zum Hauptinhalt
Börse in Frankfurt.

© dpa

Vor Börsenbeginn: Dow Jones schließt nach Vortagsrekord etwas tiefer - Dax vorbörslich kaum verändert

Nach seinem Rekordschluss vom Vortag musste der Dow Jones am Donnerstagabend leichte Verluste hinnehmen. Der Dax ist am Freitagmorgen vor Börsenbeginn kaum verändert.

Von Andreas Oswald

Der Dow Jones ist am Donnerstag nach dem Rekordschluss vom Vortag etwas tiefer aus dem Handel gegangen. Die zuletzt verschmähten Technologietitel erfreuten sich hingegen einer gestiegenen Beliebtheit. Die Anleger hätten eine Flut von Konjunktur- und Unternehmensdaten abgewogen, sagten Händler. Auch Übernahmespekulationen machten erneut die Runde und beeinflussten die Kurse der betroffenen Unternehmen deutlich. Der Dax ist vorbörslich kaum verändert.

Warten auf die US-Arbeitsmarktzahlen

Vor der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts dürfte der Dax am Freitag laut Börsianern kaum verändert starten. Analysten rechneten für April mit einem Plus von 210.000 Stellen nach 192.000 im Monat zuvor. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes ist entscheidend für den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank. Am Mittwoch hatte die Fed ihre monatlichen Geldspritzen zur Belebung der Wirtschaft um zehn auf 45 Milliarden Dollar gedrosselt. Die Zentralbanker wollen ihre Konjunkturhilfen im Herbst einstellen und peilen Beobachtern zufolge frühestens Mitte 2015 eine Zinserhöhung an.

Konjunkturdaten mit gemischtem Bild

Der Dow Jones Industrial verlor 0,13 Prozent auf 16 585,87 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 0,01 Prozent auf 1883,68 Punkte nach. Für den technologielastigen Auswahlindex NASDAQ 100 ging es hingegen um 0,34 Prozent auf 3594,36 Punkte bergauf.

Die am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturdaten hatten ein gemischtes Bild gezeichnet: Während die Konsumfreude und die Stimmung der Einkaufsmanager stärker gestiegen war als Experten erwartet hatten, enttäuschte die Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie der Bauausgaben.

An der Spitze des Dow Jones legten Merck & Co um knapp zwei Prozent zu. Medienberichten zufolge spricht der deutsche Bayer-Konzern mit dem US-Pharmariesen exklusiv über den Kauf des Merck-Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten. Die Leverkusener bereiteten sich auf einen Kaufpreis von 14 Milliarden US-Dollar vor, hieß es. Zuvor hatte sich der britische Pharma- und Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser aus dem Übernahmepoker zurückgezogen.

Auf dem zweiten Platz im Dow gewannen Visa knapp zwei Prozent.

Händler verwiesen auf ermutigende Quartalszahlen des Konkurrenten Mastercard. Der Kreditkartenanbieter hatte im ersten Jahresviertel den Gewinn deutlich gesteigert und die Erwartungen von Analysten übertroffen. Mastercard-Aktien selbst legten um knapp ein Prozent zu.

Exxon Mobil gaben trotz eines weniger deutlich als befürchtet ausgefallenen Gewinnrückgangs im ersten Quartal als einer der schlechtesten Dow-Werte um knapp ein Prozent nach. Händlern zufolge bedroht die Ukraine-Krise die Aussichten des Öl-Riesen, mit Russland Geschäfte zu machen. Aktien des Branchenkollegen ConocoPhillips, der im abgelaufenen Jahresviertel mehr Gewinn eingefahren hatte als vom Markt erwartet, legten hingegen um knapp ein Prozent zu.

Trotz des Feiertages in weiten Teilen Europa sorgten am Donnerstag auch Deutsche für Aufsehen an der Wall Street. Medienberichten zufolge bereitet der US-Mobilfunker Sprint ein Übernahmeangebot für die Telekom-Tochter T-Mobile US vor. Die Amerikaner scheint die Strategie des Unternehmens, Kundenwachstum mit Verlusten zu erkaufen, also nicht zu stören. Im ersten Quartal hatte T-Mobile US mit 1,3 Millionen festen Verträgen zwar mehr Kunden gewonnen als im vierten Jahresviertel und als von Analysten erwartet. Allerdings hatte unter dem Strich erneut ein Minus gestanden. T-Mobile-Titel sprangen um gut acht Prozent nach oben, Sprint-Aktien legten um knapp drei Prozent zu. Die an der New Yorker Börse gehandelten sogenannten Hinterlegungsscheine der Deutschen Telekom gewannen gut zwei Prozent.

