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Finanzkrise: Auf Nummer sicher

Deutsche sparen so viel wie seit 14 Jahren nicht. Die Sparquote steigt von 10,5 auf 10,8 Prozent. Gleichzeitig steigt aber auch die Kauflust.

Berlin - Insolvente Banken, abstürzende Kurse, verunsicherte Anleger – die täglich neuen Hiobsbotschaften von den Finanzmärkten haben die deutschen Sparer noch vorsichtiger gemacht. Die Verbraucher legten nicht nur mehr Geld zur Seite, sondern achteten auch immer stärker auf die Sicherheit ihrer Anlagen, berichtet der Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Dienstag. Diesen Trend bestätigt auch das Statistische Bundesamt: Die Sparquote der Deutschen stieg von 10,5 Prozent im Jahr 2006 über 10,8 Prozent (2007) auf aktuell 11,3 Prozent – und damit so hoch wie seit 1994 nicht mehr. Jeder Einwohner sparte im Schnitt 180 Euro monatlich, zehn Euro mehr als 2007.

Zum Vergleich: Die höchste Sparquote in Europa haben die Franzosen mit fast 16 Prozent, die niedrigste die Finnen mit 1,7 Prozent. In den USA ist die Sparquote derzeit negativ, das heißt, die Bürger geben mehr aus, als sie einnehmen.

Dabei legen die Deutschen ihr Geldvermögen durchaus ausgewogen an, haben die Sparkassen herausgefunden. Insgesamt verfügen die Bundesbürger über 4,6 Billionen Euro Geldvermögen. Ein Drittel davon sind in Einlagen bei Kreditinstituten gebunkert, ein weiteres Drittel investierten sie in Wertpapiere und etwa ein Viertel (26 Prozent) in Versicherungen. Der Rest entfällt auf Barreserven und Pensionsrückstellungen.

Die Sicherheit der Anlagen wird dabei ganz groß geschrieben. 91 Prozent halten sie nach einer Umfrage des Sparkassenverbandes im Oktober für „ganz wichtig“ oder „wichtig“. Das ist mit Abstand der höchste Wert bei sämtlichen Faktoren, die bei der Geldanlage eine Rolle spielen. Deutlich weniger wichtig schätzen die Befragten dagegen „Verfügbarkeit“ und „Flexibilität“ ihrer Anlage ein.

Und auch beim Thema Verschuldung sind die Deutschen sehr vorsichtig. Im Vermögensbarometer des DSGV gibt weniger als ein Drittel der Befragten an, sie würden sich für einen Konsumwunsch verschulden. Dagegen sagt fast die Hälfte der Befragten, sie würde für die Erfüllung eines Konsumwunsches in erster Linie auf andere Dinge verzichten (46 Prozent) oder auf finanzielle Reserven zurückgreifen (44 Prozent). Ausnahme sind Immobilien. Zwei Drittel der Immobilien-Interessenten sind bereit, dafür Schulden aufzunehmen. Dabei würden 45 Prozent der Immobilieninteressenten sich bis maximal 60 Prozent des Kaufpreises verschulden, weitere 16 Prozent bis 80 Prozent des Kaufpreises. „Die Umfragewerte decken sich mit der Kreditvergabepraxis“, sagte DSGV-Präsident Heinrich Haasis am Dienstag. Die Eigenkapitalquote bei privaten Immobilienfinanzierungen lägen zwischen 20 und 40 Prozent.

Trotz insgesamt gewachsener Vorsicht ist die Kauflaune der Bundesbürger im Oktober aber sogar noch geringfügig gestiegen, wie der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) in Nürnberg berichtet. Dafür gibt es nach Meinung der Marktforscher eine ganz logische Erklärung. Denn tatsächlich hat die Finanzmarktkrise für „Otto Normalverbraucher“ zumindest kurzfristig auch positive Aspekte. Ein Beispiel dafür ist der deutlich gesunkene Ölpreis, der die Teuerung dämpft. Darum wird die Furcht vor Inflation kleiner. Parallel dazu stieg die Einkommenserwartung vieler Verbraucher.

Positiv auf die Konsumstimmung wirke sich auch aus, dass relativ wenig Deutsche ihr Geld in Aktien investiert hätten, schreiben die GFK-Experten. Der Mehrheit der Bundesbürger bescherte der Milliarden-Crash an den Börsen deshalb keine Verluste, allerdings hätten die Börsenturbulenzen die Rezessionsängste der Deutschen verstärkt. Ein Trost bleibt dagegen die Beschäftigungslage, die nach wie vor positiv ist. Darum hofft auch der Einzelhandel auf gute Geschäfte bis Weihnachten. „Die Finanzmarktkrise ist noch nicht bei den Verbrauchern angekommen“, sagte der Sprecher des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr.

M. Peters, D. Rhee-Piening

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