zum Hauptinhalt

Krisenbank: HRE droht neues Milliarden-Minus

Die Hypo Real Estate kommt nicht aus den roten Zahlen. Trotzdem scheinen die Aufräumarbeiten bei dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer voranzuschreiten.

Zunächst wird der Bund, seit Anfang Juni Haupteigner von HRE, einem Zeitungsbericht zufolge aber noch weitere Milliarden-Verluste verkraften müssen. Bis Ende 2010 werde die Bank einen Fehlbetrag von mehr als zwei Milliarden Euro ausweisen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Ein Großteil davon dürfte dieses Jahr anfallen, berichtet das Blatt unter Berufung auf informierte Kreise des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin und der Finanzwirtschaft. Die HRE wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.

Der Bund hatte Anfang Juni drei Milliarden Euro frisches Geld in die Bank gesteckt. Seitdem kontrolliert er 90 Prozent der Aktien und hat damit das Sagen. 2008 hatte die Münchner Bank 5,5 Milliarden Euro Verlust geschrieben und wird derzeit mit staatlichen Garantien in Höhe von 100 Milliarden Euro künstlich am Leben gehalten.

HRE-Aufsichtsrat Michael Endres schloss weiteren Kapitalbedarf nicht aus. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung sei dies möglich, sagte er der Zeitung. Zugleich teilte der 72-Jährige mit, dass er auf der Hauptversammlung im August sein Amt niederlegen werde. "Der Neuaufbau der Bank braucht sicher drei bis vier Jahre. Um das zu begleiten, bin ich zu alt." Sein Nachfolger soll dem Handelsblatt zufolge KfW-Vorstand Günther Bräunig werden.

Überhaupt steht der Aufsichtsrat vor einem weit reichenden Umbau. Neben Bräunig sollen die frühere Deutschland-Chefin von Morgan Stanley, Dagmar Kollmann, der Investmentbanker Bernd Thiemann und die frühere Präsidentin des Bundesrechnungshofs, Hedda von Wedel (CDU) in das Kontrollgremium berufen werden. Der Bund schicke zudem die Abteilungsleiter Alexander Groß aus dem Wirtschafts- und Albert Peters aus dem Finanzministerium. Ein Sprecher der HRE wollte den Zeitungsbericht nicht kommentieren.

Vor seinem Ausscheiden will der Aufsichtsrat aber noch untersuchen lassen, welche Mitschuld am Beinah-Untergang der HRE das alte Management um Ex-Vorstandschef Georg Funke trifft. "Angesichts des Umfangs des Schadens schlagen wir eine Sonderprüfung vor", kündigte Endres an. Auf der Hauptversammlung solle ein entsprechender Antrag des Aufsichtsrats beschlossen werden. Falls die Prüfer der ehemaligen Vorstandsriege Misswirtschaft nachweisen, wäre laut Süddeutscher Zeitung der Weg für erhebliche Schadenersatzklagen frei.

Auf solche Klagen drängt derzeit die Bundesregierung. Einen Antrag dazu wolle die Koalition noch in der laufenden letzten regulären Sitzungswoche der Legislaturperiode im Bundestag verabschieden, sagte CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer.  

ZEIT ONLINE, rf, Reuters

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false