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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Vor Börsenbeginn: Wie Wolfgang Schäuble Deutschlands Position verteidigt

Auf der Herbsttagung des IWF hat Finanzminister Wolfgang Schäuble die Ansicht bekräftigt, dass für anhaltendes Wachstum Strukturreformen benötigt würden. Der Dax zeigt sich am Montagmorgen vorbörslich weiter schwach.

Von Andreas Oswald

Der Internationale Währungsfonds hat sich auf seiner Herbsttagung über die Wirtschaftslage in Europa und besonders in Deutschland besorgt gezeigt. Die Förderung des Wachstums habe im Moment höchste Priorität, erklärte der Fonds laut Reuters am Wochenende in Washington. In einer Reihe von Staaten sei die Arbeitslosigkeit inakzeptabel hoch und die Konjunktur schwach. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erklärte, von einer weltweiten Wirtschaftskrise könne keine Rede sein. Für dauerhaftes Wachstum würden Strukturreformen benötigt.

Forderungen an Deutschland, mehr Schulden zu machen, wurden in den vergangenen Tagen immer lauter. Deutschland gibt hingegen der Haushaltsstabilität Vorrrang. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte für 2015 eine "schwarze Null" für den Bundeshaushalt vorgegeben. Vertreter der US-Notenbank Fed brachten am Wochenende wegen der weltweiten Wirtschaftsschwäche eine Verschiebung der Zinswende ins Gespräch. Zwar schwächelt die Konjunktur auch etwa in Japan und China. Die zunehmende Sorge um die Wirtschaftslage speziell in Europa hatte allerdings zu handfesten Kursverlusten an der Wall Street geführt. Die Erholung in der Euro-Zone falle offenbar viel schwächer aus als im Frühjahr erwartet, sagte am Freitag der Europa-Experte des IWF, Mahmood Pradhan, in Washington. “Wir sind ziemlich besorgt über die Abkühlung in Deutschland.“ Der IWF hat seine Prognose für Deutschland kräftig nach unten revidiert. Er erwartet für dieses Jahr ein Wachstum von 1,4 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt weniger als ursprünglich veranschlagt. Schäuble erklärte in Washington, es gebe keinen Grund, von einer weltweiten Wirtschaftskrise zu sprechen. Er betonte die Notwendigkeit eines dauerhaften Wachstums, das nur durch Strukturreformen zu erreichen sei. Diese müssten allerdings an die unterschiedlichen Situationen in den einzelnen Kontinenten und Ländern angepasst werden. Der österreichische Notenbankchef Ewald Nowotny verwies auf den schwächeren Euro, der auf ein Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone im kommenden Jahr hoffen lasse. Außerdem trage dies dazu bei, die Gefahr einer zu niedrigen Inflation einzudämmen.

IWF warnt vor Wachstumsflaute

Der IWF rief die Staaten in seinem Kommunique mit Nachdruck zur Förderung des Wachstums auf. Sie müssten politisch schwierige Reformen des Arbeitsmarkts und der Sozialsysteme vornehmen, um die so freiwerdenden Mittel für die Infrastruktur und die Schaffung von Arbeitsplätzen einsetzen zu können. Die Maßnahmen seien nötig, um dem “sehr reelle Risiko einer längeren Phase eines unterdurchschnittlichen Wachstums zu begegnen“, erklärte der Vorsitzende des Lenkungsausschusses, Singapurs Finanzminister Tharman Shanmugaratnam. Insgesamt setze sich trotz gewisser Rückschläge weltweit eine uneinheitliche wirtschaftliche Erholung fort, erklärte der Ausschuss weiter. Besonders in Großbritannien und den USA verbessere sich die Lage.

Allerdings steigt gerade in den USA die Sorge, die lahmende Weltwirtschaft könne auf die amerikanische Konjunktur übergreifen. “Wenn das Wachstum im Ausland schwächer ausfällt, könnte das dazu führen, dass der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik länger als üblich dauert“, sagte Fed-Vizepräsident Stanley Fischer nach Angaben von Reuters. Ähnlich äußerte sich Fed-Gouverneur Daniel Tarullo. Die US-Notenbank müsse bei ihren Entscheidungen die Entwicklung im Ausland bedenken, sagte er. Im Moment wird eine Zinswende etwa Mitte 2015 erwartet. Die Fed betreibt seit Ende 2008 eine Nullzinspolitik, um die Wirtschaft anzukurbeln und den Arbeitsmarkt auf Touren zu bringen.

Börsen könnten weiter korrigieren

Der Dax zeigt sich am Montagmorgen vorbörslich weiter schwach. Am Freitag hatte der Dax aus Furcht vor einbrechenden Unternehmensgewinnen bereits 2,4 Prozent niedriger bei 8788 Zählern geschlossen. Im Vergleich zur Vorwoche büßte er 4,4 Prozent ein.
In den USA geht die Bilanzsaison in den nächsten Tagen in die heiße Phase. Großbanken wie Citigroup, J.P. Morgan (beide Dienstag), Bank of America (Mittwoch), Goldman Sachs (Donnerstag) und Morgan Stanley (Freitag) legen ihre Ergebnisse für das dritte Quartal vor.
Schwache Vorgaben lieferten auch die US-Börsen. Der Dow-Jones-Index verlor am Freitag 0,7 Prozent, der S&P-500 1,2 Prozent und der Nasdaq-Composite 2,3 Prozent.
In China gab der Shanghai-Composite am Montag 0,8 Prozent nach, der Nikkei-Index blieb wegen eines Feiertags geschlossen.(mit Reuters)

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