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Finanzexperten: Griechische Umschuldung käme Eurozone doppelt teuer

Finanzminister Schäuble hält eine Umschuldung Griechenlands inzwischen für dringend geboten. Die EZB setzt er damit unter Druck - die deutschen Banken auch.

Die deutschen Banken reagieren zurückhaltend auf den Schwenk von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hin zu einer Umschuldung Griechenlands, wenn private Gläubiger sich beteiligen.

Grundsätzlich sei eine Verlängerung der Laufzeiten von griechischen Staatsanleihen eine „mögliche Lösung“, sagte Andreas Schmitz, Präsident des Bankenverbands (BdB), in Berlin. Die Umschuldung Griechenlands müsse aber auf „freiwilliger Basis erfolgen“.

Schäuble hatte in einem Brief an seine Amtskollegen in der EU, die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB) und den Internationalen Währungsfonds (IWF) eingeräumt, dass neben einem weiteren milliardenschweren Hilfspaket eine Umschuldung Griechenlands wohl unumgänglich sei. Ansonsten drohe ein ungeordneter Bankrott.

Auch private Gläubiger wie Banken müssten sich an der Umschuldung beteiligen. Sie sollten Griechenland sieben weitere Jahre Zeit geben, seine Schulden zurückzuzahlen.

Den Zeitpunkt für eine sogenannte sanfte Umschuldung, bei der Gläubiger des griechischen Staates auf einen Teil der Schuldenrückzahlung verzichten oder die Laufzeiten der Kredite verlängern, ist nach Auffassung der Banken noch nicht gekommen. Die Beteiligung privater Gläubiger dürfe erst am Ende einer tragfähigen Lösung stehen, sagte Schmitz weiter.

Für die deutschen Banken könnte eine solche Beteiligung besonders schmerzhaft werden. Sie haben griechische Beteiligungen im Wert von gut 20 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Anders als andere europäische Geldhäuser haben sie im vergangenen Jahr jedoch kaum Staatsanleihen abgestoßen.

Dass die Banken durch diese Zurückhaltung Finanzminister Schäuble bei seinem Bemühen um eine Rettung der Griechen unterstützen wollten, glaubt Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums, indes nicht. „Diese Staatsanleihen sind nur mit hohem Verlust zu verkaufen“, sagte Gerke Tagesspiegel Online. Er vermutet daher, dass die deutschen Institute ihre Bilanzen nicht mit hohen Abschreibungen durch griechische Staatsanleihen belasten wollten.

Den Schwenk Schäubles sieht er als Folge einer gewissen Naivität unter den Finanzministern der Euro-Gruppe. „Schäuble hatte wohl die Illusion, dass man Griechenland mit 100 Milliarden Euro retten kann.“ Der Lernprozess komme nun reichlich spät und sei nicht billig.

„Griechenland war lösbar“, sagte der Finanzexperte. Hätten die Mitgliedsstaaten der Eurozone von Anfang an auf eine Umschuldung statt auf Finanzspritzen gesetzt, wäre dies in Gerkes Augen zwar auch teuer geworden, weil die Staaten dann möglicherweise den Finanzsektor hätten stützen müssen.

Nun stünden die Euroländer aber vor einem doppelten Problem. Zum einen müssten sie bestehende und künftige Rettungspakete für Griechenland bezahlen. Zum anderen könnte es bei einer Umschuldung langfristig nötig werden, den dort investierten Geldinstituten unter die Arme zu greifen. Kann nämlich Griechenland seine Schulden bei privaten Gläubigern auch nach einer verlängerten Frist nicht bedienen, müssten die Staaten ihren Banken aushelfen, um eine neue Finanzkrise zu verhindern und den europäischen Finanzmarkt zu stabilisieren.

Dennoch sieht Gerke den Richtungswechsel des deutschen Finanzministers als Wegweiser, in welche Richtung sich die Eurozone im Fall Griechenland bewege. Bislang war eine Umschuldung Griechenlands auch am Widerstand von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet gescheitert. Die Zentralbank hatte massenhaft griechische Staatsanleihen aufgekauft und ist inzwischen einer der größten Gläubiger. Insofern müsste auch sie sich an den Kosten einer möglichen Umschuldung beteiligen. Die neue deutsche Position setzt den Notenbankchef unter Druck.

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