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Société-Générale-Skandal: Hat Kerviel Milliarden auf den Dax verwettet?

Auf der Suche nach Antworten: Die Polizei durchsuchte die Wohnung des mutmaßlichen Betrügers, der die französische Großbank Société Générale um 4,9 Milliarden Euro geprellt haben soll. Nun werden offenbar erste Details zu Jérôme Kerviels Vorgehen bekannt.

Zwei Tage nach Bekanntwerden des Milliardenbetrugs bei der französischen Großbank Société Générale hat die Polizei den Sitz der Bank und die Wohnung des mutmaßlichen Täters durchsucht. Die Beamten hätten rechtzeitig Beweismaterial sicherstellen wollen, um die Hintergründe des Betrugs aufzuklären, berichtete die Zeitung "Le Parisien".

Unterdessen werden Details bekannt, wie der Händler es geschafft haben könnte, der Bank einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro einzuhandeln. Nach Informationen aus Händlerkreisen soll Kerviel eine gigantische Wette auf den deutschen Aktienindex Dax aufgebaut haben. Vor wenigen Wochen soll er 140.000 sogenannte Dax-Futures gekauft haben, berichtete "Der Spiegel". Dabei handelt es sich um Terminkontrakte, die an der deutsch-schweizerischen Börse Eurex gehandelt werden. Bis Mitte Januar soll Kerviel etwa zwei Milliarden Euro Verlust gemacht haben. Dies sei der deutschen Niederlassung des Finanzdienstleisters Newedge aufgefallen, der für Société Générale die Eurex-Geschäfte abwickelt. Die Pariser Bankenchefs sollen die Alarmsignale aus Deutschland bekommen haben. Panikverkäufe zu Wochenbeginn hätten den Verlust noch verschlimmert, meint ein Händler.

Bank will von Sündenbock-Theorie nichts wissen

Bankchef Daniel Bouton wies Vorwürfe zurück, die Bank habe Manipulationen des 31 Jahre alten Händlers Jérôme Kerviel vorgeschoben, um eigene Versäumnisse zu vertuschen. "Wir sollen Verluste aus einem Loch in einem anderen Loch versteckt haben? Das ist weder technisch noch buchhalterisch möglich", sagte Bouton der Zeitung "Le Figaro". Er bekräftigte die These, der Händler habe "die Kontrollen ausgetrickst, weil er sich mit dem System bestens auskannte".

In der französischen Regierung wird der Vorfall uneinheitlich bewertet. Präsident Nicolas Sarkozy sprach während seines Indienbesuchs von einem "internen Betrugsfall, der weder die Solidität noch die Vertrauenswürdigkeit des französischen Bankensystems infrage stellt". Premierminister François Fillon äußerte Zweifel an der These des Alleintäters. "Es ist schwer zu verstehen, dass ein einzelner in so kurzer Zeit solche großen Verluste verursachen kann", sagte er der Zeitung "Le Figaro". Er kritisierte, dass die Regierung erst am Mittwoch über den Fall informiert worden war, der der Bank bereits am Sonntag aufgefallen war. Fillon beauftrage das Wirtschaftsministerium, innerhalb von acht Tagen einen Bericht über den Fall vorzulegen. (imo/dpa)

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