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Rolf Christof Dienst: „Wir haben die Krise nicht verursacht“

Der Vorstandschef des Bundesverbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften im Gespräch mit dem Tagesspiegel über die Zukunft von Investitionen und Private-Equity-Unternehmen.

Herr Dienst, tragen Private-Equity-Investoren eine Mitverantwortung für die Finanzkrise?



Wenn die Banken nervös werden und von den Unternehmen mehr Eigenkapital verlangen für weitere Kredite, müssen entweder reiche Privatinvestoren einspringen – oder wir. Wir haben die Krise nicht verursacht. Wir sind die, die mit Eigenkapital Unternehmen retten werden.

Die Krise verschärft sich, weil Unternehmen, denen Private-Equity-Fonds hohe Schulden aufgeladen haben, in der Rezession schneller zusammenbrechen.

Unternehmen mit Private-Equity-Beteiligung haben im Schnitt eine deutlich höhere Eigenkapitalausstattung als der durchschnittliche deutsche Mittelständler. Natürlich gibt es Fälle, in denen Unternehmen zu hohe Schulden haben. Einige werden auch in Schwierigkeiten geraten. Aber das Insolvenzrisiko ist definitiv nicht größer als bei anderen. Die Fonds verlieren entweder ihren Einsatz oder müssen Eigenkapital nachschießen.

Haben Finanzinvestoren in den goldenen Jahren nicht viel zu teuer eingekauft?


Viele, die zu spät eingekauft haben, also 2006 und 2007, haben zu viel gezahlt. Ich will auch nicht bestreiten, dass einige Unternehmen zu hohe Schulden aufgehäuft haben in Zeiten, in denen Kredite noch leicht zu bekommen waren. Das ist heute anders. Aber die Krise haben andere Institute verursacht, bei denen auf einen Euro Eigenkapital neun Euro Schulden kamen.

Müssen sich die Investoren künftig mit mehr eigenem Kapital engagieren?

Ja, sonst machen sie keine Geschäfte mehr. Erste Transaktionen, die nur mit Eigenkapital finanziert wurden, haben bereits stattgefunden. Das wird für die Fonds teurer – und die Renditen werden nicht mehr so spektakulär sein. Aber mal ehrlich, die Renditen waren auch übertrieben gut. Jahr für Jahr 25 Prozent sind ja nicht normal. In einem Umfeld, wo sehr viel Geld verloren wird, sind zehn Prozent für ein paar Jahre wohl realistisch.

In der Bundesregierung wird über eine straffe Regulierung Ihrer Branche nachgedacht – etwa die Vorschrift, dass jede Investition einen Eigenkapitalanteil von 40 Prozent haben muss.

Es bringt nichts, wenn der Staat dies vorschreibt. Das ist so, als wollten Sie Häuslebauern vorschreiben, dass sie 40 Prozent Eigenkapital beisteuern müssen. Im Einzelfall kann das sinnvoll sein, als Vorschrift für alle ist es aberwitzig.

Private-Equity-Übernahmen sind in Europa eingebrochen. Ist der Markt tot?

Es wird nicht ruckzuck wieder nach oben gehen, solange die Unsicherheit so groß ist. Es ist nicht so, dass kein Geld da ist. Weltweit ist die Rede von 400 Milliarden Euro. Es steht nur kein Fremdkapital seitens der Banken zur Verfügung.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer.

Rolf Christof Dienst ist Vorstandschef  des Bundesverbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und Partner der Wellington Partners Venture Capital GmbH.

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