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Leitzinsen: EZB macht das Geld noch mal billiger

Die Leitzinsen fallen angesichts der dramatischen Wirtschaftskrise weiter. Die Notenbank will Banken zur Kreditvergabe ermuntern.

Frankfurt am Main - Am Donnerstag senkte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) den wichtigsten Zins, zu dem sich die Banken mit Geld versorgen können, um 0,5 Punkte auf 2,0 Prozent. Dies ist das niedrigste Niveau seit der Einführung des Euro vor zehn Jahren. Zwischen Mitte 2003 und Ende 2005 war das Geld in der Eurozone aber schon einmal so billig. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet deutete an, dass die Notenbank die Zinsen im März abermals senken könnte – auch weil die Inflation weiter zurückgehen werde.

„Das ist ein historisch niedriges Zinsniveau“, sagte Trichet nach der ersten Sitzung des EZB-Rates in diesem Jahr. „Es ist aber nicht das niedrigste mögliche Niveau.“ Er warnte allerdings auch davor, dass die Notenbank durch zu niedrige Zinsen in eine „Liquiditätsfalle“ rutschen könnte. Dies passiert, wenn der Zins so niedrig ist, dass die Notenbank ihn nicht weiter senken und so auch keinen Einfluss auf die Wirtschaft mehr ausüben kann.

Trotzdem dürften die Zinsen spätestens Anfang März weiter sinken. Dann liegen den Notenbankern die neuesten Erkenntnisse ihrer Experten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung in der aus 16 Staaten bestehenden Eurozone vor. In ihren im Dezember vorgelegten Projektionen hatte die EZB für 2009 im Schnitt mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um ein Prozent gerechnet. Nach den Worten von Trichet ist diese Prognose schon jetzt überholt. Die nächste Schätzung, die die EZB-Experten Anfang März vorlegen, dürfte erheblich düsterer aussehen. Die Wirtschaftsentwicklung werde weltweit und auch in der Eurozone in den nächsten Quartalen anhaltend schwach bleiben. „Es gibt klare Hinweise, dass die Eurozone einen deutlichen Abschwung durchmacht.“

Die Inflation macht der EZB derzeit kaum Sorgen. Der stark gesunkene Ölpreis und die Schwäche der Wirtschaft haben die Inflationsrate in der Eurozone im Dezember auf 1,6 Prozent gedrückt – deutlich unter die Marke von zwei Prozent, bei der die Notenbank Preisstabilität gewahrt sieht. Die Inflation werde in den nächsten Monaten weiter auf ein sehr niedriges Niveau zurückgehen, sagt Trichet.

In Deutschland war die jährliche Teuerungsrate im Dezember sogar auf 1,1 Prozent gesunken. Dennoch bleibt 2008 insgesamt ein Rekordjahr in Sachen Inflation. Mit 2,6 Prozent haben sich Waren und Dienstleistungen in Deutschland so stark verteuert wie seit 14 Jahren nicht mehr. Der hohe Wert geht aber vor allem auf die erste Jahreshälfte zurück, in der die Energie- und Lebensmittelpreise stark gestiegen waren.ro

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