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Wirtschaft: Finanzierung der WM-Kampagne wackelt

Industrie, Werbeagenturen und Politik streiten über den Auftritt Deutschlands zur Fußballweltmeisterschaft 2006

Berlin - Um die geplante Image-Kampagne zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist ein offener Streit um Kompetenzen, Geld und die Rolle der Bundesregierung entbrannt. Mehrere Unternehmen – darunter VW, Siemens, BASF oder Obi – drohen mit einem Ausstieg aus dem 20-Millionen-Euro-Projekt. Sie kritisieren, dass bislang kein schlüssiges Konzept vorliegt, das die Industrie mit insgesamt zehn Millionen Euro mitfinanzieren soll. Befürchtet wird auch, dass die Kampagne im Bundestagswahlkampf 2006 politisch instrumentalisiert werden könnte.

Die Regierung versuchte am Mittwoch, die Bedenken zu zerstreuen. Sie rechnet weiter mit großem Interesse der Industrie an der Kampagne. Regierungssprecher Béla Anda sprach von ein „paar Rangeleien“, die den Prozess aber nicht stören könnten. „Das kann man gelassen sehen“, sagte er. Einige der Firmen, die mit dem Ausstieg drohten, seien bisher gar nicht als Teilnehmer bekannt gewesen. Anda bekräftigte, dass das Innenministerium zehn Millionen Euro für die Kampagne zur Verfügung stelle. Ob die Industrie ihren Finanzierungsbeitrag in gleicher Höhe leistet, ist aber ungewiss.

Grund ist der Unmut der Unternehmen über die Werbeagenturen Scholz & Friends, Zum Goldenen Hirschen und Lowe, die sich offenbar über die gemeinsame Umsetzung der Kampagne streiten. Scholz&Friends soll mit seinem Konzept „Land der Ideen“ die Kampagne federführend umsetzen, die beiden anderen sind nur beteiligt – allerdings mit sehr unterschiedlichen Ansätzen. An diesem Donnerstag findet ein Treffen der drei Werber statt. „Reine Routine“, hieß es dazu aus dem Kreis der Beteiligten. „Von Streit kann keine Rede sein.“ Mit Blick auf die Kritik der Unternehmen hieß es aber warnend: „Sollte das zum Flächenbrand werden, scheitert die gesamte Kampagne.“

Doch die Unternehmen legten am Mittwoch nach. Audi-Sprecher Stephan Grühsem, der beim VW-Konzern für die Kampagne zuständig ist, sagte dem Tagesspiegel, wenn bis zum 24. Februar kein „stimmiges und schlüssiges Konzept“ vorliege, werde sich Volkswagen nicht beteiligen. An diesem Tag soll das Kampagnenkonzept beim Bundesverband der Industrie (BDI) präsentiert werden. Etwa 20 Unternehmen, so Grühsem, kämen als Finanziers ins Frage. „Wenn bis Ende Februar nichts Vorzeigbares auf dem Tisch liegt, wird aus der Kampagne nichts bis zur Weltmeisterschaft.“

Auch Siemens stellte seine Beteiligung in Frage. Siemens-Manager Dirk Miller wurde in der „Financial Times Deutschland“ mit den Worten zitiert: „So klar ist das noch nicht, dass wir im Boot sind.“ Ein Siemens-Sprecher schränkte am Mittwoch ein, der Konzern stehe der Initiative „grundsätzlich positiv gegenüber und unterstütze sie nach Kräften“. Doch was dies in Euro bedeutet, darüber sei noch keine Entscheidung gefallen. „Erst wenn ein schlüssiges Konzept vorliegt, entscheiden wir, in welchem Umfang wir uns beteiligen.“ In gleicher Weise äußerte sich auch eine Sprecherin von Obi. Bei BASF zeigte man sich zwar von der Kampagne „Land der Ideen“ begeistert. Man befürchte jedoch, dass das Konzept durch die Mitwirkung der anderen Agenturen verwässert werde, sagte ein BASF-Sprecher. Wichtig sei für BASF, dass es eine Kampagne für den Standort Deutschland werde – „parteipolitisch neutral“.

Der BDI wollte am Mittwoch den Streit um die WM-Kampagne nicht kommentieren. Man wolle sich nicht äußern, bis das Konzept am 24. Februar erneut präsentiert werde. Auch die Rechtsform der aus Industrie und Regierung gebildeten Gesellschaft soll bis dahin klar sein. „Noch gibt es weder einen Auftraggeber noch ein festes Budget“, kritisierte ein Werber.

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