Der Euro bewegte sich vor dem Hintergrund des Feiertages in den Ländern der Eurozone kaum. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,3864 US-Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen legten um 9/32 Punkte auf 101 5/32 Punkte zu. Ihre Rendite betrug 2,62 Prozent.

US-Konsum mit Rekord

Die Kauflaune der US-Verbraucher schürt Hoffnungen auf ein kräftiges Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal. Die Konsumausgaben erhöhten sich im März um 0,9 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Der Konsum stieg damit auf das höchste Niveau seit mehr als viereinhalb Jahren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet, nachdem es im Monat zuvor nur zu 0,5 Prozent gereicht hatte.

Der Konsum macht mehr als 70 Prozent der US-Wirtschaftsleistung aus. Ein Grund für die Kauflaune ist die verbesserte Lage am Arbeitsmarkt. Die Unternehmen schufen im April zuletzt 220.000 neue Stellen - so viele wie seit November 2013 nicht mehr, wie der private Arbeitsvermittler ADP herausfand. Die Einkommen legten im März zudem um 0,5 Prozent zu.

Auch das Wachstum der US-Industrie hat sich im April verstärkt. Der Einkaufsmanager-Index stieg auf 54,9 (März: 53,7) Punkte, wie aus einer Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) unter Unternehmen hervorgeht. Das war der dritte Zuwachs in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier einen Wert von 54,3 Zählern erwartet. Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Barometer Wachstum. “Die Daten untermauern unsere Erwartung eines Wirtschaftswachstums von 3,5 Prozent oder mehr für das zweite Quartal“, sagte Millan Mulraine, stellvertretender Chefvolkswirt beim Broker TD Securities in New York.

Die US-Wirtschaft war zum Jahresanfang kaum vom Fleck gekommen. Der harte Winter sorgte für ein nur minimales Wachstum: Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen Januar bis März aufs Jahr hochgerechnet um 0,1 Prozent zu. In den kommenden Monaten dürfte die Konjunktur nach Ansicht von Ökonomen aber wieder stärker anziehen. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) treibt auch deswegen die Normalisierung ihrer Geldpolitik voran. Die monatlichen Geldspritzen zur Belebung der Wirtschaft werden um weitere zehn auf 45 Milliarden Dollar gedrosselt.

Fed-Chefin Janet Yellen sagte am Donnerstag, dass kleine US-Banken mehr Kredite an ihre Kunden vergäben. Die Wachstumsraten seien zwar noch langsam, aber stetig. Das sei ein ermutigendes Zeichen für die Konjunktur.

Britische Wirtschaft brummt

Die britische Wirtschaft brummt weiter und setzt die Notenbank des Landes unter Handlungsdruck. Der Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe kletterte im April deutlich auf 57,3 Punkte, wie das Forschungsinstitut Markit am Donnerstag mitteilte. Damit wurden alle Schätzungen von Ökonomen übertroffen und der höchste Stand seit acht Monaten erreicht. Werte oberhalb von 50 Punkten signalisieren Wachstum.

Außerdem läuft der Immobilienmarkt heiß. Das Kreditinstitut Nationwide sprach davon, dass die Häuserpreise im April durchschnittlich fast elf Prozent über den Vorjahreswerten lagen. Einen schnelleren Anstieg hat es auf der Insel seit Ausbruch der weltweiten Finanzkrise Mitte 2007 nicht mehr gegeben.

Der Chef-Ökonom der britischen Notenbank, Spencer Dale, hatte sich diese Woche bereits besorgt geäußert. Der Immobilienmarkt müsse die Geldpolitiker nervös machen. Es wird befürchtet, dass es zu einer Preisblase kommen könnte.

Die Finanzkrise vor sieben Jahren begann in den USA damit, dass die Häuserpreise nach rasanten Zuwächsen plötzlich fielen und viele Kredite platzten.

“Es gibt überhaupt kein Anzeichen dafür, dass sich das Wachstum in Großbritannien abkühlt“, sagte Rob Wood, Ökonom bei der Berenberg-Bank. Im ersten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorjahr um 3,1 Prozent zu - das stärkste Wachstum seit gut sechs Jahren. Wood ergänzte, die Bank von England werde die Zinsen voraussichtlich Anfang 2015 anheben, eventuell sogar schon dieses Jahr. Als Reaktion auf die Finanzkrise wurden die Leitzinsen bis auf 0,5 Prozent gesenkt. (mit dpa und Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false