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Finanzen: Selten besser als der Dax

Viele Fondsmanager haben das Geld der Anleger bisher nur schlecht durch die Turbulenzen gebracht

Knapp 60 Milliarden Euro haben deutsche Anleger in die 20 größten Aktienfonds der Republik gesteckt. Doch wie gut haben die Riesenfonds das ihnen anvertraute Geld bisher durch die Börsenkrise gebracht? Immerhin haben der Dax seit Jahresbeginn rund 24 Prozent, der stark bankenlastige Euro Stoxx 50 sogar 28 Prozent und der amerikanische Leitindex Dow Jones 17 Prozent eingebüßt. Auch der MSCI World, ein von Morgan Stanley berechneter Weltindex und Messlatte für die meisten weltweit anlegenden Fonds, ist seit Januar um gut 20 Prozent geschrumpft.

Die Profis haben oft versagt

Ein Blick auf die Lieblingsaktienfonds der Deutschen zeigt: Die meisten Fondsmanager haben keine wirksame Strategie gegen den Abwärtstaumel der Börsen gefunden. Mancher Profi schnitt sogar schlechter ab als der Markt selbst. So häufte etwa der DWS Investa, einer der schwersten und ältesten Deutschland-Fonds, mit 28 Prozent Minus seit Januar noch höhere Verluste an als der Dax. Fondsmanager Henning Gebhardt verzichtete in seinem Portfolio ausgerechnet auf jene Aktie, die als einziges Dax-Papier in diesem Jahr satt im Plus liegt: Volkswagen. Auch Barreserven, die in Krisenzeiten als sinnvoll gelten, hält der Fonds kaum. Anders der DWS-Fonds Vermögensbildung I: Seine Manager Klaus-Alexander Kniess und Klaus Kaldemorgen halten rund 16 Prozent des Fondsvermögens in bar. Entsprechend rangiert er in den Top-Listen weit vorne. Mit einem Minus von gut 14 Prozent im laufenden Jahr trotzt das DWS-Flagschiff dem heftigen Gegenwind von den Weltmärkten besser als viele andere Fonds.

Auch durch die insgesamt vorsichtige Positionierung konnte der Fonds in der Baisse punkten. Finanzwerte sind mit einem Fondsanteil von gut zehn Prozent nur etwa halb so stark gewichtet wie im Weltindex MSCI World. Stattdessen setzten die Fondsmanager verstärkt auf Aktien aus den Sektoren Energie und Gesundheit: Zu den größte Positionen im Depot gehören etwa Royal Dutch Shell und die Pharmafirmen Roche und Sanofi-Aventis. Auf Sicht von fünf Jahren rangiert der Fonds allerdings nicht mehr unter den 50 besten seiner Gruppe.

Wer voll investiert hat, hat es schwer

Fonds mit traditionell geringer Bargeldquote tun sich in Krisenzeiten insgesamt schwer. Dies bekommt auch der Fondsklassiker Templeton Growth zu spüren. Seit Januar führt mit Cindy Sweeting erstmals eine Frau den wohl weltweit bekanntesten Aktienfonds. Sie hat den zuvor glücklosen Murdo Murchison ersetzt, der „viel zu früh aus dem Rohstoffmarkt ausgestiegen ist“, wie das Fondsunternehmen selbst einräumt. Die Managerin erhöhte die Aktienzahl und reduzierte die Barquote zuletzt auf 0,74 Prozent. Sweeting habe in der gegenwärtigen Marktlage gute Chancen gesehen, günstig an solide Aktien zu kommen, sagt Templeton-Sprecherin Martine Härle. Das drückt in der Krise aber kurzfristig deutlich auf die Performance. Der langfristige Erfolg gebe dem Fonds jedoch recht, sagt Härle. Seit der Auflegung im November 1954 erzielte der Templeton Growth in Dollar gerechnet ein Plus von 70 390 Prozent, das sind 13,23 Prozent pro Jahr. In Euro waren es 10,78 Prozent.

Kurzfristig zu den schlechteren seiner Gruppe zählt auch ein anderer Klassiker, der Fidelity European Growth, der größte Aktienfonds Europas. Eine Million Deutsche sollen den Fondsriesen in ihren Depots haben. Mehr als 70 Analysten arbeiten Fondsmanager Alexander Scurlock direkt zu, der den Fonds erst vor eineinhalb Jahren übernommen hat. Die jüngste Bilanz fällt mager aus: Im laufenden Jahr büßte der Fonds rund 26 Prozent ein.

Noch schwächer hat das Konkurrenzprodukt der Deka abgeschnitten. Kurzfristig liegt der Arideka ähnlich schlecht wie der Gesamtmarkt, langfristig liefert er eine fast beispiellos schlechte Leistung ab: Mit einem jährlichen Plus von nur 0,29 Prozent seit 1998 schaffte er nicht einmal ein Zwanzigstel des Wertzuwachses des Fidelity European Growth, obwohl beide in europäische Aktien investieren.

Aktive Fonds versus Indexpapiere

Mit ähnlichen Strategien wie Kollege Kaldemorgen von der DWS hat auch Andre Köttner von Union Investment, der Fondstochter der Volks- und Raiffeisen-Tochter, das Minus für die Anleger in Zaum gehalten. Köttner, der den weltweit anlegenden Fonds Uni Global und damit 4,1 Milliarden Euro betreut, hat in der Krise der letzten Monate die Bargeldquote hochgefahren, Finanztitel erheblich untergewichtet und damit die Vorteile eines aktiven Managements genutzt.

Während Indexpapiere wie die sogenannten ETF-Fonds, in denen mittlerweile auch Milliardensummen angelegt sind, in schwierigen Zeiten den Abwärtstaumel voll mitmachen müssen, können aktiv gemanagte Fonds sich vom Vergleichsindex lösen und eigene Wege gehen. So sind US-Aktien im MSCI-World- Index zu etwa 50 Prozent vertreten, Köttner hat den Anteil jedoch auf rund 33 Prozent reduziert. Allerdings hat auch der Union-Investment-Profi das Kursdesaster der letzten Wochen bereits genutzt: „Wir kaufen selektiv in die Schwäche hinein.“ Trotzdem liege die Bargeldquote immer noch bei etwa sieben Prozent.

Die besten Resultate in Krisenzeiten haben jedoch weder breit aufgestellte Fonds noch Indexfonds erreicht, sondern Fonds mit speziellen Anlagegrundsätzen: Dazu zählen neben dem noch vergleichsweise jungen DWS Top Dividende, der weltweit nach Titeln mit überdurchschnittlicher Dividende sucht, vor allem Fonds, die sich über den Kauf von Zertifikaten oder Optionsscheinen Risikopuffer und Fangnetze gebaut haben, beispielsweise der HSBC Trinkaus Aktienstrukturen Europa, der über Discount-Zertifikate Aktien mit Rabatt kauft, damit über einen Abwärtspuffer verfügt und das Jahresminus im Fonds auf rund elf Prozent beschränken konnte.

Veronika Csizi

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