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Finanzen: So wird 2008 - vielleicht

Ein Ausblick auf die Aktien- und Rentenmärkte im kommenden Jahr / Viel hängt von den USA ab

2008 wird für die Börse zwar ein positives, aber kein berauschendes Jahr. Zu diesem Fazit kommen nahezu alle Experten und Banken in ihrem Ausblick für das kommende Jahr. Die Verluste aus dem Sommer, ausgelöst durch die amerikanische Immobilienkrise, haben die meisten Indizes inzwischen wieder zum großen Teil wettgemacht. So liegt der Deutsche Aktienindex (Dax) aktuell mit 8003 Punkten gut elf Prozent über dem August-Tief und 21 Prozent über seinem Stand vom Jahresbeginn. 2008 werden sich die Anleger jedoch wohl mit bescheideneren Zuwächsen begnügen müssen.

AKTIEN

Die großen deutschen und europäischen Finanzinstitute sehen den Dax im Schnitt bei gut 8500 Punkten, also gemessen am aktuellen Niveau rund 6,5 Prozent höher. Alle Banken taxieren den Dax dabei über 8000 Punkte – bis auf Hypo-Unicredit, die 2008 auf einen Schlussstand von nur 7900 Punkten tippt. Am zuversichtlichsten sind die Sparkassen- Fondstochter Deka und die Postbank, die den Dax um 1000 auf 9000 Punkte steigen sehen.

Steuern spielen eine Rolle. Bei anhaltend hohen Gewinnsteigerungen, argumentiert die Postbank, seien die Unternehmen in nahezu allen Branchen „sehr niedrig“ bewertet. Dazu kommen zwei politische Triebkräfte. Zum einen die Reform der Unternehmensteuern: Sie tritt im kommenden Jahr in Kraft und dürfte die Gewinne um sechs bis sieben Prozent steigen lassen. Zum zweiten: die neue Abgeltungssteuer. Sie gilt zwar erst ab 2009. Kursgewinne von Aktien, die noch 2008 gekauft werden, bleiben allerdings steuerfrei – selbst wenn die Papiere erst in zehn oder 15 Jahren verkauft werden. Anleger mit Weitblick kaufen also im nächsten Jahr. Das heißt: Die Nachfrage nach Aktien dürfte steigen.

Doch Vorsicht: In den letzten drei Jahren verschätzte sich die Mehrheit der Bankprognostiker gründlich. Im Schnitt lag der Dax jeweils um etwa 1000 Punkte höher als vorhergesagt.

US-Konjunktur bleibt ein Problem. Risikofaktor Nummer eins für die Börse 2008 bleibt die Entwicklung der US-Konjunktur. Sollte die Kreditkrise auf andere Wirtschaftszweige übergreifen, könnten die Börsenkurse weltweit ins Rutschen kommen. Nach Meinung von Abby Joseph Cohen vom Geldhaus Goldmann Sachs, sind die größten Sorgen jedoch „schon in den Kursen enthalten“. Die mächtigste Frau der Wall Street, bekannt als unerschütterliche, aber fehlbare Optimistin, ist sich sicher: Die Börsen diesseits wie jenseits des Atlantik hätten „Potenzial nach oben“.

Doch es reihen sich auch warnende Stimmen in den Chor der Optimisten: So solle der Anleger, warnt die Schweizer Großbank UBS, „Risiken im kommenden Jahr nur noch sehr bewusst eingehen“. Vor allem in der ersten Jahreshälfte, befürchtet auch Sal Oppenheim, könne der Markt durch ein tiefes Tal der Tränen gehen. Kreditkrise und hohe Rohstoff- und Energiepreise bremsten das US-Wachstum so stark, dass sogar eine Rezession nicht auszuschließen sei. Die Strategen aus dem Hause Sal. Oppenheim halten sogar einen Absturz um fast 20 Prozent auf 6500 Punkte für denkbar, allerdings mit Happy End: Gegen Jahresende hin werde der Dax wieder auf 8600 Punkte steigen.

Dow Jones. Den US-Leitindex Dow Jones schätzen die meisten großen Banken in den kommenden zwölf Monaten stärker als den Dax ein. Drei Faktoren untermauern diese Prognose: Die US-Notenbank werde die Wirtschaft mit radikalen Zinssenkungen weiter anschieben. Zweitens seien US-Aktien aktuell so niedrig bewertet wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Und drittens stehe ein Wahljahr bevor, was historisch bisher immer für Stärke an den Aktienmärkten gesorgt habe. Mit einer Durchschnittsprognose von 14 540 Punkten läge der Dow Ende 2008 um 7,3 Prozent höher als aktuell. Auch hier klaffen die Meinungen weit auseinander. Die Citigroup sieht den Dow bis auf 15 100 Punkte steigen, während Unicredit höchstens 13 500 sieht.

WÄHRUNGEN

An der Kasse des indischen Taj Mahal können Touristen neuerdings nur noch in Rupien zahlen – und nicht mehr in Dollar. Kein Wunder: Die amerikanische Währung hat ein schweres Jahr hinter sich. Nach dem monatelangen Werteverfall gibt es heute 1,44 Dollar für einen Euro. Vor einem Jahr waren es nur 1,31 Dollar. Zum Jahresende 2008 sehen die meisten Banken eher einen stabilen bis steigenden Dollar, die Prognosen schwanken zwischen 1,30 Dollar (BNP Paribas) und 1,45 Dollar (Unicredit). Sollte sich der Dollar wieder fangen, können sich Anleger aus dem Euroraum nach Einschätzung der Hessischen Landesbank auf „signifikante Währungsgewinne“ freuen, wenn sie Dollarpapiere gekauft haben. Auch das boomende Gold, das ja in Dollar notiert ist, könnte weiter aufgewertet werden. So hält die Allianz einen Preis von 1000 Dollar je Feinunze für denkbar.

RENTEN

Was das Jahr 2008 für Anleiheanleger parat hält, wird vor allem der Ausgang der Suprime-Krise entscheiden. Denn konjunkturelle Unwägbarkeiten wirken sich bei börsennotierten, festverzinslichen Anlagen besonders stark aus. Entscheidend ist hier, wie die Notenbanken die Zinsen steuern beziehungsweise wie der Kapitalmarkt die zukünftigen Zinsniveaus einschätzt. Wird die US-Notenbank die Zinsen weiter stark senken? Muss sich die Europäische Zentralbank dem anschließen? Oder zieht die Inflation weiter an, so dass eher Straffungen der Zügel nötig sind?

Grundsätzlich gilt: Sinkende Zinsen sind eine Steilvorlage für die Kurse, steigende Zinsen drücken die Notierungen. Denn wer neue Anleihen herausgibt und geringere Zinsen zahlen muss, steigert die Attraktivität bestehender Anleihen mit höherem Nominalzins.

Renditen steigen. Treffen die Prognosen einer Mehrheit der Bankvolkswirte ein, werden die Renditen europäischer Staatsanleihen 2008 wieder anziehen. Die Deka-Bank etwa glaubt, dass die Rendite der zehnjährigen US-Bonds, die wegen der Kreditkrise zeitweise unter vier Prozent gesunken waren, bis Dezember 2008 auf 4,5 Prozent steigen könne. Für Eurorenten rechnet die Deka mit 4,3 Prozent. Die Postbank sieht fünf Prozent in den USA und 4,7 Prozent in Europa. Die Westdeutsche Landesbank dagegen glaubt, dass die US-Kreditkrise einen stärkeren Renditeanstieg verhindert und hält sogar einen Rückfall der zehnjährigen Bundesanleihen unter vier Prozent für wahrscheinlich.

Veronika Csizi

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