsgespräch von dem Plan ab. Wir erklären, dass Gold langfristig eher eine unattraktive Anlageform ist."

Papier, Barren oder Münzen?

Kunden, die doch Gold kaufen wollen, vermittelt die Sparkasse an Goldhändler. Dort sind Münzen beliebt, etwa der klassische Krügerrand aus dem größten Goldförderland Südafrika, oder Barren. Verbraucherschützer warnen dabei regelmäßig vor dem Kauf von speziellen Gedenkmünzen, weil man da für den Sammlerwert mitzahlt, den der Laie aber nur schwer beurteilen kann. Und doch ist das handfeste Metall gefragt, daher schieben die Angestellten bei Goldgroßhändlern wie Heraeus und Ögussa derzeit Überstunden, um mehr Barren zu gießen.

Viele Experten erinnern daran, dass es meist mehr Sinn macht, Gold-Anleihen in Papierform zu kaufen. Diese Wertpapiere werden an der Börse gehandelt. Ihr Wert entspricht fast 1:1 der Entwicklung des Goldpreises. Für jede Anlage ist die Menge zudem physisch hinterlegt. Bei einigen Anlagen kann man nach einer Frist sogar darauf bestehen, das Gold tatsächlich geliefert zu bekommen. Bei Gold-Papieren fallen Kosten von mindestens einem Prozent des Kaufpreises an – deutlich weniger als beim Erwerb von Barren und Münzen, wo Käufer auch noch einen Aufschlag zahlen, wenn sie relativ geringe Mengen kaufen.

Individuelle Beratung ist angebracht

Commerzbank-Experte Weinberg rät, sich über den Kauf von Gold über so genannte "Exchange-traded funds" (ETF) individuell beraten zu lassen. Eine ungleich riskantere Form sind Anlagen bei den Gold-Förderfirmen, sogenannte Minenfonds. "Diese Unternehmen sind, wie alle anderen auch, von der Konjunktur abhängig und haben in Zeiten der Krise auch Probleme, Kredite zu bekommen", sagte Weinberg. Da könne man sein Geld auch genauso gut in jede andere Aktie, jeden Fonds oder Rohstoff investieren, meint der Analyst.

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