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Finanzkrise: LBBW will wohl doch unter Rettungsschirm schlüpfen

Die Landesbank Baden-Württemberg will sich möglicherweise doch durch das Rettungspaket der Bundesregierung helfen lassen. Die Bank hatte zuvor eine Inanspruchnahme von Staatshilfe vehement von sich gewiesen.

"Wir beobachten den Markt und prüfen eine mögliche Inanspruchnahme des Rettungspakets", sagte ein Sprecher der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) am Freitag in Stuttgart und bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung. Noch vor wenigen Wochen hatte LBBW-Chef Siegfried Jaschinski betont, die größte deutsche Landesbank wolle der Finanzmarktkrise mit eigener Kraft trotzen.

Wann die Entscheidung fallen soll, ob die Bank nun doch Schutz unter dem Rettungsschirm sucht, wollte der Sprecher nicht sagen. Auch welche Hilfen die LBBW möglicherweise in Anspruch nehmen wird, sagte er nicht. In Branchenkreisen wird aber mit einer baldigen Entscheidung gerechnet. Die "Bild"-Zeitung hatte unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Person berichtet, dass bei der LBBW, der Helaba und der NordLB schon in der kommenden Woche die Bereitstellung von Bürgschaften beantragt werden könnte.

LBBW will sich gegenüber der Konkurrenz stärken

Die LBBW könnte mit Hilfe einer solchen Bürgschaft ihre finanzielle Basis stärken und ihre Kernkapitalquote, die derzeit mit 7,3 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt liege, aufbessern, heißt es in Kreisen. Außerdem könne die Bank damit verhindern, dass sie Kredite künftig zu schlechteren Konditionen vergeben müsse, als andere Landesbanken, die die Hilfen des Bundes nutzen. Grund für die erneute Prüfung der Inanspruchnahme von Hilfen sei zudem, dass sich die Marktbedingungen in den vergangenen Wochen nicht gebessert hätten. Außerdem hätten mittlerweile mehrere Banken die Hilfen in Anspruch genommen, mit einer Stigmatisierung sei nicht zu rechnen.

Die Bundesregierung hatte wegen der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten ein milliardenschweres Rettungspaket für die deutsche Finanzbranche auf den Weg gebracht. Die größte deutsche Landesbank hatte ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr wegen der Zuspitzung der Finanzkrise zurückgezogen und noch keinen neuen Zielwert für 2008 genannt. Im ersten Halbjahr schrieb die LBBW rote Zahlen, der Konzernverlust belief sich auf 144 Millionen Euro.

NordLB dementiert Anspruch auf Staatshilfe

Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) sieht im Gegensatz zur LBBW vorerst keine Veranlassung, das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Rettungspaket in Anspruch zu nehmen. Das Institut sei weiterhin vergleichsweise gering von den Auswirkungen der Finanzkrise betroffen, teilte die NordLB am Freitag in Hannover mit. Sie wies damit den Bericht der "Bild"-Zeitung vom gleichen Tag zurück, wonach sie das Rettungspaket der Bundesregierung nutzen könnte. Rating-Agenturen hätten dem Institut eine gute Liquiditätslage und Eigenkapital-Ausstattung bescheinigt.

Die NordLB prüfe jedoch derzeit prinzipiell, inwieweit eine Inanspruchnahme des Pakets unter Wettbewerbsaspekten sinnvoll werden könnte. Damit sollen möglicherweise entstehende Nachteile bei der Refinanzierung gegenüber Instituten ausgeglichen werden, die die Rettungsmaßnahmen der Bundesregierung in Anspruch nehmen, teilte die Bank weiter mit. Bisher haben sich BayernLB, HSH Nordbank und WestLB durch die Bundesregierung helfen lassen.

Berliner Landesbank kippt Gewinnziel

Auch die Landesbank Berlin kämpft mit den Folgen der Finanzkrise und gab ihr Gewinnziel für das laufende Jahr auf. Die Bank rechne für die ersten neun Monate 2008 mit einem "annähernd ausgeglichenen Ergebnis", teilte das Unternehmen in der Nacht zum Freitag mit. Ursprünglich hatte das Geldhaus für das Geschäftsjahr 2008 ein operatives Ergebnis in Höhe von 250 Millionen Euro angestrebt. Angesichts der Verschärfung der Krise im September habe die Bank allerdings "deutliche Wertanpassungen" vornehmen müssen. Das Rettungspaket der Bundesregierung will das Unternehmen aber nicht in Anspruch nehmen. Dies sei "aus heutiger Sicht nicht geplant und auch nicht erforderlich", hieß es. (imo/dpa/AFP)

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