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Finanzen: Vorsicht im Freiverkehr

Anleger-Frage an Malte Diesselhorst, Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Anleger beklagen sich immer häufiger über mangelnde Transparenz im Freiverkehr der Börse, wo amtlich nicht notierte Werte gehandelt werden. Wie kann man sich hier vor bösen Überraschungen schützen?

Als Anfang Februar die Aktien der amerikanischen Fluglinie United Airlines vom Handel ausgesetzt wurden, traf das viele deutsche Anleger unvorbereitet. Der Grund: Die Aktien sind bei uns im Freiverkehr notiert, in dem nur geringe Transparenzanforderungen gelten. Deshalb erfuhren die deutschen Aktionäre über den Stand des in den USA schon seit fast drei Jahren laufenden Gläubigerschutzverfahrens nur wenig – und zu spät.

Im Freiverkehr gelten viele Regeln anderer Börsensegmente nicht. Die Unternehmen sind nicht wie im so genannten Prime oder General Standard verpflichtet, kursbeeinflussende Ereignisse in Pflichtmitteilungen (Ad-hoc-Mitteilungen) zu veröffentlichen oder die Überschreitung von Beteiligungsschwellen durch Aktionäre zu melden. Auch Quartalsberichte müssen sie nicht erstellen. Anleger sind deshalb auf freiwillig gegebene Unternehmensinformationen, eigene Recherchen und Analystenmeinungen angewiesen.

Das gilt besonders auch für den Ende vergangenen Jahres entstandenen Entry Standard. Das Freiverkehrs-Segment hat zum Ziel, Unternehmen einen schnellen und kostengünstigen Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Diese Chance haben bereits über zwanzig Unternehmen genutzt, einige sogar ohne Börsenprospekt. Viele Privatanleger sind an solchen Werten trotz der spärlichen Informationen sehr interessiert – die rasante Kursentwicklung mancher Aktien lockt Investoren an und weckt Erinnerungen an die Anfangszeiten des Neuen Marktes.

Doch der Entry Standard wurde eigentlich für erfahrene institutionelle Anleger (Versicherungen, Investment- und Pensionsfonds, Banken) geschaffen und hat für sie durchaus seine Berechtigung. Wer als Privatanleger in Aktien dieses Segments investieren will, muss über gute Kenntnisse, starke Nerven und eine ordentliche Portion Risikobereitschaft verfügen. Und er muss sich selbst laufend aktiv informieren, um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen.

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an Malte Diesselhorst

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