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Finanzkrise: Deutsche Bank greift nach Sal. Oppenheim

Die Finanzkrise ist auch am Bankhaus Sal. Oppenheim nicht spurlos vorübergegangen. Nun droht dem im Familienbesitz befindlichen Institut der Verlust der Unabhängigkeit - die Deutsche Bank hat es auf seine vermögenden Privatkunden abgesehen.

Beide Banken bestätigten Gespräche über eine strategische Partnerschaft der Institute. Die Deutsche Bank teilte mit, sie habe ein unverbindliches Angebot für eine Kapitalbeteiligung abgegeben. Es gehe zunächst um eine Minderheitsbeteiligung, derzeit prüfe man die Bücher von Sal. Oppenheim. Die Gespräche verliefen konstruktiv. 

Der Deutschen Bank zufolge ist das Ziel der strategischen Partnerschaft, den Kunden von Europas größter Privatbank Zugang zum weltweiten Netzwerk der Deutschen Bank zu ermöglichen und zugleich die eigene Position im gehobenen Privatkundengeschäft in Deutschland zu stärken. "Aus strategischer Sicht würde eine Beteiligung an Sal. Oppenheim (deshalb zur Deutschen Bank) passen", schrieb Analyst Olaf Kayser von der LBBW in einem Kurzkommentar. Beide Geldhäuser sind im Investmentbanking sehr aktiv. Aus Finanzkreisen verlautete, strukturelle Veränderungen seien in beiden Unternehmen nicht geplant. 

Steigt die Deutsche Bank tatsächlich ein, würde Sal. Oppenheim einen Teil ihrer Unabhängigkeit verlieren. Sie ist als eine der letzten unabhängigen Privatbanken bislang komplett in Familienbesitz. Noch im Juli hatten die persönlich haftenden Gesellschafter Matthias Graf von Krockow und Friedrich Carl Janssen in einem Interview mit dem Handelsblatt den Einstieg eines externen Investors ausgeschlossen.

Die Privatbank musste im vergangenen Jahr wegen der Finanzkrise erstmals in der Nachkriegsgeschichte einen Verlust verschmerzen. Seit geraumer Zeit halten sich Spekulationen, dass Sal. Oppenheim eine weitere Finanzspritze benötigt, obwohl die Familiengesellschafter bereits 200 Millionen Euro zugeschossen hatten. Weitere Kapitalmaßnahmen hatte der persönlich haftende Gesellschafter Christopher Freiherr von Oppenheim vor einem Monat nicht ausschließen wollen.

Neben dem Einbruch des Geschäfts mit Zertifikaten musste die Privatbank große Verluste aus Beteiligungen an dem inzwischen insolventen Handels- und Touristikriesen Arcandor verkraften. Um die Bilanz der Bank zu entlasten, hatten die Familien Industriebeteiligungen etwa an Arcandor in eine Holding ausgelagert. Das Traditionshaus mit 220 Jahre Geschichte und Kölner Wurzeln hatte im vergangenen Jahr unter dem Strich einen Verlust von 117 Millionen Euro nach einem Gewinn von 255 Millionen Euro im Vorjahr ausgewiesen. Die Höhe des betreuten Vermögens sank um 20 Milliarden Euro auf 132 Milliarden Euro.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, ae, 5.8.2009 - 14:49 Uhr

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