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Sparkassen: Berliner LBB-Chef soll in Stuttgart aufräumen

Die Sparkassen holen Hans-Jörg Vetter zur Landesbank Baden-Württemberg und helfen damit Ministerpräsident Oettinger aus der Klemme.

Berlin - Die Führungsturbulenzen bei der mit Abstand größten deutschen Landesbank, der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), sind beendet. Wie Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) nach der Trägerversammlung des Instituts am Freitag mitteilte, scheidet der bisherige Vorstandschef Siegfried Jaschinski Ende des Monats aus dem Amt aus. Nachfolger wird der bisherige Vorstandsvorsitzende der Landesbank Berlin (LBB), Hans-Jörg Vetter. Zustande kam diese Lösung offenkundig nur mit nachhaltiger Unterstützung von Heinrich Haasis, dem Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes DSGV, der auch LBB-Aufsichtsratsvorsitzender ist.

Oettinger hatte sich bisher vehement für eine Vertragsverlängerung Jaschinskis eingesetzt und dafür in den letzten Tagen auch die Rückendeckung der regionalen Sparkassenverbände und der Stadt Stuttgart erhalten, die wie das Land Baden-Württemberg an der LBBW beteiligt sind. Doch auf ein „weiter so“ mit Jaschinski wollte sich Oettingers Koalitionspartner FDP keinesfalls einlassen. Angeführt von Justizminister und Vize-Ministerpräsident Ulrich Goll bestanden die Liberalen auf der Ablösung des Bankchefs, den sie für den Vorjahresverlust von 2,1 Milliarden Euro verantwortlich machen. Für den Fall, dass Jaschinski bleiben würde, drohte die FDP damit, die Landeslösung zur Abschirmung riskanter LBBW-Wertpapiere in Höhe von 12,7 Milliarden Euro zu blockieren.

Oettingers Problem: Bis kurz vor der entscheidenden Sitzung der Trägerversammlung hatte er keinen geeigneten Nachfolgekandidaten. Zwar hatte der CDU-Politiker selbst bereits bei LBB-Chef Vetter vorgefühlt, doch gab der ihm zunächst einen Korb. Vetter hatte noch am Donnerstag gesagt: „Das ist kein Thema, ich fühle mich sehr wohl bei der Landesbank Berlin.“

Als die erforderliche Dreiviertelmehrheit für eine Vertragsverlängerung Jaschinskis nicht zustande kam, entwickelte das Thema jedoch eine „Eigendynamik“, wie es bei der LBB heißt. Wie verlautete, soll es vor allem dem Einfluss von DSGV-Präsident Haasis zu verdanken sein, dass Vetter doch noch für den Wechsel nach Stuttgart gewonnen werden konnte.

Ganz uneigennützig war diese Schützenhilfe indes nicht: Einerseits musste es den Sparkassen darum gehen, ihr mit Abstand stärkstes Institut endlich aus den Negativschlagzeilen heraus zu bringen. Zum anderen aber ist die LBBW mit dem erfahrenen Sanierer Vetter an der Spitze jetzt personell so gut aufgestellt, dass das Sparkassenlager insgesamt gestärkt in die in der kommenden Woche anstehenden Abschlussberatungen zur Gründung der sogenannten Bad Banks gehen kann. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte wiederholt betont, dass er Hilfen für die Landesbanken von Zugeständnissen der Länder bei der Konsolidierung der Institute abhängig machen will. Der DSGV hatte in der Vergangenheit mehrfach für eine Konzentration der Landesbanken auf künftig nur noch ein oder zwei Spitzeninstitute plädiert.

In der LBB habe die Ankündigung von Vetters Weggang „wie eine Bombe eingeschlagen“, sagte die Betriebsratsvorsitzende Bärbel Wulff. „Obwohl er sich einen Namen als harter Sanierer gemacht hat, hat er im Umgang mit den Beschäftigten nie die Menschlichkeit aus den Augen verloren.“

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