zum Hauptinhalt
madoff

© dpa

Milliarden-Betrug: Auch Deutsche Bank und Commerzbank Kunden von Madoff

In den größten Betrugsfall der Finanzgeschichte waren auch deutsche Banken als Kunden des Ex-Brokers Bernard Madoff involviert. Der Treuhänder von Madoffs Firma sucht inzwischen auch in Europa nach verbliebenem Vermögen. Möglicherweise ist das Ausmaß des Betruges noch größer als bisher angenommen.

Im Madoff-Betrugsskandal an der Wall Street hat ein New Yorker Gericht eine Liste mit tausenden Kunden des Ex-Brokers veröffentlicht. In dem 162-seitigen Dokument finden sich neben anderen auch die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Bayerische Landesbank.

Die am Mittwochabend (Ortszeit) veröffentlichte Aufstellung listet allerdings nicht die von den Kunden investierten Summen auf. Auch geht aus dem Dokument nicht hervor, wie aktuell die Daten sind. So stehen auf der Liste auch nicht mehr existierende Finanzhäuser. Die Commerzbank wollte am Donnerstag keinen Kommentar abgeben. Von der BayernLB hieß es: "Die BayernLB München ist selbst nicht in Madoff-Fonds engagiert." Indirekt über Fonds sei die Bank in einer Höhe von unter einer Million Euro betroffen.

Madoff-Treuhänder sucht nach Rest-Vermögen

Der für Madoffs Firma eingesetzte Treuhänder sucht nun laut Medien auch in Europa nach verbliebenem Vermögen. Erstes Ziel seien Madoffs Geschäfte in London, berichtete am Mittwoch das "Wall Street Journal" unter Verweis auf veröffentlichte Gerichtsdokumente. Auch aus anderen europäischen Ländern gebe es Hinweise auf mögliche weitere noch vorhandene Vermögenswerte.

Der Treuhänder ist gerichtlich mit der Auflösung des Unternehmens beauftragt und soll für die Opfer möglichst viel der verbliebenen Werte retten. Der Mitte Dezember festgenommene Ex-Broker Madoff hatte den Schaden durch sein Schneeball-System auf rund 50 Milliarden Dollar beziffert. Der 70-Jährige steht gegen eine Millionen-Kaution in seinem Nobel-Appartement in New York unter Hausarrest.

Die US-Börsenpolizei SEC hatten den jahrzehntelangen Mega-Betrug trotz wiederholter Hinweise nicht aufgedeckt und gestand bereits Fehler ein. Ein Wall-Street-Experte, der die Behörden mehrfach mit zahlreichen Tipps warnte, sollte am Mittwoch in Washington vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses aussagen. Er wirft der SEC schweres Versagen vor.

Auch in Europa laufen Ermittlungen in dem Fall. Erste Finanzhäuser wie die spanische Banco Santander boten ihren Kunden mittlerweile Entschädigungen für die entstandenen Verluste an. Zugleich haben Opfer Klagen gegen ihre Banken eingereicht. Auch in Deutschland droht früheren Medienberichten zufolge eine Klagewelle.

Anwälte: Betrug könnte größer sein als bisher angenommen

Nach Angaben spanischer Anwälte könnte der Betrug noch größere Ausmaße haben als bisher angenommen. Mindestens drei Millionen Menschen weltweit seien von dem mutmaßlichen Mega-Anlageschwindel direkt oder indirekt betroffen, sagte der spanische Anwalt Javier Cremades am Dienstag in Madrid auf einer Pressekonferenz. Diese Zahl ergebe sich aus den Unterlagen der 30 Anwaltskanzleien, die in dem Betrugsfall die Opfer in 25 Ländern vertreten.

Die Betrugssumme liege möglicherweise über den bislang angenommenen 50 Milliarden Dollar, sagte Cremades. Der Anwalt vertritt Anleger, die ihr Geld in einen Fonds der spanischen Santander-Gruppe investiert und durch den Betrug verloren hatten. (imo/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false