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Finanzskandal

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Société Générale-Skandal: Jetzt steht das Management unter Verdacht

In der Affäre um den Milliardenbetrug bei der französischen Großbank geraten jetzt mehrere Manager ins Visier der Ermittler. Ist der hauptverdächtige Kleinhändler Jérôme Kerviel vielleicht sogar nur ein "Sündenbock"?

Im Fall des Milliardenbetruges bei der Société Générale verdichten sich die Zweifel daran, dass eine einzige Person das zweitgrößte Geldinstitut Frankreichs in eine Krise gestürzt habe. "Dieser Händler scheint mir nur ein Sündenbock zu sein“, sagte Alain Crouzat, Präsident der Wertpapiergesellschaft Montségur Finance in der Freitagausgabe des "Le Parisien".

Kritik am Management und am Kontrollverfahren äußerte auch die französische Tagezeitung "Libération", die in ihrem Kommentar schrieb: "Ein Schuldiger wurde gefunden, doch wer sind die Verantwortlichen?" Nach der Version der Société Générale soll der 31-jährige Aktienhändler Jérôme Kerviel mit betrügerischen Scheingeschäften und Milliardenspekulationen der Bank einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro zugefügt haben.

"Was haben eigentlich die Kontrolleure gemacht?"

Viele Fachleute sind der Meinung, dass eine solche Summe nicht einer Einzelperson angelastet werden kann und stellen das Sicherheit-und Kontrollsystem in Fragen. "Diese Anomalie hätte doch auffallen müssen. Man muss sich fragen was die Hunderte von Kontrolleuren der Société Génerale eigentlich machen?", sagte der Präsident der Wertpapiergesellschaft Montségur Finance weiter.

Für Philippe Citerne, Vizechef der Société Générale, handelt es sich um einen "nicht zu erklärenden Akt der Böswilligkeit". Der Händler und vier oder fünf Vorgesetzte und Manager wurden entlassen. Kerviel war seit 2000 bei der zweitgrößten Bank Frankreichs beschäftigt. Er galt als Einzelgänger und Computergenie, der gute Kenntnisse über die Kontrollsysteme der Großbank besaß.

Kerviel gilt als Mitverantworlicher für die Aktien-Krise

Bislang soll nur Kerviel allein der Großbank Société Générale mit Scheingeschäften einen Verlust von fast fünf Milliarden Euro beschert und sie damit in eine schwere Krise getrieben haben. Dies habe erheblich zur Verunsicherung der Märkte und zu den Turbulenzen und zur Vernichtung von Werten in Höhe von Zig-Milliarden an der Londoner Börse sowie an anderen Handelsplätzen der Welt beigetragen haben, erklärten britische Aktienhändler.

Zweifellos hätten die Scheingeschäfte Kerviels "die Situation verschlimmert", sagte David Buik vom Investor Cantor Index. Anthony Scott vom Investor Charles Stanley erklärte: "Jeder Markt, der bereits nervös ist, aus welchen Gründen auch immer, reagiert empfindlich." Auch Howard Archer von Global Insight äußerte den Verdacht, dass die plötzlichen Verluste bei Société Générale "sehr wohl zu der Unruhe beigetragen haben". Allerdings sei dies nicht der Grund für die generelle Schwäche der Börsen. (hu/dpa)

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