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Wirtschaft: Finanziell geht es den Alten immer besser

Weniger Armut: Nur 1,8 Prozent der Menschen über 65 sind auf Sozialhilfe angewiesen

Berlin – Die Einkommenssituation von Senioren hat sich in den letzten Jahren verbessert. Zwischen 1999 und 2003 sind die durchschnittlichen Nettoeinkommen um elf Prozent gestiegen. Das geht aus ersten Ergebnissen der Studie „Alterssicherung in Deutschland“ hervor, die das Bundessozialministerium in Auftrag gegeben hat. Im Westen lag das Durchschnittseinkommen 2003 bei 1641 Euro, im Osten bei 1477 Euro. In der repräsentativen Studie wurden rund 37 000 Personen befragt.

In den Daten noch nicht berücksichtigt sind die Auswirkungen der Gesundheitsreform. Seit 2004 müssen Rentner die vollen Krankenkassenbeiträge auf Betriebsrenten zahlen. Außerdem gab es im selben Jahr eine Nullrunde. Der Ökonom Gert Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung geht dennoch davon aus, dass sich die relative Einkommenssituation der Rentner seitdem nicht verschlechtert haben dürfte. „Die Maßnahmen waren vertretbar“, sagt Wagner.

Senioren sind in Deutschland nicht mehr die Gruppe, die am stärksten von Armut betroffen ist. Während Anfang der 80er Jahre mehr als ein Viertel betroffen waren, beziehen inzwischen nur noch 1,8 Prozent Sozialhilfe. Ob jemand unter Altersarmut leiden muss, hängt heute stark von der Lebenssituation ab. Nach früheren Erhebungen des Sozioökonomischen Panels (SOEP) haben allein lebende ältere Frauen eine schlechtere Einkommenssituation als Paare oder jüngere Rentner.

Eine niedrige gesetzliche Rente sagt allerdings noch nichts über das tatsächliche Armutsrisiko aus. So sind nur drei Prozent der Rentner, die weniger als 275 Euro im Monat beziehen, tatsächlich auch auf die Grundsicherung angewiesen. Das liegt daran, dass zahlreiche Rentner über zusätzliche Einkünfte verfügen – zum Beispiel Betriebsrenten, Mieteinnahmen oder Zinseinkünfte. Aber auch Beamte, die kurz als Arbeitnehmer tätig waren und neben ihrer Pension eine Minirente beziehen, gehören in diese Gruppe.

Während derzeit der Anteil der gesetzlichen Rentenversicherung an den Alterseinkünften noch bei zwei Drittel liegt, wird dieser in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen. „Die jüngere Generation muss eine zweite Säule aufbauen“, sagt Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD). Der Zuwachs bei den Alterseinkommen um elf Prozent ist laut der Studie sowohl auf ein Plus bei der gesetzlichen Rente zurückzuführen (7,5 Prozent) wie auf ein Plus bei den zusätzlichen Einkünften.

Der DIW-Ökonom Wagner rechnet damit, dass in den nächsten Jahren die Unterschiede innerhalb der Rentnergeneration größer werden. „Das werden wir vor allem in Ostdeutschland erleben“, sagt Wagner. Diejenigen, die lange Zeit arbeitslos waren, könnten nur geringe Rentenansprüche erwerben und verfügten gleichzeitig in der Regel nicht über Betriebsrenten oder andere Einkünfte. Mit Rentensteigerungen für alle werde sich dieses Problem jedoch nicht lösen lassen. Mit Blick etwa auf die Witwenrente sagt Wagner: „Die Diskussion über die Rentenstruktur wird neu belebt.“

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