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Finanzen: Mehr Zinsen fürs Geld

Viele Banken bieten mittlerweile wieder fünf Prozent für Festanlagen

Nach der Sommerflaute kommt Bewegung in die deutsche Zinslandschaft. Reihenweise haben Banken und Sparkassen die Sparzinsen angehoben, die „Fünf vor dem Komma“ wird häufiger. Wenige Monate vor dem Start der Abgeltungsteuer wird aggressiv um das Geld der Kunden geworben: So lockt die Santander Consumer Bank mit „XXL-Zinsen“, die BMW-Bank offeriert den „Zinsknaller“, die Skat-Bank setzt auf das „Cash-Ass“ und die ING-Diba auf „überragende Spitzenzinsen.“

Erst ab vier Prozent lohnt es sich

Wer sein Erspartes zwölf Monate für sich arbeiten lässt, sollte sich nicht mit Renditen unter fünf Prozent abspeisen lassen. Denn die Inflationsrate lässt den Wert des Spargroschens alleine schon um gut drei Prozent pro Jahr abschmelzen. Zusätzlich nagt die Besteuerung der Zinsgewinne an der Rendite. Vier Prozent Zinsen, so kalkuliert Max Herbst von der Finanzberatung FMH, seien mindestens notwendig, um den Geldwert wenigstens stabil zu halten. Zwischen 5,0 und 5,35 Prozent auf Jahres-Festgelder zahlen derzeit beispielsweise die Dresdner Bank, Berliner Bank, Cortal Consors, ING-Diba, Mercedes- und BMW-Bank. Allerdings raten Verbraucherschützer, vorher einen Blick auf das Kleingedruckte zu werfen. Denn häufig profitieren von den Zinsschnäppchen nur Neukunden – oder die Sätze sind an Mindestanlagesummen geknüpft. Die Skatbank etwa, ein Ableger der Volksbank Altenburger Land und seit kurzem bundesweit aktiv, verknüpft ihren Zinssatz von 5,25 Prozent mit der Eröffnung eines Gehaltskontos und zahlt den Lockzins auch nur bis 5000 Euro. Die Deutsche Bank offeriert ihren Spitzensatz von fünf Prozent ausschließlich neuen Anlegern, die mindestens 2500 Euro einzahlen. Altkunden müssen sich mit vier Prozent begnügen. Und bei der BMW-Bank passen die Mindestanlagesummen zur Klientel: Den „Zinsknaller“ mit 5,3 Prozent gibt’s erst ab 25 000 Euro.

Die Ausländer bieten am meisten

Zinskönige sind, wie schon lange üblich, nach wie vor ausländische Institute, die fast alle ausschließlich mit Online-Banking arbeiten: Üppige 5,65 Prozent etwa kann einstreichen, wer sein Geld der niederländischen Garanti-Bank überlässt. Die isländische Kaupthing Edge, eines der führenden Institute in Nordeuropa, lockt mit Sätzen von 5,45 Prozent. 5,35 Prozent zahlen die niederländische Demir-Halk und die belgisch-türkische Deniz-Bank. Unproblematisch sind hier auch die Konditionen: Kaupthing etwa bezahlt den Spitzenzins für beliebige Summen zwischen einem Euro und zehn Millionen Euro, verlangt zudem keinerlei Gebühren. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass ausländische Banken nicht der deutschen Einlagensicherung unterliegen. Im Falle einer Bankpleite sind Kundengelder in der Regel nur bis zu 20 000 Euro je Anleger voll abgesichert. Hinzu kommt, je nach Bank, eine weitere 90-prozentige Absicherung der Gelder bis 40 000 Euro. Den besten Satz mit deutscher Absicherung bietet neuerdings die Santander Consumer, ein Ableger der spanischen Großbank Banco Santander, die ab 5000 Euro 5,35 Prozent für ein Jahr und ohne weitere Bedingungen zahlt. Zusätzliches Bonbon: Santander Consumer lässt den Sparer entscheiden, wann er die Zinszahlung erhalten möchte, ein kleines Detail, das angesichts der neuen Abgeltungsteuer ab 2009 nicht unwichtig ist.

Abgeltungsteuer beachten

Denn ab dem kommenden Jahr werden Zinszahlungen nicht mehr nach dem persönlichen Steuersatz besteuert, sondern pauschal mit 25 Prozent Abgeltungsteuer, zu der sich zudem der Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer addieren (maximal insgesamt 28 Prozent). „Wer einen Grenzsteuersatz von mehr als 25 Prozent hat, sollte die Zinszahlung unbedingt in das kommende Jahr hinauszögern“, weiß Tom Friess, Geschäftsführer des VZ Vermögenszentrums in München. Denn dieses Jahr müssen Zinsjäger, sofern sie den Sparerfreibetrag von 801 Euro ausgeschöpft haben, bis zu gut 44 Prozent des Ertrags (Spitzensteuersatz plus Solidaritätszuschlag) ans Finanzamt überweisen.

Vermögensberater Friess warnt jedoch davor, sein Geld blind in Zinsschnäppchen zu stecken. Zwar bieten die Angebote einen Mehrertrag. Wer 10 000 Euro ein Jahr lang zu 5,65 statt zu vier Prozent arbeiten lässt, hat am Ende 165 Euro mehr. „Doch wer sein Geld jetzt für ein Jahr bindet, muss es im September 2009 neu anlegen und läuft dann voll in die Abgeltungsteuer“, gibt Friess zu bedenken. Da „80 Prozent des Anlageerfolgs Strategie und nur 20 Prozent Taktik sind“, mache es kurz vor Einführung der Abgeltungsteuer Sinn, nur solches Geld festverzinslich anzulegen, das langfristig in diesem Marktsegment bleiben soll. Anleger, die darüber nachdenken, nach der momentanen Kursschwäche wieder in Aktien einzusteigen, sollten ihr Geld entweder gleich dort investieren oder flexibel im Tagesgeldmarkt parken. Denn nur wer noch 2008 Aktien oder Fonds kauft, kann die Gewinne langfristig steuerfrei einstreichen.

Auch Tagesgeldkonten, die meist variabel verzinst sind, dafür aber den täglichen Zugriff auf das Geld ermöglichen, bieten derzeit gute Sätze. Die Top Ten hierzulande zahlen zwischen 4,5 und 5,65 Prozent. Unter den Instituten mit deutscher Einlagensicherung zahlen ING-Diba, 1822 direkt und Comdirect die höchsten Sätze (5,0 bis 5,15 Prozent), allerdings wiederum nur an Neukunden.

Wer fürchtet, dass die Zeit höherer Zinsen bald wieder vorbei sein könnte, der kann sich die aktuellen Sätze langfristig sichern, indem er auf Anleihen setzt. Wer dem Staat für zehn Jahre Geld leiht, erhält dafür bei einer bis Juli 2018 laufenden Bundesanleihe pro Jahr 4,25 Prozent Zinsen. Auch hier bleiben, rechnet man Inflation und Steuern mit, jedoch nur wenig mehr als ein Prozent Gewinn pro Jahr übrig.

Veronika Csizi

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