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Finanzen: „Nach der Lehman-Pleite ging es bergab“ Der Chef der BayernLB über die Krise

Herr Kemmer, warum ist die BayernLB als erste Bank vorgeprescht?Die Bundesregierung hat den Fonds schnell, entschlossen und mutig aufgesetzt.

Herr Kemmer, warum ist die BayernLB als erste Bank vorgeprescht?

Die Bundesregierung hat den Fonds schnell, entschlossen und mutig aufgesetzt. Da ist es nur konsequent, dass wir ihn nutzen. Und CSU und FDP wollten in den Koalitionsverhandlungen Klarheit über die Belastungen.

Erwarten Sie nun, dass die Bundesregierung harte Auflagen macht für die Inanspruchnahme der Kapitalspritze?

Die Auflagen werden in die Richtung gehen, die das Management schon eingeschlagen hat. Dazu zählt die Reduzierung der Bilanzsumme, eine stärkere Fokussierung und eine höhere Profitabilität.

Der Kapitalbedarf der BayernLB fällt mit 6,4 Milliarden Euro noch einmal höher aus als befürchtet. Was ist passiert?

Seit der Pleite von Lehman hat sich die Krise massiv verschärft. Große Verwerfungen sind seit Anfang Oktober sichtbar. Uns hat es im ABS-Portfolio (Wertpapiere, für die Kredite als Sicherheit hinterlegt sind, d. Red.) getroffen. Die Marktwerte sind massiv nach unten gegangen.

Man hat seit Jahren den Eindruck, dass die BayernLB gern dabei ist, wenn es irgendwo auf der Welt brennt.

Der Eindruck täuscht. Die Frage ist: Waren die Entscheidungen aus damaliger Sicht richtig und vertretbar? Aus heutiger Sicht hätte die Bank manche Entscheidung anders getroffen.

Ist denn das Geschäftsmodell der BayernLB nun überholt?

Die Bank hat relativ viel Sekundärmarktgeschäft betrieben, dies werden wir sicher zurückfahren. Die Kundenorientierung wollen wir ausbauen, insbesondere im Mittelstand.

Dann passen Sie auch besser zum potenziellen Fusionspartner LBBW.

Eigentlich nicht. Fusionspartner sollten ja komplementär sein. Sonst kommt es nur zu einem „Downsizing“ mit massivem Arbeitsplatzabbau. Für eine Fusion benötigt man weitere Argumente. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass die BayernLB nicht auch das Thema Fusion prüft. Das steht momentan aber nicht auf der Tagesordnung. Ich glaube nicht, dass das noch in diesem Jahr akut wird.

Das Rettungspaket sieht Gehaltsobergrenzen für den Vorstand vor. Können Sie mit 500 000 Euro im Jahr leben?

Ich habe im Moment andere Sorgen. Es geht darum, die Bank zu stabilisieren.

Wieviel Prozent wird der Bund nach der Kapitalerhöhung haben?

Das hängt von der Qualität des zur Verfügung gestellten Kapitals ebenso ab wie von der Frage, welcher Unternehmenswert anzusetzen ist. Darüber will ich im Moment nicht spekulieren, wir stehen noch ganz am Anfang.

Viele vermissen auf Seiten der Banker ein wenig Demut. Die Probleme werden immer auf die allgemeine Krise geschoben.

Die Finanzmarktkrise wird immer wie eine Naturkatastrophe gesehen. In Teilen ist es auch so. Die Abwärtsspirale nach der Lehman-Pleite war absolut nicht vorhersehbar. Die Effekte, die das ganze ausgelöst haben, sind aber zum Gutteil hausgemacht.

Michael Kemmer (51) ist seit März Chef des Vorstands der BayernLB. Bevor er zu der Landesbank kam, arbeitete er für die Hypo- Vereinsbank. Mit Kemmer sprachen A. Höpner und P. Köhler (HB).

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