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Hat’s geschafft: Ein Affe im T-Shirt brachte Trigema-Chef und Familienunternehmer Wolfgang Grupp (2.v.r.) den Erfolg.Foto: dpa

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Wirtschaft: Finanzierung für kleine Firmen wird schwieriger

Gerade solide, mittelständische Familienunternehmen profitieren oft von ihren gewachsenen Beziehungen zu Banken. In der Regel kommen sie einfacher an Geld als andere Kleinbetriebe.

Gerade solide, mittelständische Familienunternehmen profitieren oft von ihren gewachsenen Beziehungen zu Banken. In der Regel kommen sie einfacher an Geld als andere Kleinbetriebe. Doch das könnte sich nun ändern. Denn die strengeren Eigenkapitalregeln für die Kreditinstitute wirken sich auch auf von Krediten besonders abhängige und eher schweigsame Familienfirmen aus, sagt Ernst-&-Young-Expertin Britta Becker.

In den Unternehmen sorgt man sich ebenfalls schon: „Sicherlich werden die Banken bei großen Bauvorhaben in Zukunft auch mehr Eigenmittel von den Unternehmen verlangen, wenn sie das Vorhaben finanzieren sollen. Das war früher nicht so der Fall“, sagt Hans-Ernst Maute, geschäftsführender Gesellschafter der Joma-Polytec GmbH, eines Kunststoffspezialisten aus Baden-Württemberg.

Maute ist auch Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. „Von Kollegen höre ich, dass sie sich bei Finanzierungen breiter aufstellen und nicht nur auf eine Bank verlassen.“ Joma-Polytec hat die Finanzierung bei seinen Banken bereits neu geordnet. Die Firma mit 400 Mitarbeitern und rund 80 Millionen Euro Umsatz ist unter anderem als Zulieferer für die Automobilindustrie tätig. Die Mautes halten zwei Drittel der Anteile.

Bankkredite sind bei den meisten Unternehmen immer noch die klassische Finanzierungsform. Nun führten die strengeren Regeln für Banken aber dazu, dass die angebotenen Laufzeiten kürzer werden, so Maute. „Da werden schon einmal drei Jahre anstatt fünf Jahre angedacht.“ Langfristige Planungen könnten so zur Herausforderung werden.

Ernst-&-Young-Expertin Becker rät daher, die strengeren Anforderungen der Banken zu hinterfragen. „Mittelständler sollten ihr Rating mit der Bank besprechen“, sagt sie. Häufig hätten die Institute nicht alle relevanten Informationen, um die Firma richtig einzuschätzen.

Besonders schwer haben es indes Unternehmen, die gerade erst aufgebaut werden. Der seit drei Jahren in Amtszell im Allgäu ansässige Caterer Bio-Genuss GmbH & Co. KG, der mit 15 Mitarbeitern Schulen und Kindergärten mit gesundem Essen versorgt, will expandieren und braucht deshalb frisches Geld. „Das größte Problem ist, dass wir unter die Gastronomie fallen. Und die Gastronomie bekommt nur unter erschwerten Bedingungen Geld“, sagt Wolfgang Trenz, einer der beiden Chefs. Um ihre Finanzkraft und ihre Bonität zu stärken, holten die beiden Macher die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG) ins Boot. Die MBG hält mittlerweile eine stille Einlage an dem Unternehmen. Das ist eine Beteiligung ohne Mitspracherecht, für die es aber in der Regel feste Zinsen gibt. Eine solche Einlage gilt demnach als Eigenkapital, wodurch wiederum die Verhandlungsposition bei den Banken verbessert wird.

Ein Weg, den auch Joma-Polytec wählte: 2002 hat sich der Zulieferer die Kapitalbeteiligungsgesellschaft BWK als Gesellschafter geholt, um die Kapitalausstattung aufzubessern und in Wachstum zu investieren. Nach Einschätzung von BWK-Geschäftsführer Stefan Wolf sind die aktuell niedrigen Zinsen nicht beim Mittelstand angekommen: „Die absolute Zinshöhe hat sich für den Mittelstand in der Niedrigzinsphase kaum verändert, da die Banken die Risiken und die gestiegenen Eigenkapitalanforderungen in einer höheren Marge berücksichtigten.“

Nach Erfahrung der Kapitalmarktexpertin Becker weichen Mittelständler als Alternative inzwischen auch auf den Kapitalmarkt aus. Beliebt seien Schuldscheine, die dann von Versicherungen oder Pensionskassen gekauft werden. „Auch der Anleihemarkt ist eine Möglichkeit“, sagt Becker.

Unter den eher zur Verschwiegenheit neigenden Familienunternehmern dürfte der Weg über den Kapitalmarkt allerdings eher die Ausnahme bleiben, glaubt die Ernst-&-Young-Expertin. Grund: An den Finanzmärkten müssten sie in der Regel dann doch zu viel von sich preisgeben. dpa

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