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Trostpflaster für Lehman-Opfer: Die Citibank will Entschädigung für wertlose Zertifikate zahlen

Nach einigen Sparkassen und Volksbanken will jetzt auch die Citibank zumindest einen Teil ihrer Kunden, die durch die Lehman-Pleite geschädigt sind, entschädigen. Citibank-Chef Franz Josef Nick stellt dafür rund 27 Millionen Euro zur Verfügung.

Jedes vierte Lehman-Opfer der Citibank, die inzwischen zur französischen Crédit Mutuel gehört, soll von der Kulanzregelung profitieren und im Durchschnitt die Hälfte seines Kapitals zurückerhalten, kündigte Nick gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW am Donnerstag in Düsseldorf an. Die Verbraucherschützer hatten die Erstattungsregeln mit der Bank ausgehandelt.

Profitieren sollen besonders ältere, risikoscheue und unerfahrene Anleger. Sie sollen sogar bis zu 80 Prozent ihres Geldes zurückerhalten. Vermögende, risikobereite und erfahrene Anleger gehen nach dem Modell dagegen überwiegend leer aus. Wie viele Citibank-Kunden Opfer wurden und wie hoch der Gesamtschaden ist, sagte der Bankchef nicht. Es seien aber entgegen öffentlicher Schätzungen „deutlich unter 30 000“.

Lehman-Geschädigte demonstrierten während der Bekanntgabe der Kulanzregelung in Düsseldorf gegen die Citibank. Sie schätzen den Schaden für Citibank-Kunden auf bis zu 600 Millionen Euro. Citibank-Chef Nick sagte, die Bank habe bereits rund 100 Anlegern insgesamt 600 000 Euro erstattet.

Viele deutsche Anleger hatten durch die Lehman-Pleite im September 2008 Geld verloren. Verluste mit Zertifikaten bei einer Bank-Pleite fallen – anders als Sparguthaben – nicht unter den Schutz der Einlagensicherung. Die Zahl der geschädigten Sparer wird deutschlandweit auf bis zu 50 000 geschätzt, allein bei der Verbraucherzentrale NRW haben sich 1000 Bankkunden gemeldet.

Zielscheibe der Proteste sind vor allem die Citibank und die Dresdner Bank, die die Papiere bundesweit vertrieben hatten. Anders als die Citibank lehnt die Dresdner Bank weiterhin eine pauschale Entschädigung ihrer Kunden ab. „Wir haben uns in Einzelfällen geeinigt“, sagte ein Banksprecher auf Anfrage. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat dagegen bereits rund 1000 Kunden eine Entschädigung gezahlt, die Frankfurter Sparkasse will nach Informationen des „Handelsblatts“ gut zehn Prozent der bei ihr betroffenen 5000 Anlegern entschädigen.

Citibank-Kunden steht es frei, das Angebot anzunehmen. Der Chef der Verbraucherzentrale NRW, Klaus Müller, betonte, die Opfer könnten stattdessen natürlich auch vor Gericht ihren Schaden einklagen. Allerdings sind die Erfolgsaussichten vor Gericht bisher sehr unterschiedlich. Im vergangenen November lehnte das Landgericht Frankfurt Schadenersatzansprüche gegen die Frankfurter Sparkasse ab, weil die Kunden nach Meinung des Gerichts nicht nachweisen konnten, beim Kauf der Papiere falsch beraten worden zu sein.

Wenige Monate später schöpften die Anleger neue Hoffnung. Das Hamburger Landgericht hatte nach der ersten öffentlichen Anhörung durchblicken lassen, dass es der Klage eines Anlegers gegen die Sparkasse gute Erfolgschancen einräume. Nach der Stellungnahme der Haspa revidierte der Richter seine Meinung jedoch. Die Sparkasse hatte eine Gewinnmarge von 3,8 Prozent plus einem Prozent Ausgabeaufschlag für den Verkauf der Zertifikate angegeben – nach Meinung des Richters zu wenig, um den Käufer vom Erwerb abzuhalten. Das Verfahren ist vertagt worden.(mit dpa)

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