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Finanzkrise: Irische Banken fallen durch Stresstests

Der Bankensektor in Irland bleibt marode. Weitere Milliarden müssen ins System gepumpt werden, ergaben Stresstests bei vier Banken. Der gesamte Finanzsektor soll nun deutlich verkleinert werden.

Madrid/Frankfurt am Main/London - Schon die Entscheidung der irischen Zentralbank am frühen Donnerstag ließ nichts Gutes ahnen: Aktien der Bank of Ireland und der Allied Irish Banks wurden vom Börsenhandel ausgenommen – acht Stunden bevor die Aufseher die Ergebnisse eines Stresstests veröffentlichten. Man wolle durch die Aussetzung Unruhe wegen falscher Gerüchte über den Ausgang der Tests vermeiden. Am späten Nachmittag machte die Zentralbank öffentlich, was die Belastungsproben ergeben hatten: weitere Löcher in den Bankbilanzen. Die Finanzinstitute benötigen zusätzliche 24 Milliarden Euro.

Die größte Kapitalspritze geht an die faktisch verstaatlichte Allied Irish Banks – 13,3 Milliarden Euro. Die Bank of Ireland erhält 5,2 Milliarden Euro, der Staatsanteil von 36 Prozent wird sich wohl deutlich erhöhen. Bei der Bausparkasse EBS, die zu 100 Prozent dem Staat gehört, sind 1,5 Milliarden Euro nötig. Irish Life & Permanent braucht vier Milliarden Euro. Damit wird das einzige verbliebene Institut, das bisher ohne Steuergeld durch die Krise gekommen ist, wohl in Staatshand fallen. Denn Irish Life wird diesen Kapitalbedarf nach Analystenangaben wohl nicht aus eigener Kraft decken können.

Die Gesamtkosten für die Rettung der irischen Banken steigen damit von 46 auf 70 Milliarden Euro. Irland hatte schon 2010 ein 85-Milliarden-Euro-Rettungspaket mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbart, davon waren allein 35 Milliarden Euro für die Banken bestimmt. Mit dieser Summe wird das Land jetzt wohl auskommen.

Bereits in den nächsten Wochen folgt der nächste Stresstest für die irischen Banken: eine Untersuchung der europäischen Aufsichtsbehörde European Banking Authority (EBA). Irland hat die eigenen Stresstests vorher durchgezogen, um schneller Klarheit über den neuen Kapitalbedarf zu haben und den Sektor reformieren zu können. Die Banken sollen schrumpfen, EBS und Allied Irish Banks möglicherweise verschmolzen werden.

Die irischen Untersuchungen waren strenger, als die Tests der EBA sein werden. So hat die irische Zentralbank anders als die EBA die Liquiditätslage der Banken geprüft. Würden das bei allen europäischen Banken gemacht, bekämen die Institute, die durchfallen, kein Geld am Kapitalmarkt mehr. Der irische Bankenmarkt aber hängt ohnehin schon am Tropf der Europäischen Zentralbank. Die Notenbank kündigte am Donnerstagabend an, irische Staatsanleihen weiterhin als Sicherheit zu akzeptieren. HB

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