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US-Bankenkrise: McCain und Obama plädieren für Bankenhilfe

Mit dem Zusammenbruch des Baufinanzierers Indymac und dem Kurssturz der beiden halbstaatlichen Hypotheken-Riesen Freddie Mac und Fannie Mae erreicht die Kreditkrise in den USA eine neue Dimension.

New York / Düsseldorf - Marktteilnehmer fürchten einen turbulenten Wochenstart an den Finanzmärkten, weil die Nachricht über die Pleite des zweitgrößten amerikanischen Finanzinstituts die Weltmärkte kurz nach Börsenschluss an der Wall Street erreichte. Der größte unabhängige börsennotierte Baufinanzierer Indymac wurde, wie berichtet, vom Staat übernommen, nachdem das Geldhaus in massive Kapitalnöte geraten war. Es ist die drittgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte. Präsident George W. Bush wurde über die Lage des Baufinanzierers und der Hypothekenriesen informiert. Er versicherte, dass Finanzminister Henry Paulson und Notenbankchef Ben Bernanke „sehr hart“ an dem Problem arbeiten würden.

Präsident Bushs potenzielle Nachfolger äußerten sich am Wochenende ebenfalls besorgt. Fannie Mae und Freddie Mac würden „sehr wahrscheinlich“ staatliche Unterstützung benötigen, räumte der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain ein. Sein demokratischer Widersacher Barack Obama sprach von einem „außergewöhnlichen Problem“ und forderte von der Regierung „mutige Schritte“, um die Lage am Immobilienmarkt zu stabilisieren. Obama plädierte für ein zusätzliches Hilfsprogramm von 50 Milliarden Dollar.

Mit einer schriftlichen Erklärung, dass die Hypothekenbanken „in ihrer aktuellen Form“ erhalten werden sollen, hatte Finanzminister Paulson am Freitag eine drohende Börsenpanik an der Wall Street abgewendet. Der Dow Jones war zwischenzeitlich erstmals seit Juni 2006 unter die Marke von 11 000 Punkten gestürzt, konnte seine Verluste nach den Worten Paulsons aber einschränken.

Angesichts der Hiobsbotschaften richten sich Finanzexperten auf nervöse Tage ein. „Wir befinden uns inmitten eines Tsunamis im Finanzsektor. Das ist ein Sturm, den die USA noch nie erlebt haben“, sagte Peter Kenny, vom Wertpapierhaus Knight Equity Markets. Freddie Mac muss am Montag drei Milliarden Dollar an Kurzfristschulden abtreten – ein wichtiger Stresstest für die Märkte. Sollte der Verkauf scheitern, könnte das Misstrauen der Investoren eine neue Dimension erreichen. Freddie und Fannie haben in der Vorwoche knapp die Hälfte ihres Börsenwerts verloren.

Die Regierung in Washington sieht sich einem Dilemma gegenüber. Auf der einen Seite versucht sie den Eindruck zu zerstreuen, dass sie eine Verstaatlichung von Fannie und Freddie plane. Experten erwarten für diesen Fall einen weiteren Dollarsturz, weil das Fünf-Billionen-Dollar-Kreditportfolio der Immobilienriesen die Staatsverschuldung dramatisch erhöhen würde. Doch ohne Verstaatlichung droht der Zusammenbruch der Immobilienriesen. Dabei kann die Regierung keinesfalls zusehen, weil Fannie und Freddie das Rückgrat des US-Immobilienmarktes bilden. Auf die beiden Schwesterorganisationen entfallen 80 Prozent aller Neukredite im Hypothekenmarkt. ebe/som (HB)

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