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Börse

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FINANZKRISE: Aufbruchstimmung an den Börsen

Der Weg Europas trifft auf Zuspruch. Die beschlossenen Rettungspakete beflügeln besonders die Finanzaktien. Doch die Krise ist noch nicht ausgestanden: Der Aufschwung verliert an Dynamik.

Berlin - An den Aktienmärkten macht sich Aufbruchstimmung breit. Die Kurse stiegen auch am Dienstag in Asien, Europa und den USA. Am Morgen schoss der japanische Nikkei-Index in Tokio um mehr als 14 Prozent in die Höhe. Am Montag hatte die Börse geschlossen. Auch in Frankfurt am Main gaben die Optimisten weiter den Ton an: „Mit dem heutigen und gestrigen Tag sieht es nicht mehr nach Weltuntergang aus“, sagte ein Händler. Der Dax stieg zuletzt um 3,6 Prozent auf 5245 Punkte. Noch am vergangenen Freitag war er auf knapp über 4300 Punkte gefallen. Ähnlich hoch fielen die Kursgewinne in London, Paris und Zürich aus. An der Wall Street setzte sich die Rallye ebenfalls fort. Nachdem der Dow-Jones-Index am Montag den höchsten Anstieg seiner Geschichte erlebt hatte – 11,1 Prozent oder 936 Punkte auf 9387 Zähler – kauften Anleger am Dienstag Aktien nach. Der Index notierte zuletzt bei 9543 Punkten – ein Plus von zwei Prozent.

Der Einstieg der US-Regierung bei heimischen Banken und die jüngst beschlossenen milliardenschweren Staatshilfen haben die weltweiten Börsen offenbar beruhigen können. Mit Blick auf das Maßnahmenpaket der Bundesregierung fielen die Kommentare positiv aus. „Inzwischen kann fürwahr von einem wirkungsvollen Krisenmanagement durch die Bundesregierung gesprochen werden“, urteilte Oliver Borgis von der Weberbank. Durch die Eigenkapitalspritzen würden den deutschen Banken neue Kreditspielräume eröffnet. „Dieser Posten stellt daher das eigentliche Schwungrad des Programms dar, das insgesamt sehr positiv zu bewerten ist.“ Die Krise sei gleichwohl noch nicht ausgestanden, sagte Borgis weiter. „Das Hilfspaket wird Schlimmeres vermeiden: Es wird die Kreditkrise verkürzen und die Rezession glätten. Aber vermeiden kann es sie nicht mehr“, glaubt der Weberbank-Experte. Die konjunkturelle Perspektive bleibe verhalten, pflichtete ein Aktienhändler bei. „2009 müssen kleinere Brötchen gebacken werden – das ist in den Kursen aber bereits eingepreist und sollte niemanden überraschen.“

Neue Belastungen für die Konjunktur erwarten Finanzmarktteilnehmer auf dem Rohstoffmarkt. Nach dem teilweise drastischen Preisverfall in den vergangenen Wochen rechnet der Rohstoffexperte Jim Rogers mit langfristig deutlich steigenden Rohstoffkursen. „Das sind vorübergehende Verluste“, sagte der Fondsmanager und Buchautor am Dienstag auf einer Branchenveranstaltung in Frankfurt am Main. „Viele Anleger waren gezwungen, ihre Positionen zu liquidieren.“ An den grundlegenden Gegebenheiten habe sich dagegen nichts geändert. Daher halte er den sogenannten Super-Zyklus, eine Phase jahrzehntelang steigender Kurse, weiterhin für intakt. „Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ist aus dem Gleichgewicht“, sagte Rogers.

Am Dienstag setzten Anleger an der Börse in Frankfurt am Main auf eine rasche Erholung des Finanzsektors. Angetrieben von Kursgewinnen ihrer Pendants in den USA und an den anderen Weltbörsen standen an der deutschen Börse vor allem Finanzaktien an der Dax-Spitze. Primus waren Titel des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) mit einem Plus von bis zu 41 Prozent. Zuletzt gewann die Aktie noch 21 Prozent auf 7,00 Euro. Ende September wurde das Papier aber noch bei knapp 15 Euro gehandelt. Die Aktien der Deutschen Bank gewannen 15 Prozent auf 40,23 Euro.

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