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Ben Bernanke

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Kreditkrise: US-Zinssenkung reicht Anlegern nicht aus

Fed-Chef Ben Bernanke senkt den US-Leitzins um 0,75 Prozentpunkte, um Druck aus dem Aktienmarkt zu nehmen. Der folgende Ausflug des Dax in die Gewinnzone war aber von kurzer Dauer - und auch den US-Börsen ist der Zinsschritt nicht groß genug.

Die US-Zentralbank hat ihren Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent gesenkt. Der Schritt kam kurz vor der ersten Öffnung der US-Aktienmärkte nach den schweren weltweiten Verlusten an den Börsen.

Der Deutsche Aktienindex reagierte sofort auf den Zinsschritt. Der Leitindex, der den gesamten Vormittag im Minus verharrt hatte, tendierte gegen 14.30 Uhr bei 6813 Punkten 0,3 Prozent über dem Schlusskurs des Vortags. Kurz darauf rutschte der Dax jedoch wieder ein Prozent in die Verlustzone. Auf der einen Seite sorge die Zinssenkung in den USA zwar für Erleichterung. "Diese Aktion zeigt dem Markt aber im Umkehrschluss, wie dramatisch die Lage ist", erläuterte ein Börsianer den nur kurzzeitigen Wechsel des Dax ins Plus.

"Nun haben wir einen Bärenmarkt"

Auch die US-Anleger überzeugte Notenbank-Chef mit seiner Entscheidung nicht. Die Börsen in Übersee eröffneten mit deutlichen Verlusten. Der Einbruch fiel allerdings etwas weniger heftig aus als in Europa. Der Leitindex Dow Jones gab zunächst drei Prozent nach, um die Verluste anschließend auf zwei Prozent zu reduzieren. Der Index pendelte zum Ende der ersten Handelsstunde in New York um 11.900 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite büßte rund 2,5 Prozent auf 2280 Punkte ein. "Das ist nun auch hier eine Art Panikreaktion“, sagte ein Händler. Mit Entsetzen hatten US-Investoren tags zuvor den Absturz an den übrigen Weltmärkten verfolgt. Die Börsen in den USA waren wegen eines Feiertags geschlossen. "Nun haben wir einen Bärenmarkt“, zeigte sich ein Börsianer überzeugt von einer anhaltenden Talfahrt.

US-Finanzminister will internationale Beratungen

Zuvor hatte die US-Notenbank Fed ihre Entscheidung für eine Senkung der Leitzinsen mit "abgeschwächten Konjunkturperspektiven" und "zunehmenden Risiken für das Wachstum" begründet. Neueste Daten wiesen zudem darauf hin, dass der Abschwung am Immobilienmarkt noch nicht ausgestanden sei. Außerdem schwäche sich die Lage am Arbeitsmarkt ab. Eigentlich war der nächste Zinsentscheid erst für kommende Woche erwartet worden.

Damit senkte die Fed ihren Leitzins seit dem Sommer angesichts der zuspitzenden Krise auf dem Kredit- und Häusermarkt um insgesamt 1,75 Prozentpunkte. Niedrigere Zinsen machen es billiger, Geld für Investitionen und Konsum zu leihen und können daher die Wirtschaft ankurbeln.

US-Finanzminister Henry Paulson will nun mit Ministerkollegen aus anderen Ländern über Maßnahmen zur Beruhigung er Märkte zu beraten. Die Börsen erlebten derzeit eine "Korrektur", sagte Paulson heute in einer Rede vor der US-Handelskammer in Washington. Grundsätzlich sei die Wirtschaft in den USA zwar "belastbar". Der Minister räumte aber ein, dass sich die Wachstumsaussichten der US-Konjunktur abschwächten. (sf/AFP/dpa)

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