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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Nach Krim-Referendum: Russische Börse steigt - Dax vorbörslich nur leicht im Minus

Nach dem Krim-Referendum sind die russischen Börsen um etwa 2 Prozent gestiegen. Viele Börsianer sehen das als Überraschung. Das ist es aber nicht. Der Dax liegt vorbörslich zwar etwas schwächer, aber nicht viel.

Von Andreas Oswald

Das Referendum auf der ukrainischen Halbinsel Krim hat die Kurse an der russischen Börse am Montag steigen lassen. Der Index MICEX legte nach Börsenöffnung in Moskau um 1,93 Prozent zu, der Index RTS erhöhte sich um 2,11 Prozent. Bei der international scharf kritisierten Abstimmung auf der Krim votierte die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit für einen Beitritt zu Russland. 95,5 Prozent stimmten für die Angliederung, wie die Wahlkommission am Sonntagabend nach der Auszählung der Hälfte der Stimmen mitteilte.

Warum die steigende Börse in Russland keine Überraschung ist

Viele Börsianer sehen die steigenden Börsen in Russland als Überraschung, weil die Zuspitzung der Krim-Krise durch das Referendum und die folgenden Sanktionen des Westens negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnte. Tatsächlich ist die steigende Börse keine Überraschung. Es ist ein häufiges Phänomen, dass Kurse genau das Gegenteil tun, von dem, was viele erwarten. Der Grund liegt darin, dass sehr viele Börsianer erwartet haben, dass das Referendum negative Auswirkungen haben würde. Als Folge haben sich diese "Pessimisten" entsprechend positioniert und vorher (!) verkauft. Jetzt tritt das Ereignis tatsächlich ein - was zudem keinerlei Überraschung beinhaltet, weil das Ergebnis vorhersehbar war - und alle, die verkaufen wollten, haben schon verkauft. Kurse können nur dann weiter sinken, wenn weitere Verkäufer auf den Plan treten und aggressiv verkaufen. Wenn aber alle Verkäufer schon verkauft haben, geht es nicht mehr weiter runter, weil bereits kleine Käufe - die möglicherweise aus ganz anderen Gründen getätigt werden, als einer grundlegenden Einschätzung der Krim-Krise - die Kurse wieder steigen lassen.

Es könnte dennoch schlimmer kommen

Der genannte Mechanismus ist eine Momentaufnahme. Die Börsen könnten sehr wohl später noch stärker einknicken, wenn die Reaktion des Westens härter ausfallen sollte als erwartet.

Der Dax liegt vorbörslich nur etwas schwächer

Der Dax liegt am Montagmorgen vorbörslich nur etwas schwächer. Zwar hieß es auch in Deutschland, Anleger fürchteten eine Sanktionsspirale, in der sich der Westen und Russland mit Strafmaßnahmen überziehen und so ihre eng miteinander verwobenen Wirtschaften gegenseitig schwächen. Aber der oben genannte Mechanismus dürfte auch für die anderen Börsen gelten.

Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank Fed, könnte ihre Aussagen relativieren

Spätestens am Mittwoch werden Börsianer ihre Aufmerksamkeit wieder der US-Notenbank zuwenden. Sie rechnen fest damit, dass die Fed an diesem Tag eine weitere Reduzierung ihrer monatlichen Wertpapierkäufe ankündigen wird. Weit interessanter aber seien Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen zur Zinspolitik. „Die Fed hatte im Dezember 2012 angekündigt, die Leitzinsen nicht anzuheben, solange die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent liegt“, sagte Commerzbank-Analyst Christoph Balz. Da dieser Wert inzwischen fast erreicht sei, werde Yellen die Aussage voraussichtlich relativieren, da die Fed für eine Zinswende noch nicht bereit sei.

Bei den anstehenden Konjunkturdaten spiele das Wetter weiterhin eine wichtige Rolle. „Das Thema ‚der harte Winter und die US-Konjunktur‘ ist leider noch nicht abgeschlossen“, sagte Balz. Schließlich habe die arktische Kälte die USA im Februar noch voll im Griff gehabt.

Ein weiterer US-Konjunkturindex veröffentlich Zahlen am Donnerstag

Am Donnerstag steht der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von Philadelphia (Philly Fed) auf der Tagesordnung. Von Reuters befragte Analysten rechnen mit einem Anstieg auf plus vier Punkte von minus 6,3 Zählern im Vormonat. Das Stimmungsbarometer der Fed von New York (Montag) habe sich voraussichtlich auf plus 6,5 Punkte von plus 4,48 Zählern verbessert.

Nikkei-Index verlor nur leicht in der Nacht zum Montag

Nach dem Referendum auf der ukrainischen Halbinsel Krim hat die Börse in Tokio am Montag etwas schwächer geschlossen. Ein Händler einer japanischen Bank erläuterte, es könne sein, dass der optimistische Ausblick auf die Weltkonjunktur nun allmählich revidiert werde. In diesem Fall dürfte es dann auch zu größeren Kapitalabflüssen aus riskanteren Anlagen kommen, betonte er. In Japan ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,4 Prozent tiefer aus dem Handel mit rund 14.278 Punkten.

Besonderes Augenmerk galt den Softbank -Aktien, die fast fünf Prozent in die Höhe schossen. Am Wochenende hatte die chinesische Softbank-Beteiligung Alibaba ihren Börsengang in den USA angekündigt. Das Emissionsvolumen des Internetversandhändlers könnte mehr als 15 Milliarden Dollar betragen. Auch an anderen Börsen in Asien drückte das Krim-Referendum auf die Stimmung. Der MSCI-Index für die Aktienmärkte ohne Japan notierte 0,1 Prozent im Plus.

Euro etwas schwächer

An den Devisenmärkten in Fernost präsentierte sich der Euro mit 1,3900 Dollar etwas schwächer als im späten New Yorker Freitagshandel. Der chinesische Yuan verlor an Wert, nachdem die Zentralbank am Wochenende mitgeteilt hatte, stärkere Kursschwankungen zuzulassen. Der Wechselkurs der Währung darf demnach täglich um bis zu zwei Prozent steigen oder fallen. Bislang waren nur Schwankungen um ein Prozent erlaubt. (mit Reuters und dpa)

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