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Quartalszahlen: Die Börse vertraut Ackermann

Am Mittwoch legt die Deutsche Bank – voraussichtlich gute – Zahlen vor. Für Turbulenzen hatte das Eingeständnis von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann gesorgt, dass sein Institut in Milliardenhöhe von der Finanzkrise betroffen ist.

Berlin/Frankfurt am Main - Am morgigen Mittwoch will die Deutsche Bank ihre Zahlen für das dritte Quartal 2007 vorlegen. Was noch vor kurzem als eine Routineveranstaltung erschien, gewinnt nun wieder an Spannung. Schuld daran haben unter anderem die Schweizer Konkurrenz UBS und das US-Brokerhaus Merrill Lynch.

Anfang Oktober sah Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann keinen Grund zu Pessimismus. Zwar musste er damals eingestehen, dass die Bank wegen der internationalen Finanzkrise mehr als zwei Milliarden Euro eingebüßt hatte, doch es bleibt immerhin noch ein Überschuss von 1,4 Milliarden Euro. Und auch am Jahresziel mochte Ackermann nicht rütteln – ein Vorsteuergewinn von 8,4 Milliarden Euro. Eine Einschränkung allerdings machte der Bankchef: Die Märkte müssten normal funktionieren.

Genau daran zweifelt die Konkurrenz UBS nun schon zum wiederholten Male. Die Schweizer Großbank hält weitere Abschreibungen aufgrund der Finanzkrise für möglich. „Die UBS erwartet nicht, dass sich das vierte Quartal weiter so gut entwickelt wie in der Anfangsphase oder dass sich die gegenwärtigen Schwierigkeiten kurzfristig überwinden lassen“, heißt es in einer Mitteilung aus Zürich vom Montag. Eine weitere Verschlechterung im amerikanischen Häuser- und Hypothekenmarkt wollen die Schweizer nicht ausschließen.

Die Analysten der Privatbank Wegelin ziehen daraus den Schluss, dass die Finanzkrise noch nicht überwunden sei und es weiterhin explosive Positionen in den Bankbilanzen gebe. Die Institute wüssten offenbar nicht so genau, „wann die nächste Mine hochgehen könnte“. Gilt dies auch für die Deutsche Bank, lautet die Frage für deren Aktionäre und die beobachtenden Analysten. Die Börse zeigte sich am Montag unbeeindruckt. Im Gegenteil: Die Aktie der Deutschen Bank kletterte gegenüber der Vorwoche um 0,7 Prozent auf mehr als 88 Euro.

Die Aktie der Bank ist damit zwar immer noch so günstig wie seit gut einem Jahr nicht mehr, doch die Beobachter bleiben skeptisch. Die Analysten der Citigroup warnen jedenfalls und setzen die Aktie auf „verkaufen“. Viele Elemente des strukturierten Kreditmarktes, wo sich die Deutsche Bank besonders stark gezeigt habe, würden nun anfällig erscheinen, schreiben sie. Zudem erwarten sie schwächere Gewinne der Bank im Investment Banking. Analyst Carsten Werle von Sal. Oppenheim gibt zu bedenken: „Ist das wirklich alles an Belastungen gewesen? Und wie schaut es künftig mit der Nachhaltigkeit der Erträge aus?“ Die Analysten der Société Générale setzen die Aktien der deutschen Konkurrenz auf „verkaufen“. Das Kursziel senken die Franzosen auf Sicht von zwölf Monaten auf 79 Euro. Auch aus Paris heißt es: Das Geldverdienen im Investment Banking werde schwieriger. Die Gewinnerwartungen der Deutschen Bank seien zu optimistisch. Immerhin, die Analysten schätzen den zu erwartenden Gewinn auf noch 8,1 Milliarden Euro.

Da plagen die US-Investmentbank Merrill Lynch ganz andere Sorgen. In der vergangenen Woche hatte das Institut mit 8,4 Milliarden fast doppelt so viel abgeschrieben, wie noch zwei Wochen zuvor angekündigt. Die Gesamtbelastungen dieser Bank aus der Kreditkrise schätzt das „Wall Street Journal“ auf 27 Milliarden Dollar und berichtet über den bevorstehenden Rücktritt von Merrill-Lynch- Chef Stan O’Neal. Es werde nur noch über die Konditionen verhandelt, hieß es aus New York.

Daniel Rhee-Piening

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