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Währung: Schweizer frustriert über weichen Franken

Für die Schweiz ist der Franken ein Nationalsymbol und Zeichen der eigenen Identität. Doch seit einiger Zeit verfällt der Wert der eidgenössischen Währung zusehends.

Einkaufen in der Schweiz? Das war beispielsweise für Bundesbürger zu teuer. Doch das ist jetzt anders. Seit Monaten nimmt der ehemals gewichtige Franken ab, und der Euro kostet jetzt ganze 1,65 Franken. Das wären zwar immer noch 1,18 DM - aber der Euro schlägt nun ganz anders zu Buche. Die Schweizer Wirtschaftsmagazine sprechen bereits vom "Schwanengesang" ("Bilanz") für ihre Währung und fragen besorgt, ob der Franken bald nur noch Folklore sei ("Cash"). Und das Magazin "Facts" weiß, wenn der Franken bröckelt, kratzt das bei vielen Eidgenossen am Selbstbewusstsein. Immerhin ist die seit 1850 bestehende harte Währung ein Nationalsymbol - wie es die abgestürzte Swissair war.

Seit Mai 2006 geht der Kurs des Franken konstant gegenüber dem Euro zurück. Da lohnt es sich für Deutsche immer mehr, über die Grenze zu gehen und einzukaufen. Umgekehrt halten sich die Schweizer, die früher in Scharen in den deutschen Grenzstädten shoppen gingen, nun zurück. Doch profitiert etwa der Tourismus vom Währungsverfall: In der Schweiz können sich nicht mehr nur überaus Wohlhabende einen Urlaub leisten. Und natürlich profitiert der Schweizer Export vom billigeren Franken, etwa bei Maschinen, von denen die meisten in den Euroraum gehen. Das sorgt in der Schweiz für volle Auftragsbücher, Fachkräfte werden Hände ringend - vor allem in Deutschland - gesucht.

Allerdings kommt dem Finanzplatz Schweiz die Schwäche des Schweizer Frankens nicht gelegen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wiegt der Finanzsektor in der Schweiz im Vergleich zum Industriebereich zwei bis drei Mal mehr als in anderen Ländern Europas. Für Jean-Pierre Roth, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, handelt es sich auch nicht um eine Schwäche des Franken. "Alle Elemente einer gesunden und stabilen Währung sind vorhanden, die Schwäche kann nur von vorübergehender Natur sein", glaubt Roth.

Stabile und gesunde Währung

So geht denn auch die Schweizer Nationalbank für das laufende Jahr von einer Teuerung im Lande von nur 0,5 Prozent aus. Somit verfüge die Schweiz langfristig über eine stabile und gesunde Währung. Hintergrund für den Kursabstieg sei vielmehr der Aufstieg des Euro zur Weltwährung. Der Franken nimmt damit neben dem Dollar an Bedeutung ab. Andere Finanzexperten sprechen gar von einer Euro-Stärke, die alle anderen Währungen in den Schatten stelle.

Auch die Schweizer Konsumenten, die wegen der teureren Importe eigentlich höhere Preise fürchten müssten, wurden bisher verschont. Der enorme Wettbewerbsdruck, etwa im Lebensmitteleinzelhandel, hält die Preise konstant. Und die Konkurrenz aus Deutschland wächst: Aldi ist schon da und Lidl will laut Presseberichten 240 Filialen in der Schweiz eröffnen.

Heinz-Peter Dietrich[dpa]

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